Wie Amazon schreibt, ist das erste dieser Robotersysteme, Sequoia, jetzt in einem seiner Fulfillment Center in Houston, Texas, im Einsatz. Das System ist so konzipiert, dass die Mitarbeiter die Produkte in ihren ergonomischen "Leistungszonen" auswählen und platzieren können, wodurch das Greifen und Hocken, das bei dem derzeitigen Ansatz üblich ist, entfällt.
Sequoia umfasst Roboterarme, Portalsysteme und ein mobiles Regal, das die Behälter zu einem neuen Arbeitsplatz für die Mitarbeiter transportiert, beschreibt Scott Dresser, Vizepräsident von Amazon Robotics, in einem Beitrag das System. Es funktioniert so, dass mobile Roboter die in Containern gelagerten Waren direkt zu einem Portal transportieren, einem hohen Gestell mit einer Plattform, auf der Geräte stehen, die entweder die Behälter auffüllen oder sie an einen Mitarbeiter schicken, der die von den Kunden bestellten Waren herausnimmt.
Diese Behälter kommen dabei zu den Mitarbeitern an einem neu gestalteten ergonomischen Arbeitsplatz, der es ihnen ermöglicht, ihre Arbeit etwa auf Hüfthöhe zu verrichten - sie müssen also nicht mehr regelmäßig über den Kopf greifen oder in die Hocke gehen, um Kundenbestellungen zu kommissionieren, so Amazon.
Weniger Arbeitsunfälle
Laut Amazon soll Sequoia dazu beitragen, den positiven Trend bei der Senkung der Arbeitsunfälle in den Lagerhäusern zu reduzieren. So hätten Unternehmensdaten aus dem vergangenen Jahr gezeigt, dass die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle und die Zahl der Arbeitsunfälle mit Ausfalltagen an Amazon Robotics-Standorten um 15 beziehungsweise 18 Prozent niedriger war als an Standorten ohne Robotics.
Natürlich gibt es daneben noch weitere Vorteile. So lassen sich nach Angaben des Tech-Giganten mit dem Sequoia-System die an den Standorten eingegangenen Waren bis zu 75 Prozent schneller identifizieren und einlagern. Außerdem verkürzt Sequoia die Bearbeitungszeit von Bestellungen um bis zu 25 Prozent.
Digit übernimmt Hilfsarbeiten
Was den Amazon-Lagerarbeitern wahrscheinlich mehr Sorgen bereitet, ist Digit, ein 1,80 m großer und 143 Pfund schwerer Roboter von Agility Robotics. Der zweibeinige Roboter kann vorwärts, rückwärts und seitwärts gehen, in die Hocke gehen, sich bücken und mit seinen arm-/handähnlichen Greifern Gegenstände bewegen, greifen und handhaben.
Allerdings übernimmt der humanoide Roboter in der Erprobungsphase als erste Aufgabe das Wegräumen von Behältern. Laut Amazon handelt es sich dabei um einen sich stark wiederholenden Prozess, bei dem er Behälter aufnimmt und abtransportiert, nachdem sie geleert wurden.
Ergänzen statt ersetzen
Amazon hat weltweit fast 1,5 Millionen Beschäftigte, von denen eine Million in seinen Lagerhäusern arbeiten. Seit über zehn Jahren führt das Unternehmen immer mehr Technologien ein, um menschliche Arbeit zu automatisieren. Dazu gehören auch 750.000 Roboter, die gemeinsam mit Angestellten zusammenarbeiten und ihnen viele repetitive Aufgaben abnehmen.
Der E-Commerce-Riese betont dabei, dass das Ziel nicht darin besteht, menschliche Arbeitskräfte zu ersetzen, sondern die Sicherheit zu verbessern und monotone Aufgaben zu übernehmen. Zwar würden die Roboter wohl einige Lagerarbeitsplätze überflüssig machen, räumt Amazons Robotikchef Dresser in seinem Beitrag ein. Gleichzeitig würden aber Hunderttausende von neuen Arbeitsplätzen in den Betrieben geschaffen, darunter 700 Kategorien von neuen Arbeitsplätzen in qualifizierten Positionen, die es vorher so nicht gegeben habe.
"Indem wir unsere Mitarbeiter mit neuen Technologien ausstatten und sie darin schulen, neue Fähigkeiten zu entwickeln, schaffen wir Karrierewege und neue und aufregende Möglichkeiten für die Menschen, hier bei Amazon einen Beitrag zu leisten", so Dresser. Ähnliche Versprechen hatte man zuletzt im Zusammenhang mit Generative AI gehört.