Mehr als 6.000 Live-Gäste aus aller Welt (und ähnlich viele online zugeschaltete) fanden sich Mitte Mai im Boston Convention & Exhibition Center ein, als PTC nach vier Jahren Zwangspause wieder seine Hausmesse Liveworx abhielt.
Wie PTC-CEO Jim Heppelmann zu Beginn in seiner Keynote ausführte, hat der vor allem für seine CAD- und PLM-Lösungen bekannte Anbieter die Zeit gut genutzt und in den vergangenen Jahren gut drei Milliarden Dollar investiert, um sein Lösungsportfolio organisch und mit Hilfe von Übernahmen zu aktualisieren und auszubauen.
Heppelmann verwies dabei insbesondere auf folgende Aktivitäten:
die Übernahme der Cloud-nativen Lösungen Onshape (CAD) und Arena (PLM)
die Einführung von PTC Atlas als Grundlage von PTCs SaaS-Plattformstrategie
die Einführung von ThingWorx Digital Performance Management (DPM)
die Übernahme von Codebeamer (Application Lifecycle Management - ALM)
die Übernahme des Service-Management-Anbieters ServiceMax, sowie
die Einführung von SaaS-basierten Tools wie Windchill+, Creo+ und Kepware+
Mit den aktualisierten Lösungen und dem erweiterten Portfolio, so erklärte der PTC-CEO, wolle seine Company den Lebenszyklus der Produktentwicklung auf neue und tiefergehende Weise unterstützen. Im Folgenden identifizierte Heppelmann einige Charakteristika, wie sich die Produktentwicklung verändert - und erklärte anhand von Praxisbeispielen, wie PTC seinen Kunden dabei unter die Arme greifen kann.
Schnelligkeit und Agilität
Unternehmen, die schnell neue Märkte erschließen wollen, Startups mit einer neuen Produktidee oder Firmen in schnelllebigen Branchen wie der Modeindustrie: Sie alle benötigen Tools, die den Produktentwicklungsprozess digitalisieren und die Zusammenarbeit mit bestehenden oder neuen Zulieferern erleichtern, damit sie ihre neuen Produkte rechtzeitig auf den Markt bringen können, erklärte der PTC-CEO.
So habe etwa die VF Corporation - besser bekannt durch Marken wie The North Face, Vans oder Timberland - ihre Produktentwicklung digitalisiert und damit mehr Flexibilität geschaffen, um auf der Grundlage von Daten auf Marktveränderungen reagieren zu können. Mit einem zentralen Repository in Windchill FlexPLM für alle Produktinformationen und -kommunikation sei die US-Company dabei in der Lage, mit Zulieferern zusammenzuarbeiten, Zeitpläne anzupassen und intelligentere Entscheidungen zu treffen.
Der Automatisierungsspezialist Festo wiederum habe erkannt, dass Software eine zunehmend wichtige Rolle in seinen Produkten spielt, berichtete Heppelmann. Als Konsequenz führte der PTC-Kunde moderne agile Praktiken aus der Softwareentwicklung wie Scrum-Teams, Sprints oder Kanban-Boards ein - und nutzt Tools wie die ALM-Plattform Codebeamer (Application Lifecycle Management), um diese Arbeitsweise zu unterstützen. Durch die Verbindung von ALM mit PLM konnte so eine klare Rückverfolgbarkeit während des gesamten Entwicklungsprozesses erreicht werden.
Wachstum und Profitabilität
Daneben gibt es aber auch etablierte Fertigungsunternehmen, die bereits ein breit gefächertes Produkt-Portfolio aufweisen und dabei Wachstum und Profitabilität in Einklang bringen müssen, erklärte Heppelmann. Hierbei helfe ein modellbasierter digitaler Thread, bei dem Produktinformationen wiederverwendet und Versionen und Konfigurationen auf eine Weise miteinander verknüpft werden, die eine Rückverfolgbarkeit und Änderungskontrolle ermöglicht, so der PTC-CEO.
Als Beispiel für ein Unternehmen mit einer solchen Plattformstrategie verwies er auf die Volvo Group: Der schwedische Hersteller verwendet im Rahmen der Volvo CAST (Common Architecture Shared Technology) viele Bauteile wie Motoren, Fahrgestelle oder Achsen gleich für mehrere Fahrzeuge, was die Fertigungsstraßen besser auslastet, die Produktpalette ausweitet und die Effizienz steigert.
In einem Videobeitrag erklärte Silvi Laks, Senior Vice President Vehicle Engineering bei der Volvo Group, dass das Unternehmen dazu effiziente PLM-Tools brauche, die sowohl die Produktinformationen speicherten als auch eine weltweite Zusammenarbeit unterstützten. Durch den Wechsel auf die CAD- und PLM-Systeme von PTC (Creo und Windchill) habe Volvo "die Komplexität durch den Einsatz dieser Methodik reduziert, und wir haben festgestellt, dass wir zwar die Anzahl der Produkte erhöht, aber die Anzahl der Teile um ein Vielfaches reduziert haben", so Laks.
Nachhaltig entwickeln
Ein weiteres Thema, mit dem sich Fertigungsunternehmen gleich aus mehreren Gründen beschäftigen müssen, ist der zunehmende Fokus auf Nachhaltigkeit. Schätzungsweise 80 Prozent des ökologischen Fußabdrucks eines Produkts werden durch Entscheidungen während der Entwicklung verursacht, etwa was Materialien, Art der Fertigung, Wiederverwertbarkeit und vieles mehr angeht, erklärte Catherine Kniker, Chief Sustainability Officer bei PTC.
Um die Sustainability-Ziele der Fertigungsunternehmen beim Recycling und der Fertigungseffizienz zu unterstützen, habe PTC seine Kooperation mit Ansys und aPriori ausgebaut, gab Kniker bekannt. PTC und Ansys, die bereits seit mehreren Jahren im Bereich der Produktdesign- und Simulationssoftware zusammenarbeiten, werden die Arbeitsabläufe zwischen PTCs CAD-Lösung Creo, der PLM-Software Windchill und Ansys' Materialinformationsmanagement-Lösung Ansys Granta MI weiter integrieren. Auf diese Weise sollen Konstrukteure leichter beurteilen können, wie sich die in einem Produkt verwendeten Materialien auf die Produktleistung, den enthaltenen Carbon Footprint und die Recyclingfähigkeit auswirken, so die PTC-Managerin.
Durch die erweiterte Kooperation mit aPriori wiederum könnten sie die Entwürfe in CAD und PLM besser überprüfen und Berichte zu Teilekosten, Herstellbarkeit und Umweltverträglichkeit erstellen. Sind Änderungen erforderlich, sei die Software von aPriori in der Lage, Verbesserungsvorschläge für die Konstrukteure zu erstellen, bevor hohe Kosten anfallen, erklärte Kniker.