Carsten Bernhard, Autoscout24

"Wir können nicht auf den perfekten Bewerber warten"

25.05.2012
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Was Bewerber können müssen

CW: Was ist Ihnen als IT-Chef wichtig, wenn es um die Qualifikation der Bewerber geht? Was sollen sie in erster Linie mitbringen?

Bewerber müssen ins Team passen. Beim technischen Know-how könne man nachhelfen, meint Autoscout24-CIO Carsten Bernhard.
Bewerber müssen ins Team passen. Beim technischen Know-how könne man nachhelfen, meint Autoscout24-CIO Carsten Bernhard.
Foto: Joachim Wendler

BERNHARD: Eigentlich sind drei Dinge nötig: erstens ein solides technisches Fundament, und das in einer gewissen Breite. Da helfen besonders Erfahrungen im Internet-Umfeld. Es gibt nicht viele Internet-Portale, die eine so hohe Last fahren wie wir. Das erfordert ein besonderes Gespür und technische Leidenschaft. Zweitens, die Bereitschaft, aktiv etwas mitzugestalten; das fördern und fordern wir. Und drittens muss es auch menschlich passen. Schließlich verbringen wir eine ganze Menge Zeit zusammen im Team.

CW: Wo sehen Sie am ehesten Defizite bei den Kandidaten? Wer sollte lieber nicht im Mittelstand beginnen?

BERNHARD: Am schwierigsten ist es für uns, die richtige Mischung aus Professionalität und Startup-Geist zu finden. Oft gibt es Bewerber, die hochspezialisiert in großen Umfeldern gearbeitet haben, und sich dann bei uns schwertun. Da hapert es am Mindset. Oder andersherum gibt es superagile und engagierte Mitarbeiter aus kleinen Unternehmen, die noch nie Software im größeren Team entwickelt haben. Da hapert es dann am technischen Handwerkszeug. Letzteres ist aber behebbar. Da müssen wir dann einfach noch etwas Zeit und Arbeit in die Weiterbildung investieren. Aber das ist gut angelegtes Geld.

Die erfolgreiche Schwester

Immobilienscout24 gehört mit über 550 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern der Online-Branche in Berlin und gilt als Tochter der Deutschen Telekom eher als "Dinosaurier der New Economy". Im Wettbewerb "Great Place to Work" belegte das Unternehmen in der Kategorie 500 bis 2000 Mitarbeiter Platz acht, unter den OnlineUnternehmen sind die Berliner sogar die Besten.

Trotzdem muss sich Personalleiter Lars Schmidt anstrengen, um genug Leute zu bekommen. Dabei erfüllt sein Unternehmen viele Kriterien: Es ist eine coole Internet-Firma mit Duz-Kultur, hat kurze Entscheidungswege, setzt Projekte schnell um, ist offen gegenüber Neuem und ermöglicht Einsteigern relativ schnell die Übernahme von Verantwortung.

Umgekehrt hat Schmidt klare Erwartungen an seine Mitarbeiter: "Für mich zählen die Kompetenz, neue Problemräume strukturieren und Lösungen erarbeiten zu können, und Out-of-the-Box-Thinking." Vor allem Kommunikation sei wichtig, wenn in flachen Hierarchien mit kurzen Entscheidungswegen "eigenen Ideen Räume geschaffen und Mitstreiter für sie gewonnen werden müssen". Ohne überzeugende kommunikative Qualitäten sei dies nur schwer möglich, wenn man "wirklich Dinge bewegen will". Wer in dem Online-Unternehmen anheuern möchte, braucht laut Schmidt Eigenschaften wie Neugier, Offenheit, den Blick über den Tellerrand, Experimentierfreude sowie Spaß an der Arbeit mit dem Online-Medium.