Laura Frank zum Beispiel - sie ist Director of Engineering bei CloudBees, einem Anbieter der gleichnamigen Platform as a Service (PaaS). Mit Anfang dreißig zählt sich Frank selbst zu einer älteren Generation an Programmiererinnen, die klassischerweise über Umwege in der Informatik angekommen sind. In ihrer Generation, so Frank, sei Programmieren für fast keine junge Frau als Berufsweg in Frage gekommen. Frank selbst studierte Geschichte und Kommunikationswissenschaften. In einem Filmproduktionskurs waren "ActionScript"-Kenntnisse gefragt - und hier konnte sie glänzen. Als Nichte eines Systemadministrators kam Frank schon in den Neunzigern früh mit Computern in Kontakt. Mit zwölf Jahren programmierte sie ihre erste Website - für Mädchen war dies alles andere als typisch.
Frank beschloss, sich ohne ein traditionelles Informatikstudium für eine Stelle als Frontend-Engineer zu bewerben - und sie bekam den Job. Ihre technischen Fähigkeiten konnte sie während des Vorstellungsgesprächs unter Beweis stellen. Dennoch entschied sich Frank, neben ihrer Berufstätigkeit ein zusätzliches Studium der Informatik zu absolvieren. Sie wollte ihr Wissen offiziell machen. Ein Bachelor-Zeugnis der Informatik war deshalb Pflicht.
Die Einführung einer "Frauenquote" in Entwicklerteams sieht Laura Frank jedoch keineswegs als Lösung an. "Unternehmen sollen den für sie besten Entwickler einstellen, egal welchen Geschlechts", betont sie. "Was jedoch von Anfang an gegeben werden muss, ist Chancengleichheit im Auswahlprozess. Im Bewerberpool soll ein fairer, der Realität entsprechender Anteil von Männern und Frauen vertreten sein - und der liegt bei 50:50." Genügend weibliche Programmiererinnen gibt es laut Frank. Das Problem sei, dass sich viele Frauen auf herausfordernde Stellen erst gar nicht bewerben. Sie meinen bereits zu wissen, dass ihnen im Wettbewerb ihre männlichen Kollegen den Rang abtreten werden.
Während Männer dazu tendieren, auf die eigenen Qualifikationen zu vertrauen - auch wenn die Stelle über den eigenen Fähigkeiten liegt - neigen Frauen zur Selbstkritik (Stichwort: Hochstapler-Syndrom) und vergeuden damit Chancen. Frank setzt sich deshalb stark als Mentorin für Programmiererinnen ein, die sich über ihren eigenen Marktwert unsicher sind. "Frauen in der Informatik müssen selbst die Initiative ergreifen, um in führende Positionen zu kommen. Und dafür gilt es, selbstbewusst mit dem eigenen Know-how umzugehen und sich so durchzusetzen."
Präsenz zeigen
Frank selbst geht dafür mit gutem Beispiel voran. Als "Docker Captain" der ersten Stunde hält sie auf zahlreichen Konferenzen Vorträge, leitet Workshops und diskutiert mit Kollegen über Container-Virtualisierung und Backend-Themen. Docker Captain ist ein Titel, mit der die Community der Open-Source-Software ausgewählte Mitglieder auszeichnet, die sowohl Experten auf ihrem Gebiet sind, als auch leidenschaftlich gerne ihr Docker-Wissen mit anderen teilen. Auch hier bilden "Kapitäninnen" mit drei aus rund 60 Experten die Minderheit. Neben ihrem Engagement als Docker Captain ist Frank außerdem Mitglied des Technischen Lenkungsausschusses des Moby-Projekts und der Cloud Native Computing Foundation Community (CNCF).
Schließlich weist sie auf noch einen wichtigen Aspekt hin: Als Frau bringe man im Vergleich zu einigen männlichen Kollegen durchaus wichtige Fähigkeiten mit: Soft Skills wie Empathie, Analyse- und Kommunikationsfähigkeiten seien gerade in einem so komplexen Umfeld wie der IT besonders wichtig. Deshalb verstelle Frank sich in ihrer männerdominierten Arbeitsumgebung auch nicht, um besser rein zu passen - "ganz im Gegenteil".