Cloud Readiness in Deutschland

Wie sich Anwender auf den Weg in die Zukunft machen

14.07.2015
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Betriebsmodell erforderlich

In die Roundtable-Diskussion schalteten sich auch geladene Vertreter der ITK-Industrie ein. So wurde etwa der Hinweis eingebracht, dass Anwender ein Betriebsmodell bräuchten, in das die Cloud eingebettet sei. "Wie geht man beispielsweise im Rahmen eines traditionellen Bestellwesens mit einem stundenweise abgerechneten Service um?", fragte Martin Geier, Managing Director Amazon Web Services (AWS), in die Runde.

Petrongari spielte den Ball zurück und fragte, ob denn die Anbieter eigentlich schon in der Lage seien, wirklich skalierbare Services in Gestalt eines Selbstbedienungskonzepts für Nutzer bereitzustellen. Peter Arbitter, Director Cloud & Enterprise bei Microsoft, antwortete: "Wir sind auf einem guten Weg."

Und noch ein anderes Problem beschäftigt Smartrac-CIO Petrongari: "Cloud Readiness ist ja nur der erste Schritt. Der zweite ist Cloud Flexibility, nämlich die Entscheidung, in welche Cloud ich eigentlich gehe." Und dabei stellten sich ihm vor allem zwei Fragen: Bin ich mit meinem Geschäftsmodell möglicherweise 20 Jahre lang an einen Anbieter gebunden? Oder kann ich eventuell sogar Apps und Workloads bedarfsabhängig zwischen unterschiedlichen Anbietern hin- und herschieben?

Die erste Frage blieb unbeantwortet - was möglicherweise auch eine Antwort ist. Esther Donatz, Director Cloud Services CEMEA bei VMware, warnte indes vor Totschlagargumenten, die es in der Cloud-Diskussion immer wieder gebe: "Wir sollten aufpassen, dass da nichts vorgeschoben wird, damit man gar nicht erst starten muss."

Auf die zweite Frage erhielt Petrongari eine unmissverständliche Antwort von Thomas Wittbecker, CEO des Nischenanbieters Adacor Hosting GmbH: Nein, die Workloads zwischen unterschiedlichen Clouds hin- und herzuschieben sei nicht möglich. Im Übrigen sei auch das Deployment von Anwendungen in die Cloud alles andere als einfach. "Wenn Sie eine App für die Amazon-Cloud entwickeln, geht das großartig. Schwierig wird es aber, wenn Sie eine vorhandene Anwendung in eine Cloud bringen wollen." Dazu bräuchten Unternehmen einen neuen Typ von IT-Spezialisten.

Das doppelte Personalproblem

Damit leitete Wittbecker auf das dritte Cloud-Hindernis über: den Mangel an qualifizierten Fachkäften und die Vorbehalte mancher IT-Profis, die Cloud Computing als Rationalisierungsinstrument sehen und um ihre Zukunft fürchten. Bei der IT-Infrastruktur der BMW Group kennt man dieses Problem offenbar nicht: "Meine Mitarbeiter steigen jetzt richtig in den Wettbewerb mit den Cloud-Anbietern ein", verriet Turek: "Die wollen genauso schnell sein - und dann auch noch integrierte Lösungen liefern, so dass das Business lieber zu ihnen kommt." Wie der BMW-Manager einräumt, hat es allerdings auch andere Phasen gegeben: "Wir haben sie alle durchlebt - von der anfänglichen Ablehnung über die ersten kleinen Pilotprojekte bis zu glühenden Verfechtern, die wir heute teilweise haben."

Auch Aenova-CIO Hittmeyer hat schon Widerstände gespürt. Es habe sie jedoch "durch Erfolge überwinden" können. Mit Hilfe der Cloud-Lösungen sei die eigene Mannschaft viel schneller geworden: "Hardware kaufen, Software installieren, Anwendungen validieren, das alles hat viel zu lange gedauert, obwohl wir den Prozess gut beherrschten. Mit Cloud-Services hingegen kann ich direkt in das Prototyping und die Diskussion mit dem Business einsteigen. Das ist ein ganz neues Erfolgserlebnis für die Anwender." Anstatt dem Business hinterherzurennen, könne die IT heute die Geschwindigkeit halten. Und das werde auch aus dem Business zurückgespiegelt.