Klage gegen 10.000 Facebook-Admins

Betrüger manipulieren Amazon-Bewertungen

19.07.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Produktbewertungen auf Amazon zu fälschen, ist ein lukratives Geschäft geworden. Jetzt hat das Unternehmen Klage gegen 10.000 Admins von betrügerischen Facebook-Gruppen eingereicht.
Wenn sich die Bewertung als Fake herausstellt, kann die Freude über das bei Amazon gekaufte Produkt schnell ins Gegenteil umschlagen.
Wenn sich die Bewertung als Fake herausstellt, kann die Freude über das bei Amazon gekaufte Produkt schnell ins Gegenteil umschlagen.
Foto: SCOOTERCASTER - shutterstock.com

Amazon geht verschärft gegen Facebook-Gruppen vor, die gefälschte Bewertungen auf Amazon-Marktplätzen in den USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Japan platzieren. Wie die BBC berichtet, hat der weltgrößte Online-Händler rechtliche Schritte gegen die Administratoren von mehr als 10.000 Facebook-Gruppen eingeleitet. Amazon wirft diesen Gruppen vor, Geld oder kostenlose Waren als Gegenleistung für die Veröffentlichung von positiven Rezensionen auf Amazon anzubieten.

Eine der Gruppen, die dem britischen Nachrichtensender zufolge Anfang des Jahres von der Facebook-Muttergesellschaft Meta entfernt wurde, nannte sich unverblümt "Amazon Product Review" und hatte 43.000 Mitglieder. Nachdem die Mitglieder der Gruppe ausgewählte Produkte gekauft und ihre positiven Bewertungen abgegeben hatten, wurden sie von den Administratoren bezahlt - mit Geld oder Waren wie Autoradios und Kamerastative.

Für die Anbieter auf Amazons Handelsplattform entscheidet die Zahl der Bewertungssternchen maßgeblich über Erfolg und Misserfolg. Eine große Anzahl von positiven Bewertungen erhöht die Sichtbarkeit der Verkäufer und treibt sie in den Suchmaschinen-Ergebnissen weiter nach oben. Daher nehmen viele Händler kostenpflichtige Dienstleistungen in Anspruch, die versprechen, das Rating auf Amazon zu verbessern. Dass diese Helfer oft auf gefälschte Bewertungen zurückgreifen, ist den Anbietern entweder nicht bewusst oder sie nehmen es stillschweigend in Kauf.

Kartellhüter rücken Amazon auf den Pelz

Tricksen, täuschen und betrügen

Der Kampf gegen die Betrüger gleicht einem Hase-Igel-Wettrennen. Laut Amazon gehen die Admins der beschuldigten Gruppen vermehrt dazu über, verdächtige Keywords zu umschreiben, um Facebooks Tools auszutricksen, die solche Regelverstöße aufspüren sollten. Außerdem werden Gruppen, die ausgeschlossen wurden, meistens postwendend wieder unter einem neuen Namen tätig. Gegen diese Praktiken will die Facebook-Mutter Meta nun strenger vorgehen. Gruppen, die um Bewertungen werben oder diese fördern, verstießen gegen die Richtlinien und würden entfernt, stellen die Verantwortlichen klar.

Die beiden Online-Riesen wollen zusammenarbeiten, um den Betrügern das Handwerk zu legen. Etwa die Hälfte der Gruppen habe Meta bereits entfernt, nachdem diese von Amazon identifiziert und gemeldet worden waren, hieß es. Laut BBC will Amazon die Administratoren aller Gruppen ins Visier nehmen. "Proaktives rechtliches Vorgehen gegen bösartige Akteure ist eine von vielen Möglichkeiten, wie wir Kunden schützen", sagte Dharmesh Mehta, Amazon Vice President of Selling Partner Services. Bösartige Akteure würden zur Verantwortung gezogen. Amazon hat die Klage bei einem Gericht in Washington King County, in der Nähe von Amazons Hauptsitz in Seattle, eingereicht.