Media-Saturn arbeitet an Digitalisierung des Verkaufs

Wie IoT, VR und Roboter das Einkaufen revolutionieren

28.07.2016
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Intelligent Shoppen mit Microsoft Kinect

Die neue Küche konfigurieren Kunden in Testmärkten bereits heute per Virtual Reality.
Die neue Küche konfigurieren Kunden in Testmärkten bereits heute per Virtual Reality.
Foto: Media-Saturn Holding GmbH

Doch nicht nur die Preisschilder an den Regalen sollen intelligent werden. Unter dem Stichwort Smart Shelf testet man derzeit im Saturn Ingoldstadt, wie man dem Kunden, wenn er ein Produkt berührt, automatisch den Produktrelevanten Content - etwa ein Video - zur Verfügung stellt. Dazu wurde über dem Regal eine Microsoft Kinect installiert. Diese trackt die Kundeninteraktionen. Den Vorteil an diesem Ansatz sieht Wild darin, dass dem Kunden so ein neues Shopping-Erlebnis geboten werden kann, selbst wenn er nicht Digital-affin ist.

Ist 2016 das Jahr der Virtual Reality?

2016, so ist Wild überzeugt, wird Virtual Reality (VR) seinen Durchbruch erleben, weshalb auch Media-Saturn diese Technik nutzen will. Hierzu hat das Unternehmen in Saturn Ingoldstadt und Berlin Alexanderplatz zwei VR-Showrooms aufgebaut. Als erste Anwendung wurde der interaktive, virtuelle Verkauf von Küchen getestet, weil dem Retailer bewusst ist, dass er niemals das komplette Küchen-Sortiment im Laden vorhalten kann. Virtuell kann der Kunde drei verschiedene Küchen an verschiedenen Orten wie etwa in New York, in den Bergen oder einen neutralen Stadt erleben. In diesen Küchen kann er die Oberfläche sowie die Farben verändern. Ebenso ist er in der Lage die Elektrogeräte auszutauschen. Auf diese Weise kann der Kunde erleben, wie eine gewählte Küche in echt aussehen würde. Doch dies war nur der Anfang. Parallel dazu hat Saturn jetzt begonnen, dort auch Gaming zu ermöglichen. Andere Zuschauer können dabei zusehen und auf großen Monitoren mitverfolgen was der VR-Player erlebt.

Lieferroboter statt Amazons Drohnen

Liefert dieser Roboter von Starship demnächst in Düsseldorf Waren von Media-Saturn aus?
Liefert dieser Roboter von Starship demnächst in Düsseldorf Waren von Media-Saturn aus?
Foto: StarShip

Schließlich befasst sich Wild noch mit dem Thema Robotics. Aktuell arbeitet der Kölner Saturn Connect Markt mit Nao an einem Roboter, der Produkte präsentieren kann, connected device erklärt, Licht einschaltet oder Fernseher bedient. Zudem könne er dem Kunden das Thema smart connected home sehr gut erklären. Wenige Kilometer weiter in Düsseldorf hat demnächst ein anderer Roboter seine Bewährungsprobe. Dort soll ein Lieferroboter des estländischen Herstellers Starship Ware ausliefern. Der Roboter kann diese im Umkreis von vier Kilometern selbständig zum Kunden bringen. Damit möchte Media-Saturn nicht nur die Ware schneller an den Kunden ausliefern, sondern auch effizienter. "Damit ist die letzte Meile bei der Lieferung zum Kunden für weit unter einem Euro abbildbar und das just in time", rechnet Wild vor. So sieht etwa ein Konzept von Starship vor, dass etwa die Ware zu Hubs transportiert wird und der Kunde dann nur, wenn er zu Hause ist, einen Knopf drücken muss - und 15 Minuten später steht der Lieferroboter vor der Türe.

Gemeinsam mit Frauenhofer arbeitet der Retailer an der Weiterentwicklung von Paul - ein Roboter der ursprünglich für den Pflegedienst konzipiert wurde. Paul ist etwa 1,60 Meter groß und soll künftig Kunden begrüßen, zum gesuchten Produkt geleiten und dazu einfache Fragen beantworten. Weiß Paul nicht mehr weiter, kann er einen Mitarbeiter hinzuziehen.

Insgesamt, so bekräftigt CDO Wild, habe sich Media-Saturn auf die Fahne geschrieben, neue Technologien - im Vergleich zur Vergangenheit - bereits sehr früh zu evaluieren, um das Shopping-Erlebnis für den Kunden zu verbessern. Um auch für Neuigkeiten gewappnet zu sein, die dann in der Praxis nicht funktionieren, haben die Ingoldstädter eine fail-forward-fail-fast-Strategie entwickelt. "Wir entwickeln die Zukunft des Handels", zeigt sich Wild siegessicher.