Steve Ballmer

"Windows 7 ist bereit"

09.10.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Windows 7 - zu teuer für Netbooks?

Trotz aller Vorschusslorbeeren, die Microsoft für sein aktuelles Windows-Release geerntet hat, bleiben aus Sicht der Gartner-Analysten für den größten Softwarekonzern der Welt einige Risiken. Etliche Unternehmen würden derzeit mit alternativen Client-Computing-Architekturen experimentieren. Dazu zählen beispielsweise gehostete virtualisierte Desktop-Landschaften und Server-based Computing. Diese neuen Techniken könnten in den kommenden Jahren den Markt für Windows-Betriebssysteme gerade im Firmenumfeld ins Wanken bringen. Allerdings, so schränken die Analysten ein, sei Windows 7 von diesen Entwicklungen zunächst noch wenig betroffen. Mit einer weiteren Verbreitung von virtualisierten Desktop-Umgebungen sei frühestens in drei Jahren zu rechnen.

Wesentlich zügiger dürften die Reaktionen im Netbook-Markt ausfallen. Als 2007 die ersten Geräte unter Linux auf den Markt kamen und schnell absehbar war, dass die neue Geräteklasse ein großer Erfolg werden würde, reagierten die Microsoft-Verantwortlichen rasch. Da Vista wegen seiner hohen Leistungsanforderungen auf den Bonsai-Rechnern nicht lief, verlängerte der Softwarekonzern speziell für die neue Rechnerklasse die Vertriebsfristen von Windows XP. Mit Erfolg: Innerhalb weniger Monate drängte das Microsoft-System seinen Open-Source-Konkurrenten auf einen Anteil von etwa 15 bis 30 Prozent zurück. Ob sich dieser Erfolg mit Windows 7 fortsetzen lässt, ist aus Sicht Gartners indes unklar. Zwar laufen die Starter Edition und die Home-Premium-Version von Windows 7 auf den Netbooks. Probleme könnte jedoch der Preis bereiten. Mit rund 50 Dollar verdoppeln sich im Vergleich zu Windows XP die Kosten für das Betriebssystem. Der Anteil an den Gesamtkosten eines Netbooks steigt von 6,3 auf 12,8 Prozent. Auf dem ohnehin extrem preissensiblen Netbook-Markt haben die Hersteller jedoch wenig Spielraum, die Herstellungskosten zu drücken beziehungsweise die höheren Windows-Preise an die Verbraucher weiterzugeben. Diese Zwickmühle könnte Gartner zufolge Linux zu einer Renaissance im Netbook-Segment verhelfen.

Dass sich der PC-Markt durch das Erscheinen von Windows 7 auf einen neuen Austauschzyklus bei den Heimanwendern freuen darf, erscheint unwahrscheinlich. Laut den offiziellen Systemanforderungen seitens Microsofts kommt das System mit den gleichen CPU- und Arbeitsspeicherressourcen aus wie die Vorgängerversion Windows Vista. Darüber hinaus benötigt die neue Version sogar weniger Speicherplatz auf der Festplatte. Damit seien die Upgrade-Zyklen von Hardware und Windows-Betriebssystem zum ersten Mal in der langjährigen PC-Geschichte voneinander entkoppelt.

Laut Martin Gilliland, Analyst bei Frost & Sullivan, ist damit die Rüstungsspirale durchbrochen. Auch die zukünftigen Windows-Versionen würden kaum steigende Leistungsanforderungen an die Hardware stellen. Angesichts dieses Traditionsbruchs müssten sich die PC- und Prozessorhersteller etwas Neues einfallen lassen, wie sie ihre Kundschaft dazu bewegen könnten, frische Hardware anzuschaffen. Von der neuen Windows-Version werde in erster Linie Microsoft profitieren. Diese Entwicklung werde die Konsolidierung unter den PC-Anbietern beschleunigen, ist sich der Analyst sicher.