Dell streicht Stellen in der Produktion, Novell macht mehrere Büros dicht, und Nokia wirft gleich 1700 Leute raus. Viele Jobs sind bedroht. Selbst Google, IBM und Microsoft müssen auf die Bremse treten. Bei aller Angst, die solche Nachrichten hervorrufen, heißt es in diesen Tagen, Ruhe zu bewahren. Zwar steckt laut einer Umfrage von Towers Perrin bereits jedes vierte Unternehmen in der Restrukturierung. "Die IT-Branche ist aber noch nicht so betroffen wie die Automobilindustrie, Finanzdienstleistung und der Maschinenbau", beschwichtigt Towers-Perrin-Berater Martin Hofferberth. Noch beruhigender klingt, was Bitkom-Sprecher Stephan Pfisterer über den IT-Arbeitsmarkt vermelden kann: "In deutschen Betrieben herrscht ein stabiles Beschäftigungsniveau. Alle rund 15.000 Informatikabsolventen werden 2009 einen Job finden."
Viele Personalleiter können sich laut Hofferberth weder erklären, warum die Probleme entstanden sind, noch ahnen sie, was ihnen womöglich noch ins Haus steht. "Einigen fällt es schwer, verlässliche Pläne aufzustellen. Andere verschieben die Auszahlung von Boni für 2008 um ein halbes Jahr." Auch Karl-Heinz Stroh, Personalvorstand der Heimwerker-Marktkette Praktiker, tut sich schwer. "Dauert die konjunkturelle Schwäche noch länger, müssen wir Neuland betreten." Alles was der Beschäftigungssicherung diene, habe "unbedingt Vorrang".
Kurzarbeit bei Praktiker
Als erstes Handelsunternehmen meldete Praktiker Kurzarbeit an und verhängte einen Einstellungsstopp in allen nicht kundennahen Bereichen. Um weitere Personalkosten zu sparen, möchte Stroh zusätzlich dem Beispiel der Metallindustrie folgen, wo viele Betriebe die zuvor vereinbarte tarifliche Gehaltserhöhung verschieben. Ebenfalls geplant ist, die Arbeitszeit bei entsprechendem Gehaltsverzicht abzusenken. Stroh hofft, dass die Sozialpartner mitziehen, um Entlassungen abzuwenden.
Auf die eigene IT legt Stroh ein besonderes Augenmerk. Nicht antasten in der Krise will er den "Nukleus an sehr gut qualifizierten Fachkräften, unser Investment in die Zukunft". Damit meint er etwa diejenigen, die an der Schnittstelle zu Service-Providern "das Prozess-Know-how haben und die Qualität bei der Einhaltung der Service-Level-Agreements (SLA) sichern". Wie andere Anwender will auch Praktiker Outsourcing-Verträge neu verhandeln, Laufzeiten verkürzen oder einst ausgelagerte Services sogar wieder ins Unternehmen zurückholen.