Media-Saturn arbeitet an Digitalisierung des Verkaufs

Wie IoT, VR und Roboter das Einkaufen revolutionieren

28.07.2016
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Die Media-Saturn-Holding GmbH testet die Digitalisierung ihres Verkaufs. Egal ob IoT, VR oder Roboter, mit neuer Technik will die Elektronik-Retail-Kette das Einkaufserlebnis in ihren Märkten revolutionieren.
Martin Wild, CDO bei Mediamarkt und Media-Saturn, will beim Handel 4.0 eine Vorreiterrolle übernehmen.
Martin Wild, CDO bei Mediamarkt und Media-Saturn, will beim Handel 4.0 eine Vorreiterrolle übernehmen.
Foto: PREVIEW

Bis 2011 hatte Media-Saturn den Trend zum Online-Shopping verschlafen und diskutierten ernsthaft, ob 70 Prozent Offline-Markt nicht auch reichen. Doch das Internet stellte den Unique Selling Point der Retail-Kette - die angestrebte Preisführerschaft und das größte Sortiment - auf den Kopf. In eine ähnliche Bredouille will man bei der Digitalisierung des Handels - bei Media-Saturn auch als Handel 4.0 bezeichnet - nicht noch einmal kommen. Deshalb arbeitet das Unternehmen, so Martin Wild, Chief Digital Office bei Media Markt und Media-Saturn, an neuen digitalen Features und Kanälen, die künftig beim Shopping eine Schlüsselrolle spielen sollen. "Dabei erfüllt die Digitalisierung keinen Selbstzweck", erklärt der CDO, "sondern muss entweder das Kundenerlebnis verbessern oder neue Business-Modelle liefern."

2011 begann die digitale Reise

In Köln begrüßt bereits Roboter Nao dei Kunden und präsentiert Produkte
In Köln begrüßt bereits Roboter Nao dei Kunden und präsentiert Produkte
Foto: Media-Saturn Holding GmbH

Letztlich zwang der vernetzte Kunde, der jederzeit und überall per Knopfdruck an Produktinformationen und Preise kommt, auch die Ingoldstädter Media-Saturn zu Veränderungen. "Zumal Hoffnung definitiv keine Lösung war", beschreibt Wild, "wir versuchen nun das Beste aus beiden Welten zu vereinen und ein Omni-Channel-Strategie zu fahren". Dahinter steckt die Überzeugung, dass ein Kunde sehr bewusst auswählt, welchen Channel er nutzt. Offline wolle der Kunde etwa ein Produkt berühren und es sofort kaufen, online stehe dagegen die Bequemlichkeit, die volle Preistransparenz sowie die Auswahl im Vordergrund. Des Weiteren sieht Wild zwei Trends bei den Kunden: Personalisierung und Mobile. Unter Personalisierung versteht der CDO eine Unterstützung der vernetzten Kunden bei der Bewältigung der Datenflut. Mit Mobile spricht Wild das Thema Smartphone an, das für ihn eine perfekte Verbindung zwischen Offline- und Online-Welt darstellt. Damit will er den Kunden künftig ein besseres Shopping-Erlebnis ermöglichen.

Digitalisierung ist kein Selbstzweck

Digitale Preisschilder vereinfachen nicht nur die Preisaktualisierung, sondern beitem dem Kunden per NFC Zusatzinformationen.
Digitale Preisschilder vereinfachen nicht nur die Preisaktualisierung, sondern beitem dem Kunden per NFC Zusatzinformationen.
Foto: Media-Saturn Holding GmbH

Ein erster Schritt war etwa das vernetzte Shopping, bei dem der Kunde online bestellt und dann das Produkt vor Ort abholt. "Ein Verfahren das 40 Prozent unserer Online-Kunden nutzen", berichtet der CDO aus der Praxis. Allerdings sei dies nur der Anfang, meint Wild mit Blick auf social media, IoT, connected products, digital Marketing, Big Data, VR und Robotics. Gerade an Lösungen mit VR und Robotics in Verbindung mit IoT-Technologien arbeiten die Ingoldstädter derzeit und testen erste Pilote bereits in ihren Märkten.

Ware per Location based Services abholen

So testet Media-Saturn das Thema Mobile bereits in verschiedenen Läden. Einen Anwendung sind Location based Services (LBS). Eine Anwendung ist etwa der digitale Abholschein. Bestellt der Kunde online, so erhält er den Abholschein auf sein Smartphone. Bewegt er sich dann in die Nähe eines Marktes, weist ihn das Smartphone darauf hin und teilt ihm mit, dass die Ware abholbereit ist. Ein anderes Szenario ist, dass der Kunde im Laden künftig auf dem Smartphone den Standort der Produkte anzeigt bekommt, für die er sich interessiert. Hierzu setzt das Unternehmen zudem auf Augumented Reality.

Elektronische Preisschilder mit NFC

Des Weiteren sollen die Shops künftig mit digitalen Preisschildern (Electronic Shelf Label (ESL)) ausgestattet werden. Diese ermöglichen einen automatischen Wechsel der Preise, so dass die Mitarbeiter nicht mehr täglich neue Preisschilder ausdrucken müssen. Diese Funktion wird derzeit laut Wild ausgerollt. Darüber hinaus sind die ESL alle NFC-fähig. In Kürze könnten die Kunden ihre NFC-fähigen Smartphones an die Preisschilder halten, um so einen Link zu erweiterten Produktinformationen zu bekommen. "Leider können dies nur Android-User nutzen, da sich Apple immer noch nicht dazu entschlossen hat, seine NFC-Implementierung zu öffnen", schränkt der CDO ein. Auf diese Weise soll der Kunde auch im Shop alle Informationen erhalten, die er aus der Online-Welt gewohnt ist. Mit Hilfe der Indoor-Navigation will Wild eine weitere Online-Erfahrung in der realen Welt erlebbar machen: "Wir sind alle gewohnt, online binnen Sekundenbruchteilen die gewünschten Produkte zu finden, im realen Laden suchen die Kunden dagegen oft mehrere Minuten." Eine solche Indoor-Navigation testet Saturn-Media derzeit in Ingoldstadt.