IBM-Chef Jetter im Interview

"Analytics gehört die Zukunft"

10.01.2011
Von  und
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs "CIO des Jahres". Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Deutsche Cloud? - "Eine irreführende Diskussion"

CW: Welche Rolle spielt Cloud Computing in diesem Zusammenhang?

Jetter: Cloud Computing ist für mich ein Delivery-Modell mit verschiedenen Ausprägungen. Momentan erleben wir eine sehr intensive Diskussion, die aber immer am Anfang solcher Entwicklungen steht. Das wird sich beruhigen und es wird Realismus einkehren. Man wird dann sehen, was tatsächlich leistbar ist und in welchem Zeitrahmen es möglich ist. Dazu müssen die Hersteller noch einige Arbeit erledigen. Aber auch der Gesetzgeber muss erst die Voraussetzungen schaffen und beispielsweise Fragen der Datensicherheit und der Daten-Ownership regeln. Viele Unternehmen beginnen schon mit Private Clouds oder mit temporären Clouds, etwa im Bereich Testing. Wir sehen auch, dass sich die Cloud zunehmend im Desktop-Bereich ausbreitet.

CW: Marktforscher und Analysten erklären unisono, dass Sicherheit und Compliance die größten Hürden für eine breite Akzeptanz von Cloud-Services seien. Der Bitkom hat die Idee einer deutschen Cloud ins Spiel gebracht. Was halten Sie davon?

Jetter: Der Begriff Cloud kommt ja von den Wolken am Himmel. Machen die an Grenzen halt? Ich halte die Diskussion um eine deutsche Cloud für irreführend. Kein namhaftes deutsches Unternehmen beschränkt sich nur auf das Inland; alle arbeiten in irgendeiner Form globalisiert. Auch der Mittelstand ist global unterwegs. Ein Ansinnen, deutsche Standards für eine Cloud zu etablieren, die dann bitte vom Rest der Welt zu akzeptieren seien, halte ich nicht für zielführend. Stattdessen sollten wir andere Länder dazu einladen, gemeinsame Standards zu entwickeln. Es gibt ja auch ein gemeinsames Seerecht für die sieben Weltmeere.