Künstliche Intelligenz

Wie sich Organisationen auf KI vorbereiten können

08.11.2018
Von 
Matthew Neigh verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung im Bereich IT Service Management. Er war als Cherwell Technology Evangelist und Senior Solutions Consultant für die Planung und Umsetzung internationaler ITSM-Projekte zuständig. Als Vice President Sales ist er für Vertrieb und Partnermanagement in der North-America-Region verantwortlich.

4. Service Management größer denken

Mitarbeiter der Zukunft werden nicht mehr zwischen Anfragen an die IT und Anfragen an Abteilungen wie Personalwesen, Recht oder Einrichtungen unterscheiden. Sie erwarten dafür ein einheitliches System - und zwar unabhängig davon, ob sie Urlaub beantragen, ein Problem mit der Haustechnik melden oder einen neuen PC bestellen wollen. Aktuell werden die verschiedenen Service Requests in der Regel über ein zentrales Enterprise-Service-Management-Portal abgewickelt. Die ITSM-Plattform fungiert dabei als Drehscheibe und die IT-Abteilung konfiguriert automatisierte Workflows, die sowohl die Front-End-Erfahrung als auch die Back-End-Geschäftsprozesse unterstützen.

Künstliche Intelligenz wird dieses Enterprise-Self-Service-Portal auf die nächste Stufe heben und Nutzern eine wesentlich ansprechendere, personalisierter und "intelligentere" Front-End-Erfahrung bieten. CIOs können auf bestehende Erfahrungen ihrer Mitarbeiter zurückgreifen: IT-Teams, die sich bei der Implementierung von Service Management außerhalb der Kern-IT bewährt haben, verfügen über das notwendige Know-how und sollten deshalb in die strategische Planung und Einführung entsprechender KI-Technologien auf jeden Fall einbezogen werden.

Experten-Tipp: Finden Sie eine Fachabteilung mit hohem Beitrag an der Wertschöpfung des Unternehmens, die ein Portal, Automatisierung und Reporting benötigt. Bieten Sie an, ihre Prozesse und Workflows mit Ihrer bestehenden ITSM-Lösung zu automatisieren. Wenn sich diese nicht entsprechend anpassen lässt, ist es möglicherweise an der Zeit, sich nach zukunftsfähigen Alternative umzusehen.

5. Interoperabilität mit Drittanbietern schaffen

Künstliche Intelligenz ist auf die Verfügbarkeit relevanter Informationen aus verschiedensten Quellen angewiesen. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie zur Vorhersage von Ereignissen oder zur Automatisierung von Serviceprozessen außerhalb der IT eingesetzt werden soll. In gewachsenen IT-Infrastrukturen werden jedoch Daten oft in separaten Einzelsystemen gespeichert, die sehr unterschiedliche Standards nutzen. Informationen sollten deshalb möglichst an einem zentralen Ort zusammengeführt werden - beispielsweise in einem Data-Warehouse (DWH) oder einer Service Management Plattform. Auf diese zentrale Lösung können künftige KI-Anwendungen schnell und sicher zugreifen.

In Unternehmen werden auch künftig Anwendungen verschiedener Hersteller eingesetzt. Ein zentrales Kernelement moderner Lösungen sind standardisierte Schnittstellen (APIs), die diese miteinander verbinden. Sie ermöglichen auch den direkten Informationsaustausch mit KI-Lösungen und können Nutzern die gewünschten Ergebnisse sehr schnell zur Verfügung stellen. Gartner prognostiziert in seiner strategischen Architektur-Roadmap, dass bis 2020 die Integrationsarbeiten für den Aufbau einer digitalen Plattform 50 Prozent des Zeit- und Kostenaufwands ausmachen werden. IT-Verantwortliche sollten deshalb vor dem Kauf einer neuen Businessanwendung den Grad der Integrationsfähigkeit prüfen und gegebenenfalls als neues Entscheidungskriterium bei Ausschreibungen einführen. Darüber hinaus ist es ratsam, bestehende und zukünftige ITSM-Plattformen auf ihre Integrationsfähigkeit zu untersuchen. Auch müssen sie schnell und einfach in Lösungen von Drittanbietern integrierbar sein. Nur so können Führungskräfte sicherstellen, dass mittelfristig alle Nutzer vom Einsatz Künstlicher Intelligenz profitieren können.

Fazit: Erfolgreiche KI erfordert mehr als Technik

Künstliche Intelligenz ist kein bloßer Hype, sondern ein ernst zu nehmender Trend, der auch den Service Desk grundlegend verändern wird. Manche Kritiker sehen (durchaus nicht zu Unrecht) zahlreiche Arbeitsplätze in IT-Abteilungen gefährdet, doch KI bietet Unternehmen und deren IT-Mitarbeitern vor allem neue Chancen: Während Routineaufgaben automatisiert bearbeitet werden, können sie sich mehr auf strategische Aufgaben konzentrieren als bisher - und die viel diskutierte Digitalisierung im Unternehmen aktiv voranbringen. CIOs sollten jedoch nicht vergessen: Die Nutzer in IT- und Fachabteilungen sind schon heute sehr anspruchsvoll und werden auch in Zukunft die eigentlichen Servicekunden bleiben - ohne breite Akzeptanz kann die unternehmensweite Einführung von Künstlicher Intelligenz kaum gelingen. Führungskräfte müssen deshalb nicht nur die technischen Voraussetzungen für KI schaffen, sondern für die Bereitschaft sorgen, sich auf Neues einzulassen. Nur wenn alle Mitarbeiter bereit sind, diesen Weg gemeinsam zu gehen, wird auch die Einführung KI-gestützter Service-Desk-Lösungen erfolgreich sein. Themen wie Selbstbestimmung, Wissensmanagement, Enterprise Service Management, die Nutzung agiler Methoden und Interoperabilität mit Anwendungen von Drittanbietern, sollten deshalb bereits jetzt auf der Agenda eines jeden CIO stehen - und mittelfristig in die ESM-Roadmap integriert werden.

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