Wenn sich das Bundesministerium für Arbeit und Soziales einem Thema wie dem Arbeiten in der Zukunft widmet, so scheint dem Bereich hohe Bedeutung beigemessen zu werden. Zu Recht, wie ein Blick auf die aktuellen Herausforderungen zeigt. Die voranschreitende Entwicklung von Robotern und Automatisierungsprozessen sowie das weite Thema der Industrie 4.0, die in der Digitalisierung von Produktions-, Liefer- und Kommunikationsprozessen zu münden scheint, schürt die Angst bei Arbeitnehmern, künftig ohne Job ein trauriges Dasein zu fristen.
Die viel zitierte Überalterung der Bevölkerung wiederum lässt bei Arbeitgebern den Ruf nach mehr Nachwuchsfachkräften laut werden. Die gewandelten Anforderungen an Arbeitsplätze, weg von 9 to 5 hin zu mehr Flexibilität, werfen gleichzeitig die Frage nach der Work-Life-Balance auf. Aber wie werden diese und weitere Herausforderungen gelöst?
Ansätze aus Wirtschaft und Politik gibt es viele, einen konkreten Vorschlag aufgrund der Vielschichtigkeit des Themas allerdings noch nicht. In der Initiative "Arbeiten 4.0" unter Schirmherrschaft von Bundesministerin Andrea Nahles arbeitet man jedoch mit Hochdruck daran, aus dem bereits vorliegenden, die Herausforderungen schildernden "Grünbuch" bis Ende 2016 ein "Weißbuch" zu gestalten, das Lösungsmöglichkeiten und -vorschläge aufzeigt. In der Zwischenzeit tagen Fachgremien, bestehend aus Arbeitgeber- und Arbeitsnehmervertretern sowie Spezialisten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung, um in Workshops, Konferenzen und auf diversen Plattformen ihr Wissen und ihre Erfahrung in den Dialog einzubringen.
Technologien für bessere Arbeitswelten
Eine tragende Rolle spielen dabei auch moderne Technologien. Denn sie sind es, die Unternehmen und ihre Mitarbeiter befähigen, in der Zukunft neue Arbeitsplatz- und Arbeitszeitmodelle zu schaffen. So sind mobile Endgeräte gleichzeitig Fluch wie Segen: Heute, wo die Arbeit nicht mehr nur von einem festen Schreibtisch aus, sondern auch auf Reisen, bei Kundenbesuchen oder im Home Office erledigt wird, gelingt es mit ihrer Hilfe und der entsprechenden IT-Infrastruktur, ohne Kommunikationsbrüche seinen Aufgaben nachzugehen.
Viele IT-Manager fürchten die Heimarbeit als Produktivitätskiller. Damit Telearbeit nicht ins Desaster führt, müssen klare Regeln gelten – für Homeworker und für ihre Teams.- Regeln für Telearbeiter: 1. Routinen einhalten
Heimarbeit braucht feste Zeiten, um nicht in den Freizeitpark zu führen. Überlegen Sie, zu welchen Zeiten Sie für das Unternehmen erreichbar sein müssen, und legen Sie drum herum Ihre Arbeitszeiten je nach Biorhythmus. - 2. Arbeitsplatz einrichten
Heute hier, morgen dort arbeiten? Bloß nicht. Das Gehirn braucht einen festen Anker. Sobald es dann den Schreibtisch sieht, switcht es automatisch in den Arbeitsmodus. - 3. IT-Support sichern
Die technische Erreichbarkeit ist Grundvoraussetzung für den Heimarbeitsplatz. Daher unbedingt mit dem Arbeitgeber klären, wer bei auftretenden Problemen hilft. - 4. Nanny anstellen
Störende Kinder bei der Arbeit sind ein No-Go – im Büro genau wie im Home Office. Also für Betreuung sorgen, wenn es möglich ist. - 5. Grenzen ziehen
Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Soll heißen: Im Job arbeitet man diszipliniert und vorbildlich wie in der Firma. Nach Feierabend aber schaltet man genauso vorbildlich ab. Und lässt das Bürotelefon im Arbeitszimmer läuten, bis es schwarz wird. - 6. Flurfunk empfangen
Wer zu Hause arbeitet, bekommt weniger von den Schwingungen im Unternehmen mit. Dort stehen Homeworker in der Holschuld. Denkbar sind etwa regelmäßige Update-Telefonate mit einem Kollegen oder das tägliche Einloggen ins firmeneigene soziale Netzwerk. - Regeln fürs Team: 7. Leitplanken setzen
Ohne Vertrauen geht nichts. Der Chef sollte seiner Mannschaft feste Leitplanken setzen, innerhalb derer sie freie Fahrt gestatten. Die neue Denke: Hauptsache, die Arbeit wird erledigt. Egal wo. - 8.Transparenz schaffen
Jedes Teammitglied muss wissen, wie und wann die Kollegen erreichbar sind. Ein elektronischer Teamkalender verschafft Durchblick. - 9. Medien festlegen
Der digitale Büro-Austausch hat viele Gesichter: Telefon, E-Mail und Chat, WhatsApp Videokonferenz und Firmenwikis. Das Team sollte festlegen, was man wie mitteilt. - 10. Technik umarmen
Neue Techniken sind für Telearbeiter-Teams immer Freund und nicht Feind. Also bitte nicht die Kamera beim Videochat zukleben – das Gesicht sagt manchmal mehr als 1.000 Worte! - 11. Fair bleiben
Gleiches Recht für alle. Falls durch die veränderten Arbeitsorte Mehrarbeit entsteht, muss diese gleichmäßig auf den Schultern von Präsenz- und Telearbeitern verteilt werden. Chefsache. - 12. Jours fixes vereinbaren
Der altmodische Austausch von Angesicht zu Angesicht ist durch keine Webkonferenz der Welt zu ersetzen. Feste Termine für Teamtreffen festlegen, wenn es möglich ist. - zusammengestellt von Judith-Maria Gillies
freie Wirtschaftsjournalistin in Köln.
Auf intern gespeicherte Dokumente zuzugreifen, mit den Kollegen im Austausch zu bleiben, Informationen mit Kunden auszutauschen - ein klarer Vorteil der mobilen Technologien. In diese fügt sich auch das Cloud Computing nahtlos ein. Wichtige Geschäftsanwendungen und -dokumente werden einfach zentral bereitgestellt und gewährleisten so den Arbeitsfortschritt an jedem bevorzugten Ort. Gerade das hybride Modell ist hier empfehlenswert, das das Beste aus den Welten der Public und der Private Cloud vereint. Während sensible Anwendungen wie ERP oder Dokumentenmanagement und Daten oft in der privaten, unternehmenseigenen Umgebung bleiben, können je nach Datensicherheitsanforderung zum Beispiel E-Mail- und CRM-Anwendungen über die Public Cloud bezogen werden. Dass darüber hinaus technische Aspekte wie Authentifizierung, Identity Management, SSL/VPN, Web-Proxy und Rechtevergaben beachtet werden müssen, versteht sich von selbst. Die Folge: Alle Mitarbeiter eines Unternehmens können flexibel arbeiten, wo und wann immer sie möchten. Vorausgesetzt, auch andere Rahmenbedingungen wie die Offenheit in der Geschäftsführung für den "Next Generation Workplace" sind gegeben.
Kopfsache: Flexibel ist, wer auch Freiheiten hat
Mehr Flexibilität steigert jedoch auch die Gefahr, dass definierte Arbeitszeiten verschwimmen. So wird die Korrespondenz um 22 Uhr mit dem Geschäftspartner zwar nicht explizit gefordert. Doch wer um diese Uhrzeit nicht auf eine E-Mail antwortet, ist häufig als nicht arbeitswillig kategorisiert. Wozu hat man denn schließlich all die Smartphones und Tablets und Laptops eingeführt? Das nicht ganz seltene Beispiel zeigt, dass es für den Wandel der Arbeitswelt mehr bedarf als nur der passenden Technologien.
Um die Zeitkonflikte im Alltag zwischen Arbeit, Familie und Freizeit aufzubrechen, braucht es auch einen Wandel des Verständnisses von Arbeit in den Köpfen von vornehmlich Unternehmen und Arbeitnehmern. Während sich CxO-Ebenen von dem Gedanken der "Kontrolle" über ihre Mitarbeiter verabschieden müssen, nur weil sie eine Etage unter ihnen sitzen, müssen Arbeitnehmer sich darüber im Klaren sein, dass ihre neugewonnene Freiheit nicht die Qualität ihrer Arbeit beeinflussen darf. Oftmals wird unterschätzt, wie viel herausfordernder es ist, sich aus dem Home Office auf Büroaufgaben zu konzentrieren und sich nicht von alltäglichen Dingen ablenken zu lassen. Mehr denn je sind Vertrauen und Zuverlässigkeit gefordert.
Es wird keine einheitliche Lösung geben
So unterschiedlich die Anforderungen an das moderne Arbeiten - in das übrigens auch die Frage nach Renten, Beschäftigungsart und Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau hineinspielt -, so unterschiedlich werden auch die Herangehensweisen in Unternehmen aussehen. Wer Waren produziert, hat zum Beispiel andere Anforderungen als es in der Software-Entwicklung der Fall sein wird. Wer lokal auftritt, steht vor anderen Hürden als international tätige Unternehmen. Wenn Ende des Jahres das "Weißbuch" der Initiative "Arbeiten 4.0" erscheint, werden darin Schlüsse gezogen, die auf einem fachlichen als auch öffentlichen Dialog fußen. Damit der Spagat zwischen Privat- und Arbeitswelt gelingt, werden Unternehmen jedoch selbst für die passende Umsetzung in ihrem Haus sorgen müssen.
- Wie wird Arbeiten im Home Office effizient?
Unify gibt einige praktische Tipps, mit denen Mitarbeiter auch ihr Home Office möglichst produktiv gestalten können. - Grenzen setzen - auch zu Hause
Im eigenen Heim lauern zahlreiche Ablenkungen: Nicht abgespültes Geschirr, der Kühlschrank, Radio oder Fernseher üben ungeahnte Anziehungskräfte aus und stören die produktive Arbeit. - Ein festgelegter Arbeitsbereich, ...
... der vom übrigen Wohnraum abgetrennt ist, verhilft auch zu klaren Grenzen im Kopf. Die Gefahr der Ablenkung wird geringer. - Einen Fensterplatz buchen
Stress bremst die Produktivität. Ein Blick aus dem Fenster bietet Abwechslung, noch mehr wenn er direkt ins Grüne geht. Außerdem ist es für Bildschirmarbeiter sinnvoll, regelmäßig in die Ferne zu sehen, zumindest einige Meter hinter den Monitor. - Ein Fensterplatz ...
... verringert die Belastung der Augen und damit auch den Arbeitsstress. Tipp für alle, die keinen Platz am Fenster haben: Auch Zimmerpflanzen oder ein Zimmerbrunnen sorgen für entspannte Atmosphäre. - Mit Farben spielen
Farbe ist ein wichtiger Faktor für jeden Büroraum, egal ob in der Firma oder zu Hause. Farben beeinflussen die Stimmung wesentlich. - Neutrale Farben wirken beruhigend, ...
... während manche Orange- und Gelbtöne sogar das Hungergefühl fördern. Besonders zu empfehlen für eine produktive Arbeitsumgebung sind Zitronentöne, Pastellblau oder Cremefarben. - Auf einen ergonomischen Arbeitsplatz achten
Mitarbeiter können nur produktiv sein, wenn sie gesund sind und einen komfortablen Arbeitsplatz haben. - Das Büro zuhause ...
... soll auch nach ergonomischen Vorgaben eingerichtet werden, um gesund und leistungsfähig zu bleiben. Hier sind ebenfalls die Arbeitgeber gefragt: Sie sollten unbedingt dafür sorgen, dass alle ihre Mitarbeiter die nötigen Informationen zur Ergonomie am Arbeitsplatz bekommen. - Für Flexibilität sorgen
Auch wenn das Home Office seinen festen Platz in der Wohnung haben sollte: Stuhl und Schreibtisch festzuschrauben, hilft auch nicht weiter. - Dagegen fördert es die Kreativität ...
... gelegentlich die Position und damit den Blickwinkel auf die aktuelle Arbeit zu wechseln. Es ist ebenfalls hilfreich, Dinge neu sortieren zu können oder die Arbeit anders anzuordnen - dafür sollte auch im Home Office Platz sein.