PTC Liveworx 2023

Wie PTC die Produktentwicklung revolutionieren will

31.05.2023
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Service-Lebenszyklus vervollständigt

PTC nutzte die diesjährige LiveWorx auch, um den Kunden und Partnern die Gründe für die Übernahme des Field-Service-Management-Anbieters ServiceMax darzulegen und ihnen die daraus erwachsenden Vorteile vorzustellen. So soll es der mit knapp 1,5 Milliarden Dollar bislang größte Zukauf PTC ermöglichen, die bestehende Service-Lifecycle-Management-Suite, bestehend aus der Dokumentationslösung Arbortext, dem Ersatzteil-Management-System Servigistics, der IIoT-Plattform ThingWorx und der Industrial-AR-Suite Vuforia zu vervollständigen.

ServiceMax nimmt eine zentrale Position in PTCs Service-Portfolio ein.
ServiceMax nimmt eine zentrale Position in PTCs Service-Portfolio ein.

Auf diese Weise werde der kompletten Service-Lebenszyklus und damit auch der "Infinity Loop", der vollständige Produktlebenslauf, abgedeckt, erklärte PTC-Chef Heppelmann: "ServiceMax ermöglicht es PTC, diese Endlosschleife zum Leben zu erwecken." Heppelmann zufolge weist die Serviceseite ein enormes Potenzial auf, da ein Produkt während seiner Lebensdauer zehnmal mehr Serviceeinnahmen generieren kann als durch den ursprünglichen Verkauf.

PTC-Chef erklärte in seiner Keynote, welche Rolle das Service Lifecycle Management in seiner Produktstrategie spielt.
PTC-Chef erklärte in seiner Keynote, welche Rolle das Service Lifecycle Management in seiner Produktstrategie spielt.
Foto: PTC

Nicht ganz unrelevant für PTC ist außerdem, dass das Unternehmen mit ServiceMax einige bedeutende Kunden erhält, darunter (Windchill-Nutzer) Schneider Electric. Durch die Verknüpfung von ServiceMax und Windchill sei es dem französischen Konzern gelungen, wertvolle Einblicke in anlagenzentrierte Servicestrategie zu gewinnen, erklärte der PTC-CEO. Durch die Verknüpfung von Service- und IoT-Daten konnte er die vorausschauende Instandhaltung vorantreiben sowie neue und bessere Services entwickeln.

Zudem sind die FSM-Funktionen von ServiceMax eng in das CRM-System (Customer Relationship Management) von Salesforce integriert, was vielen Unternehmen eine Integration erleichtert.

Weiterer Übergang zu SaaS

Seit der 2019 erfolgten Übernahme von OnShape baut PTC sein SaaS-Portfolio weiter aus. Als neuestes Cloud-fähiges Produkt, basierend auf OnShape- und Arena-Technologie, stellte die Company auf der LiveWorx 2023 die ab Sommer verfügbare CAD-Lösung Creo+ vor.

Mit Creo+ hat PTC nun sein SaaS-Portfolio erweitert.
Mit Creo+ hat PTC nun sein SaaS-Portfolio erweitert.

Die Vorteile der SaaS-Variante von Creo 10 (ebenfalls neu) liegen neben einer schnelleren Implementierung in neuen Features, so PTC: Live-Zusammenarbeit mit anderen Entwicklern, wobei mehrere Benutzer gleichzeitig in Creo+ an demselben Entwurf arbeiten; Versionierung und Rollback von Konstruktionsänderungen sowie einfachere Verwaltung.

Creo+ benötigt dabei eine Internet-Verbindung, läuft jedoch nicht im Browser, sondern muss auf dem Rechner installiert werden. Laut Brian Thompson, verantwortlich für den CAD-Bereich von PTC, sollen jedoch künftige Version von Creo+ im Browser und ohne lokale Dateien laufen. Ein Verschmelzen von Onshape und Creo+ ist dagegen nicht geplant, weil diese verschiedene Nutzergruppen und Anforderungen adressierten: Creo+ richte sich an große Unternehmen mit komplexeren Konstruktionen und Power-CAD-Anwendern, während Onshape eher die schnelle agile Produktentwicklung in der Cloud anspreche.

Und was ist mit Generative AI?

Ein Buzzword, das auf der LiveWorx durch Abwesenheit glänzte, war Generative AI. ChatGPT & Co. würden zwar intern verwendet, spielten jedoch als primär sprachbezogene Tools in den Produkten derzeit noch keine Rolle, erklärte PTC-CEO Heppelmann in einer Q&A-Session auf Nachfrage: "Das Besondere an ChatGPT ist, dass es so einfach ist: Man gibt einen Text ein und bekommt einen Text zurück. Es ist jedoch schwer, 3D in Text auszudrücken. Die einzige Möglichkeit, 3D wirklich auszudrücken, ist in 3D."

"Wir haben kein Generative AI, aber Generative Design", fügte der PTC-Chef an. Die 3D-CAD-Funktion von Creo erstelle mithilfe von KI anhand von vorgegebenen Systemanforderungen selbstständig optimierte Designentwürfe. "Es ist ein wenig anders als GPT, aber es ist immer noch eine KI-basierte, generative Technologie", erklärte Heppelmann.

PTC-CTO Steve Dertain fügte hinzu, dass jedes PTC-Produkt Potenzial für den Einsatz von Generativer KI habe. So sei etwa in ServiceMax ein KI-Chatbot integriert, der Außendiensttechnikern hilft. Mit etwas mehr Kontextinformationen könne man GPT dazu bringen, zu verstehen, wie diese Daten zusammenhängen und so Nutzern eine hochwertigere Serviceerfahrung bieten. Ähnliches gelte für die PLM-Lösung Windchill und alle anderen datenzentrierten Produkte.