CW: Ihre Firma gehört nicht zu den 100 beliebtesten Arbeitgebern der deutschen Informatikstudenten, so die aktuelle Trendence-Umfrage. Dafür sind Sie zum besten IT-Chef im Mittelstand gekürt worden. Ein gutes Argument, bei Ihnen als Computerfachmann zu beginnen?
BERNHARD: Sehr schade, dass wir bei der Umfrage nicht dabei waren. Wir bieten den Absolventen ein attraktives Arbeitsumfeld - vor allem in der Softwareentwicklung. Die Bewerber, die einmal bei uns reingeschnuppert haben, sind meist begeistert von der Atmosphäre und der Möglichkeit, früh Verantwortung zu übernehmen. Sie können zum Beispiel in einem von elf Produktteams arbeiten, die für 18 Länder verantwortlich sind. Gegenwärtig arbeiten 70 Entwickler, 24 Produkt-Manager und rund 180 weitere Mitarbeiter im Umfeld des Produkt-Managements und der Softwareentwicklung. Das hilft uns dabei, mittlerweile 300 Releases im Jahr umzusetzen.
- Vorhang auf für....
....die 30 beliebtesten IT-Arbeitgeber 2012. Über 7000 Examensnahe Informatikstudenten aus ganz Deutschland haben für das diesjährige Trendence Graduate Barometer abgestimmt, das der CW exklusiv vorliegt. - Platz 26: ProSiebenSat1 Media AG
Medienkonzerne sind insbesondere unter angehenden Informatikerinnen beliebt. ProSiebenSat1 teilt sich den 26 Platz mit folgenden drei Unternehmen.... - Nvidia...
einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer und Spielkonsolen, ist ebenfalls auf Platz 26 gelandet ( Vorjahr Platz 27). - Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz...
hat sich auch in diesem Jahr in den Top 30 behauptet. Forschungseintrichtungen ziehen insbesondere die 25 Prozent Besten eines Jahrgangs an. - Platz 25: Max-Planck-Gesellschaft
Sie gehört für IT-Studenten zu den ersten Adressen, wenn es um Innovation geht. - Platz 24: Lufthansa Systems AG
Stefan Hansen, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Systems AG, kann zufrieden sein: Sein Unternehmen hat es als einer der wenigen IT-Dienstleister unter die Top 30 geschafft. - Platz 22: EADS
Der Konzern mit seinen Töchtern Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security konnte seinen Platz im Vergleich zu 2011 behalten. - Platz 21: Adobe
Der US-amerikanische Softwarehersteller ist insbesondere für sein Bildbearbeitungsprogramm Photoshop bekannt. Bekannte Produkte überzeugen den IT-Nachwuchs. - Platz 20: Daimler/ Mercedes Benz
Daimler ist einer von insgesamt fünf deutschen Automobilherstellern, die in der Top 30 vertreten sind. Nach der IT ist die Automobilindustrie die Branche, in der Informatiker am liebsten arbeiten möchten. - Platz 19: Electronic Arts
Neben Autos locken den IT-Nachwuchs auch noch Computerspiele. Spielehersteller Electronic Arts verlor aber im Vergleich zum Vorjahr vier Plätze. - Platz 17: Intel
Der Chiphersteller teilt sich in diesem Jahr den Platz mit dem.... - ...Bundesnachrichtendienst
2011 schnitt der BND, der viele offene Stellen für IT-Spezialisten hat, noch um sechs Plätze besser ab. - Platz 15: Bosch Gruppe
Das Unternehmen, das den weltgrößten Automobilzulieferer Robert Bosch und 300 Tochterfirmen umfasst, hat im Vergleich zum Vorjahr fünf Plätze im Ranking gut gemacht. - Platz 13: Volkswagen
Der VW-Konzern ( hier im Bild die Autostadt in Wolfsburg) stieg in der Gunst des IT-Nachwuchses, und zwar um fünf Plätze. - Platz 13: Porsche
Die VW-Tochter ist seit Jahren als Arbeitgeber unter IT-Studenten äußerst beliebt. - Platz 12:Crytek
Spielehersteller Crytek war 2011 der größte Aufsteiger im Ranking der beliebtesten IT-Arbeitgeber und konnte seine Top-Platzierung fast halten. - Platz 11: Amazon
Eine der wenigen Internet-Firmen, die es unter die Top 30 geschafft haben. - Platz 10: BMW
Attraktive Produkte = attraktiver Arbeitgeber. Diese Gleichung scheint auch für den bayerischen Autobauer aufzugehen. - Platz 9: Siemens
Deutschlands größter Konzern war noch vor zehn Jahren der beliebteste Arbeitgeber der Informatikstudenten. Seitdem verliert er jedes Jahr einen oder mehr Plätze. 2011 belegte er Platz 7. - Platz 8: Fraunhofer Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten - hier im Bild der für den Fußball entwickelte RedFIR Chip- eine feste Größe unter den Top Ten. - Platz 8: Fraunhofer Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten - hier im Bild der für den Fußball entwickelte RedFIR Chip- eine feste Größe unter den Top Ten. - Platz 6: Audi
Die Ingolstädter, für angehende Ingenieure längst Arbeitgeber Nummer eins, werden auch unter Informatikstudenten immer beliebter. Von acht auf Platz sechs in diesem Jahr. - Platz 5: IBM
Martina Koederitz, IBM-Deutschland-Chefin, kann sich dieses Jahr nicht so recht freuen: IBM büßte den zweiten Platz des Vorjahres ein und rutschte drei Plätze ab. - Platz 2: Microsoft Deutschland...
...hier die Zentrale in Unterschleißheim, heißt der Aufsteiger des Jahres. Um zwei Plätze verbesserte sich die Gates-Company, die weltweit 2000 neue Stellen schaffen will. - Doch die meisten Informatikstudenten...
...wollen wie schon seit vier Jahren..... - ....bei Google arbeiten.
23,5 Prozent der Stimmen vereinte Google auf sich und damit mehr als doppelte soviel wie der Zweitplatzierte Microsoft. - Ob es an solchen Büros liegt?
CW: Das hört sich gut an. Warum sind Sie nicht längt ein Magnet für IT-Profis?
BERNHARD: Bei uns hapert es einen Schritt vorher: Absolventen denken nicht an die Chancen und Freiheitsgrade, die ihnen ein mittelständisches Internet-Portal wie Autoscout24 bietet. Sie wählen dann lieber den bekannten Großkonzern.
CW: Ein guter Chef in einer erfolgreichen IT-Abteilung - das müsste doch ein Garant für spannende Jobs sein...
BERNHARD: Ganz so einfach ist es leider nicht. Zu einem interessanten Job gehören für mich spannende, herausfordernde Aufgaben, ein forderndes und förderndes Arbeitsklima sowie Kollegen und Vorgesetzte, die für den Erfolg brennen. Alles zusammen macht die langfristige Attraktivität aus. Es handelt sich dabei um eine Teamaufgabe und ist nicht nur an einer Person festzumachen.
CW: Sie setzen sehr stark auf agile Methoden. Reicht das als Argument, um IT-Absolventen zu überzeugen?
BERNHARD: Zu der Agilität kommen bei uns auch eine starke Teamorientierung mit Eigenverantwortung und ganzheitlicher Sichtweise hinzu. Wir haben in unseren Teams eine Schiffsglocke hängen. Jeder kann die läuten, wenn ein Problem auftritt. Dann beheben alle Mitarbeiter, die die Glocke gehört haben, das Problem - egal, ob es ihr Job ist oder nicht. Wir brauchen da keine Abteilungsschranken in den Köpfen. Das schafft auf der einen Seite eine gewisse ganzheitliche Verantwortung und damit auch viel Zufriedenheit. Auf der anderen Seite ist ein agiles und ganzheitliches Vorgehen auch nicht für jedermann das ideale Arbeitsumfeld. Die Mitarbeiter, denen das gefällt, sind meist nach kurzem Schnuppern bei uns recht begeistert. Wenn etwas bei uns nicht richtig funktioniert, dann lernen wir daraus und versuchen, besser zu werden. Perfekt sind wir auch nicht.
CW: Wo haben Sie als Mittelständler Vorteile gegenüber Konzernstrukturen?
BERNHARD: Wir arbeiten daran, im Internet-Umfeld neue Märkte zu erobern. Dabei machen wir zwangsläufig Dinge, die noch nicht so viele Leute vor uns probiert haben. Wer das mitgestalten will, ist bei uns genau richtig. Wir haben gerade im recht kontroversen Segment Werkstättenmarkt einen Online-Leistungsvergleich gestartet, der die großen Unterschiede bei Auto-Inspektionen transparent macht. Und wir arbeiten an weiteren Ideen. Zwangsläufig sind unsere Mitarbeiter ganz nah dran am Markt und der Entwicklung. Die Aufgabe ist mit Sicherheit breiter als im Konzern und der persönliche Einfluss auf das Ergebnis auch. Und gerade das erlebe ich als unglaublich motivierend.
CW: Wo sehen Sie als mittelständischer CIO Möglichkeiten, auf Ihr Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber aufmerksam zu machen? Wie wollen Sie den Wettbewerb um die IT-Profis gegen die Konzerne gewinnen, zumal nicht wenige von ihnen überdurchschnittlich hohe Einstiegsgehälter zahlen?
BERNHARD: Wir können nicht warten, dass sich gleich der perfekte Bewerber bei uns meldet und anfangen möchte. Wir müssen früher ansetzen - schon während des Studiums durch Praktika, Diplomarbeiten, Werkstudenten-Tätigkeiten oder Traineeships. Das ist ein wichtiger Hebel, den wir nutzen und zukünftig noch stärker anbieten möchten. Sicher müssen wir im Bewerbermarkt bekannter werden.