RIM-CEO Thorsten Heins im Interview

"Wir haben in Sachen Innovation nichts falsch gemacht"

26.07.2012

"Wenn wir ein Blackberry ausliefern, hat es höchste Qualität"

Sacco: Wie haben sich Ihrer Meinung nach verspätete Produkte auf RIMs aktuelle Situation im Markt ausgewirkt? Und warum gab es bei RIM überhaupt so viele verspätete Produkte in den letzten Jahren?

HEINS: Ein Teil davon lässt sich eigentlich auf die vorangegangene Frage zurückführen. Wir sind ein sehr innovatives Unternehmen, wir sind und wir waren das. Da passiert es manchmal, dass wir so begeistert von unseren Innovationen sind, dass wir sie noch in schon bestehende Entwicklungsprojekte mitaufnehmen. Und was ich in meinem Bereich, in 25 Jahren Forschung & Entwicklung und Telekommunikation gelernt habe: Hat man sich einmal für ein Projekt entschieden, muss man es durchziehen. Wegen unseres Drangs, extrem innovativ zu sein, neigten wir dagegen dazu, neue Sachen in bestehende Projektprogramme einzubringen - und das ist nicht das Patentrezept, um pünktlich und qualitativ hochwertig zu liefern.

Hein bei der Vorstellung des BB10-Entwicklergeräts auf der Blackberry World.
Hein bei der Vorstellung des BB10-Entwicklergeräts auf der Blackberry World.

Mit Blackberry 10 ändern wir das dramatisch. Wir werden weiter Innovationen hervorbringen, aber wir haben auch eine klare Vorstellung davon, worum es bei Blackberry 10 geht. Und wir bleiben bei dem Programm sehr sehr fokussiert.

Die Verspätung bei Blackberry 10 (RIM hat den Launch bereits mehrmals verschoben und rechnet jetzt Anfang 2013 mit dem ersten Gerät) rührt nicht daher, dass wir weitere Dinge hinzugefügt haben. Vielmehr waren unsere Software-Teams so erfolgreich beim Kodieren der verschiedenen Feature-Komponenten und -Bausteinen, dass wir von den Integrationsbemühungen überwältigt waren, als wir sie in das erste Haupt-Release einbauten.

Ich musste eine Entscheidung treffen. Ich hätte den Zeitplan einhalten können, wenn ich Opfer bei Qualität und Stabilität der Plattform gebracht hätte. Und ich beschloss, es nicht zu tun, weil ich sicherstellen wollte: Wenn wir ein Blackberry ausliefern, hat es höchste Qualität.

Bin ich darüber enttäuscht, dass wir den Launch ins erste Quartal verschieben mussten? Ja, bin ich. Der Punkt ist aber, dass wir eine Entscheidung treffen mussten: Bring es schnell raus und bessere dann bei der Qualität nach oder bring es gleich in Topqualität. Ich sehe mich gegenüber der Öffentlichkeit verpflichtet, dass wir Blackberry 10 mit hoher Qualität ausliefern. Das war die Entscheidung, die ich getroffen habe.

Sacco: Ich habe Ihren Leitartikel in "The Globe and Mail" gelesen und finde ihn gut geschrieben.

HEINS: Danke.

Sacco: Ich habe aber Fragen zu einigen Aussagen von Ihnen. In dem Leitartikel bemerkten Sie, dass RIM in vielen verschiedenen Ländern außerhalb von Nordamerika wachsende Abonnentenzahlen verzeichnet. Betrachtet man jedoch das Gesamtbild, beunruhigen einen jedich die schrumpfenden Marktanteile. IDC beispielsweise geht davon aus, dass RIM weltweit nur sechs oder sieben Prozent Marktanteil besitzt. Währenddessen legen Android (59 Prozent) und iOS (23 Prozent) weiterhin zu.

HEINS: Uh huh.