Nur wenigen Wochen ist es her, als der nicht mehr ganz so neue RIM-Chef Thorsten Heins die letzten Quartalsergebnisse in einer besonders düsteren Telefonkonferenz bekanntgeben musste. Wie Heins berichtete, verzeichnete RIM im ersten Quartal einen Verlust von 518 Millionen Dollar. Die Einnahmen gingen gegenüber dem Vorjahresquartal von 4,9 Milliarden auf 2,8 Milliarden Dollar zurück. Gleichzeitig kündigte Heins an, dass RIM rund 5000 Stellen streichen werde. Schwere Zeiten für den einstigen Smartphone-Riesen. Doch Heins ist augenscheinlich noch nicht bereit, das Handtuch zu werfen. Mit dem Launch einer neuen Plattform Anfang 2013, so ist der ehemalige Siemensianer überzeugt, kann RIM und Blackberry den Turnaround schaffen. Gleichzeitig ist er sich aber auch darüber im Klaren, mit welchen großen Herausforderungen sein Unternehmen zu kämpfen hat.
Al Sacco, Redakteur der US-Schwesterpublikation Cio.com unterhielt sich mit Heins über diese Schwierigkeiten, die früheren Versäumnisse von RIM und die Pläne, Blackberry 10 zu einem ernstzunehmenden Rivalen für iOS und Android zu machen.
Sacco: Ich bin neugierig, warum Sie gerade in einer so schwierigen Phase die Leitung von RIM übernahmen. Haben Sie Erfahrungen mit einer vergleichbaren Situation, in der es darum ging, den Turnaround bei einem Unternehmen einzuleiten - so wie Sie nun Blackberry wiederbeleben wollen?
HEINS: Als ich 2007 zu RIM kam, bewunderte ich die Company für ihre Innovationskraft und die Position, die sie im Enterprise-Umfeld erreicht hatte. Was mich dabei wirklich begeisterte, war die Tatsache, dass RIM nicht nur ein Gerätehersteller war, sondern eine echte End-to-End-Lösung besaß.
Als ich gebeten wurde, CEO zu werden, hatte ich eine klare Sicht auf RIM aus meiner Position als COO. Ich bin dieser Company verpflichtet, ich denke, sie besitzt eine Menge Stärke und Kraft. Aktuell hat sie Probleme und Herausforderungen und ich wollte ihr über diese Phase helfen und sicherstellen, dass die Company eine Erfolgsgeschichte bleibt - und das wird sie wieder, lassen Sie mich das klar stellen. Mit der ins Leben gerufenen Struktur und Blackberry 10 glaube ich, dass wir das schaffen.
Zum zweiten Punkt: Ja, ich habe Erfahrungen mit zwei Turnaround-Szenarios. Eines davon war 2002, als ich mich bei der Siemens AG um die Sparte Optical Transport kümmern musste. Sie besaß ein in die Jahre gekommenes Portfolio und stand unter Druck durch chinesische Wettbewerber, aber wir haben sie restrukturiert. Eineinhalb, zwei Jahre später schrieb sie wieder Gewinnen und danach wurde sie sogar die profitabelste Division bei Siemens. Ironischerweise schafften wir das, weil wir ein großartiges Produkt erneuerten, das sich anschließend die ganze Welt zum Vorbild nahm. Urplötzlich geriet die Lawine und wir konnten gar nicht genug produzieren. Ich sehe da auch eine Parallele zu RIM. Zwar würde ich nicht sagen, dass wir ein überaltertes Produktportfolio haben, aber sicher eine Plattform, die an ihre Grenzen gestoßen ist. Wir haben aber auch die Innovation um Blackberry 10 als eine Plattform, nicht nur für Smartphones, sondern auch für das Enterprise-Geschäft, für Mobile Computing und natürlich auch für Hardware. Es gibt also Parallelen, wie ich finde.
Ja, ich bin mit der Situation vertraut und kann - wie ich denke - für mich in Anspruch nehmen, dass ich die Erfahrung besitze, ein Unternehmen und eine Division durch diese Situation zu bringen.