IBM-Chef Jetter im Interview

"Analytics gehört die Zukunft"

10.01.2011
Von  und
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs "CIO des Jahres". Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Sind deutsche Arbeitsplätze in Gefahr?

CW: Was bedeutet diese Entwicklung für den Standort Deutschland? Werden Sie Arbeitsplätze verlagern, beispielsweise in die Emerging Markets?

Jetter: Wenn es um Commodity-Produkte geht werden wir den Wettbewerb in Deutschland nicht gewinnen. Arbeit wird nach unserer Überzeugung immer dahin gehen, wo sie wirtschaftlich und intellektuell am besten erbracht werden kann. Wir lassen beispielweise unsere gesamte Spesenabrechnung in Manila erledigen. Umgekehrt holen wir Tätigkeiten ab einem bestimmten Komplexitätsgrad nach Deutschland, weil wir das hier besonders gut können, zum Beispiel im finanztechnischen Bereich.

CW: Wie wird sich die Mitarbeiterzahl in Deutschland entwickeln?

Jetter: Die Anzahl der Mitarbeiter ist in den letzten Jahren stabil geblieben. In Wachstumsfeldern werden wir auch in Zukunft immer wieder gute Köpfe suchen.

IBM-Zentrale macht Druck

CW: Im Sommer 2010 gab es Presseberichte, denenzufolge IBMs Geschäfte hierzulande nicht den Erwartungen des Top-Managements in den USA entsprechen. Kolportiert wurde auch, dass Sie selbst intern Druck ausübten. Was ist dran an diesen Gerüchten?

Jetter: Wer mich kennt, der weiß, dass ich eine klare Sprache spreche. Ab und an ist es erforderlich, dass man seine Erwartungshaltung deutlich macht. Wir haben im Jahr 2009, das ja ein sehr schwieriges für Deutschland war, sehr gut gewirtschaftet. Wir haben keine Mitarbeiter freigesetzt, haben investiert, unser neues Gebäude in Ehningen bezogen und vieles mehr. Auf der anderen Seite gibt es die Erwartungshaltung, dass wir sehr schnell aus der Krise herauskommen. Das ist natürlich auch davon abhängig, wie sich die einzelnen Branchen hierzulande entwickeln. Vor diesem Hintergrund wird auch von mir erwartet, dass ich diese Themen anspreche.