Nach Kündigung

Wie man sich stilvoll verabschiedet

05.06.2010
Von 
ist freie Wirtschaftsjournalistin in London.
Jobwechsel? Kündigung? Jetzt heißt es Abschied nehmen von Chef und Kollegen. Doch Vorsicht: Die letzten Arbeitstage haben es in sich. Fettnäpfchen lauern überall.

Sein Team bei SAP hatte sich aufgelöst. Und ein neuer Job innerhalb des Unternehmens war nicht in Sicht. Also ließ sich Sven Bleckmann abwerben. "Gern gegangen bin ich nicht", sagt der 41-Jährige heute. "Aber wer in so einer Situationen nachkartet oder schlechte Stimmung verbreitet, schneidet sich ins eigene Fleisch." Auch in den letzten Arbeitswochen nach der Kündigung arbeitete der SAP-R/3-Retail-Trainer daher weiter wie zuvor.

Der letzte Eindruck zählt

Ein weiser Entschluss. Denn das eigene Verhalten während der letzten Arbeitstage prägt entscheidend den Eindruck, den ein scheidender Mitarbeiter hinterlässt. "Ein Chef ist auch nur ein Mensch. Selbst wenn er fünf Jahre lang mit einem Mitarbeiter zufrieden war, sich aber gestern über ihn geärgert hat, wird sich dies auf sein Arbeitszeugnis auswirken", warnt Personalberater Heiko Mell aus Rösrath bei Köln.

Heiko Mell, Personalberater "Kündigt ein Mitarbeiter, ist das für den Vorgesetzten meist eine Blamage."
Heiko Mell, Personalberater "Kündigt ein Mitarbeiter, ist das für den Vorgesetzten meist eine Blamage."

Zeit für Rachegefühle ist der Endspurt also nicht - auch wenn dem, der geht, Zurückhaltung schwerfallen sollte. Besonders Mitarbeiter, die im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise die Firma verlassen müssen, sollten stark sein. Wer seinen Ärger im Job ablässt, kann das später bereuen. Denn die letzten Wochen am Arbeitsplatz entscheiden unter Umständen auch über den Erfolg im neuen Job.

Das Auftreten vor Toresschluss beeinflusst vor allem den eigenen Ruf. Und der wiederum wirkt sich auf mögliche Referenzen aus, auf das persönliche Netzwerk und damit indirekt auch auf die spätere Arbeitsstelle. Scheidende Mitarbeiter, die dies alles berücksichtigen, werden ihre Abschiedszeit daher besonders umsichtig gestalten - vom Kündigungsgespräch über die Einarbeitung des Nachfolgers bis zum Ausstand.