Mit dem Abklingen der Pandemie begannen viele Unternehmen damit, ihre Mitarbeiter zumindest für einige Tage die Woche wieder ins Büro zu beordern. Ihren Höhepunkt erreichte die Welle im vergangenen Jahr, aber Beispiele wie SAP zeigen, dass sich auch 2024 noch einigen Unternehmen mit dem Thema beschäftigen.
Zwar gab es schon vor COVID eine gewisse Spannung zwischen Unternehmen, die ihre Mitarbeiter im Büro haben wollen, und Mitarbeitern, die mehr Flexibilität wünschen. Wie eine Umfrage von BambooHR zeigt, hat sich die Situation - und der Druck, Produktivität zu beweisen - verschärft und Back-to-Office-Vorgaben entwickelten sich in diesem Jahr zu einem der wichtigsten HR-Themen.
Um zu erfahren, was sie von der Rückkehr ins Büro, der Arbeit von zu Hause aus und hybriden/flexiblen Modellen halten, hat der Anbieter von HR-Software in den USA mehr als 1.500 Vollzeitangestellte befragt, ein Drittel davon Personaler. Die Ergebnisse deuten allgemein darauf hin, dass die Rückkehr in die Büros ein schlecht durchgeführter Fehlschlag war, und sich die Mitarbeiter - egal ob im Büro oder im Home-Office - noch stärker unter Druck gesetzt fühlen, produktiv zu wirken.
Besonders entlarvend ist jedoch ein Wert in der Studie: Ein Viertel der Führungskräfte und ein Fünftel der Personalverantwortlichen hatten nach eigenen Angaben gehofft, dass die verordnete Rückkehr ins Büro dazu führen würden, dass Mitarbeiter das Unternehmen freiwillig verlassen. Wie Umfragen zeigen, geht diese Strategie in der Regel auch auf - wenn auch teilweise nicht mit ausreichendem Erfolg. So glaubten zwei von fünf (37 Prozent) Führungskräften, dass ihr Unternehmen im letzten Jahr Entlassungen vorgenommen hat, weil weniger Mitarbeiter als erhofft mit einer Kündigung auf die Rückkehrverpflichtung reagiert haben.
Den Mitarbeitern, die der Aufforderung zurück ins Büro zu kommen gefolgt waren, geht es dabei nicht besser: Knapp ein Drittel (32 Prozent) der Manager waren der Meinung, dass ihre Geschäftsleitung die Mitarbeiter wieder im Büro haben wollte, um sie besser überwachen zu können.
Arbeitsatmosphäre verschlechtert sich
Insgesamt ist das Resultat eine andere Arbeitskultur, die laut Studie noch leistungsorientierter, misstrauischer und ausgrenzender ist als vor der COVID-Pandemie. So haben die meisten Mitarbeiter dem Bericht zufolge das Bedürfnis, ihre Produktivität und Anwesenheit zu demonstrieren, egal, ob sie im Homeoffice (88 Prozent) oder im Büro (79 Prozent) arbeiten. So gab mehr als ein Drittel der Büromitarbeiter an, sich im Büro zu zeigen und physische Meetings zu vereinbaren. Dabei haben 42 Prozent das Gefühl nur ins Büro zu gehen, um gesehen zu werden.
Im Homeoffice ist es nicht viel besser: 64 Prozent der Remote Worker gaben zu, dass sie ihre Messaging Apps offen ließen, um zu zeigen, dass sie ständig erreichbar sind - laut BambooHR der sogenannte "Green-Status-Effekt".
Am Ende sind beide Gruppen ähnlich (un)produktiv, so die Studie: Sowohl im Büro als auch im Homeoffice arbeiten sie nur etwa drei Viertel (76 Prozent) einer 8-Stunden-Schicht. Das verbleibende Viertel wird für soziale Kontakte, "Aufschieberitis" oder nicht arbeitsbezogene Aufgaben verwendet. Einziger Unterschied: Während die Remote Worker in der Zeit eventuell etwas Sinnvolles machen, verbringen Mitarbeiter im Büro diese zwei Stunden pro Tag damit, so beschäftigt wie möglich auszusehen.