10 Prognosen

Wie GenAI Entwicklerkarrieren umkrempelt

20.02.2024
Von 


Isaac Sacolick ist Autor des Amazon-Bestsellers "Diving Digital: The Leader's Guide to Business Transformation thourh Technology". Er schreibt als freier Autor unter anderem für unsere US-Schwesterpublikation CIO.com.

 

5. Integration beschleunigt sich

In Sachen Integrationsmöglichkeiten hat sich im Laufe der letzten Jahre bereits einiges dank APIs, SaaS und iPaaS und anderen Ökosystem-Technologien zum Positiven verändert. Trotzdem verwenden viele Softwareentwickler nach wie vor viel Zeit, um Datenfelder zu mappen, Transformationslogik zu coden sowie Performance zu gewährleisten. Das könnte sich durch Generative AI endlich ändern, wie Emmanuel Cassimatis, Mitglied des KI- und Innovationsteams bei SAP, in Aussicht stellt: "Wenn es um Integrationen geht, war der Entwicklungslebenszyklus in der Vergangenheit ziemlich fragmentiert. KI kann an dieser Stelle vereinheitlichen, indem sie ein Bild über die Datenlage verschiedener Applikationen liefert und so die Zusammenarbeit zwischen den Developern verbessert."

Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis Entwickler generative KI dafür nutzen, Integrationen "codeless" und "self healing" zu gestalten - inklusive Natural-Language-Anforderungen und automatisch generierten Visual Flows.

6. Entwickler werden KI-Manager

Phillip Carter, Principal Product Manager beim Observability-Spezialisten Honeycomb, ist davon überzeugt, dass GenAI künftig sowohl die Aufgabengebiete von Softwareentwicklern als auch von Quality-Assurance-Managern transformieren wird. Er konkretisiert: "Natürliche Sprache wird eine immer größere Rolle spielen, wenn es darum geht, Code zu generieren und zu testen. Falls die KI-Fähigkeiten noch einmal einen ähnlichen Shift erfahren wie durch den Transformer, können wir uns darauf einstellen, dass KI-Agenten das Gros dieser Aufgaben übernehmen werden. Die Entwickler werden dann für diese Agenten Ziele und Einschränkungen programmieren."

Eine interessante Prognose, impliziert sie doch, dass Softwareentwickler und -Ingenieure künftig Architekturen sowie nicht-funktionale und betriebliche Anforderungen definieren werden - statt Code zu schreiben und Tests zu automatisieren.

7. KI durchdringt SDLC

Aktuell fokussieren viele generative KI-Tools noch darauf Code zu generieren. Das wird sich mit zunehmender Technologiereife ändern - neue Funktionen werden Einzug halten, die die Phasen und Verantwortlichkeiten innerhalb des SDLC transformieren.

Humberto Moreira, Principal Solutions Engineer beim Serviceanbieter Gigster, konkretisiert: "Es werden sich Best Practices entwickeln, um generative KI in den Softwareentwicklungslebenszyklus zu integrieren. Dabei könnten unterschiedliche Modelle für die einzelnen SDLC-Phasen am besten funktionieren. Etwa ein KI-Modell, das auf die Anforderungen optimiert ist, eines für die Code-Entwicklung und ein weiteres für die Qualitätssicherung."

Gilad Shriki, Mitbegründer des No-Code-Anbieters Descope, sieht weiteres Change-Potenzial für Dev-Workflows am Horizont: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis KI für SDKs, Tests und Dokumentationen eingesetzt wird. Für Entwickler bedeutet das, ihre Arbeit künftig in speziellen KI-kompatiblen Formaten codieren und dokumentieren zu müssen."

Sollte sich letztere Prognose bewahrheiten, könnte GenAI Entwicklern potenziell mehr Unannehmlichkeiten bereiten und eventuelle Produktivitäts- oder Qualitätsverbesserungen gefährden.

8. GenAI-Personas treten auf den Plan

Generative AI hat das Potenzial, etliche Aufgaben zu übernehmen, die noch von menschlichen Devs erledigt werden. Das könnte dazu führen, dass Compiler und andere Tools künftig nicht nur menschlichen, sondern auch KI-generierten "Personas" zur Verfügung stehen.

Das könnte nach Meinung von Dustin Kirkland, VP of Engineering beim Conatiner-Security-Spezialisten Chainguard, völlig neue Perspektiven auf Code eröffnen: "Neben der traditionellen, menschlichen Sichtweise auf den Code könnte dann eine zweite, KI-optimierte und defensivere Perspektive entstehen. Die ist für Menschen weniger gut lesbar, für Compiler und Interpreter aber perfekt geeignet und so ein mögliches Zwischenformat für Code."

Zu hoffen ist mit Blick auf dieses Szenario allerdings, dass sich dadurch auch die Machine-Learning-Fähigkeiten verbessern werden, wenn es darum geht, Fehler, Sicherheitslücken und andere Probleme akkurat und effizient zu identifizieren.

9. KI optimiert Ops-Fähigkeiten

Geht es nach Cody De Arkland, Director of Developer Experience beim Plattformanbieter LaunchDarkly, wird GenAI künftig auch die Zuverlässigkeit und den Betrieb von Applikationen optimieren: "Wir sehen bereits erste Anzeichen dafür, dass Development-Tools künftig aus Interaktionen lernen werden. Dabei geht es im Kern um intuitive Unterstützung für Entwickler."

De Arkland denkt dabei etwa an folgende Szenarien:

  • Webanwendungskomponenten, die automatisch nach erlernten Designstandards entstehen.

  • Automatisiert erstellte Feature-Flags, sobald ein Dev ein neues Feature erstellt.

  • Neue Software bereitstellen oder zurücksetzen, falls Probleme identifiziert werden.

  • Feedback-Schleifen an die QA in Echtzeit statt erst nach der Bereitstellung.

Diese Ideen werfen wiederum die Frage auf, welche DevOps- und SRE-Funktionalitäten künftig durch generative KI ermöglicht, respektive erweitert werden.

10. GenAI-Risiken erfordern Neubewertung

Weil GenAI künftig neue Fähigkeiten über den gesamten SDLC hinweg ermöglichen wird, werden auch die KI-Risiken neu zu bewerten sein. Brandon Jung, VP of Ecosystem and Business Development beim KI-Tool-Anbieter Tabnine, weiß, worauf es dabei künftig ankommen wird: "Wir nähern uns der Vision eines durchgängig KI-gestützten Softwareentwicklungsprozesses. Dabei ist auf allen Ebenen sicherzustellen, dass der generierte Code von höchster Qualität ist und die allgemeine Zuverlässigkeit oder Wartbarkeit der Anwendung nicht beeinträchtigt wird. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf den Daten liegen, die in das Modell einfließen."

Dabei wird sicherlich auch eine Rolle spielen, welche Sicherheitsschranken künftige GenAI-Algorithmen und -Tools aufweisen werden, um Unternehmensressourcen abzusichern - und inwieweit diese Features ebenfalls auf generativer KI aufbauen. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.