Karrierechance oder Sackgasse?

Zurück in die alte Firma

19.04.2012
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.
Die Rückkehr zum alten Arbeitgeber kann eine zweischneidige Sache werden: Ein erfahrener Kollege kommt zurück oder einer, der schnell wieder unzufrieden wird.

Männer und Frauen geben der verblassten Liebe eine neue Chance, verdiente Fußballer kehren auf ihre alten Tage zum Lieblingsverein zurück, abgetauchte Politiker werden unversehens zum neuen Hoffnungsträger auserkoren. "Schön, dass du wieder da bist", wurde auch Jochen Gebhardt begrüßt, als er zu Computacenter zurückkehrte. "Ehrlich", freut sich der 42-jährige Senior Technology Specialist, "es gab keinen negativen Kommentar."

Karriere nach dem Bumerang-Prinzip? Die Rückkehr zum alten Arbeitgeber ist heutzutage durchaus üblich.
Karriere nach dem Bumerang-Prinzip? Die Rückkehr zum alten Arbeitgeber ist heutzutage durchaus üblich.
Foto: Horticulture - Fotolia.com

So nett wie der studierte Elektrotechniker und Microsoft-Experte empfangen zu werden, darauf sollte man nicht unbedingt wetten. Ist das Comeback nicht bloß eine Notlösung, das Eingeständnis, es woanders nicht geschafft zu haben? Gewiss ruft der Gedanke, erneut beim alten Arbeitgeber einzusteigen, zuweilen gemischte Gefühle hervor: Was mögen nur die alten Kollegen denken? Derlei Sorgen scheinen aber unbegründet zu sein, wie eine Studie der Unternehmensberatung Robert Half suggeriert. Drei Viertel der befragten Führungskräfte in Deutschland und Österreich würden es sogar begrüßen, ehemalige Beschäftigte in ihren Reihen wieder aufzunehmen.

Rückkehrer brauchen wenig Einarbeitungszeit

"Dass wir offen sind für Rückkehrer", erklärt Heike Kandziora, Teamleiterin Recruiting bei Computacenter, "ist weniger dem Fachkräftemangel in der IT geschuldet. Comebacker sind für uns wertvoll." Kandziora, vor 15 Jahren selbst zum Kerpener IT-Dienstleister zurückgekehrt, zählt die Pluspunkte auf. Rückkehrer tun sich demnach leichter als neue Kollegen. Strukturen und Abläufe seien ihnen vertraut, ihre Netzwerke noch intakt. "So finden sie schnell Anschluss."

Das bringt den Unternehmen zählbare Vorteile: Comebacker benötigen sechs bis zwölf Monate weniger Einarbeitungszeit, kalkulieren Personaler. Auch Kai Gottschalk, 35, fackelte nicht lange, als er nach nur zwei Monaten beim neuen Arbeitgeber erkannte, dass seine Hoffnung auf einen spannenden Tapetenwechsel sich nicht erfüllen würde. Spontan meldete er sich bei seinem ehemaligen Chef. Seine Entscheidung bereut Gottschalk bis heute nicht: Das Comeback, sagt der Wirtschaftsinformatiker, der als Product Specialist bei Xing am Hamburger Hauptsitz arbeitet, verlief "unkompliziert und schnell".

Die Rückkehr zum alten Arbeitgeber eröffnete Kai Gottschalk neue Perspektiven.
Die Rückkehr zum alten Arbeitgeber eröffnete Kai Gottschalk neue Perspektiven.
Foto: Privat

Nur eine Woche verging von der Kontaktaufnahme bis zur Unterschrift unter den neuen Arbeitsvertrag. Eröffnet wurden Gottschalk neue Perspektiven. Inzwischen ist er zum "Manager Quality Assurance" ernannt. Wichtigste Bedingung für eine erfolgreiche Rückkehr ist, sich zuvor nicht im Unfrieden verabschiedet zu haben. "Wenn man geht, sollte man sich in die Augen schauen können, aber auch wenn man zurückkehrt", sagt Projekt-Manager Niki Kozisek, 38. Unlängst heuerte er bei seinem alten Arbeitgeber Cirquent/NTT Data in München an.