IT als Blackbox

Wie CIOs den Wertbeitrag der IT messen

31.03.2023
Von 
Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Die Diskussionen um den Business Value der IT gewinnen an Schärfe. Eine aktuelle Studie zeigt, wie CIOs den Wertbeitrag messen und kommunizieren können.
"Ein mit dem Business abgestimmtes und durchgängiges Metrikenportfolio wäre hilfreich", sagt Thomas Kleine, CIO von Pfizer Deutschland.
"Ein mit dem Business abgestimmtes und durchgängiges Metrikenportfolio wäre hilfreich", sagt Thomas Kleine, CIO von Pfizer Deutschland.
Foto: Thomas Kleine

Viele IT-Organisationen werden aktuell nicht mehr als Kostenfaktor und reine Support-Funktion wahrgenommen, beobachtet Markus Matschi von der Managementberatung 4C GROUP. Dazu beigetragen habe nicht zuletzt der Digitalisierungsschub während der Covid-Pandemie. Doch trotz dieser Fortschritte sei die Frage nach dem Wertbeitrag der IT in den meisten Organisationen nicht klar beantwortet. "Durch die steigende Relevanz und Wertschöpfung der IT in Unternehmen ist es für CIOs essenziell, nicht in Kosten, sondern in Wertbeiträgen zu denken", argumentiert der Berater.

In einer gemeinsamen Studie mit Prof. Dr. Markus Westner und Tobias Held von der Fakultät Informatik und Mathematik an der OTH Regensburg gehen die 4C-Experten dem Thema auf den Grund. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie lässt sich der IT-Wertbeitrag messen, sichtbar machen und kommunizieren? Aus vielen Gesprächen mit CIOs und aktuellen Daten entwickelten sie ein Vorgehensmodell für die Praxis.

CIO-Erfahrungen und wissenschaftliche Erkenntnisse

"Für die Entwicklung eines praktikablen Ansatzes war uns wichtig, die aktuellen Herausforderungen der CIOs zusammen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu verstehen und diese zu integrieren", erläutert Martin Stephany, ebenfalls Berater bei der 4C GROUP. Obwohl die Diskussion sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis schon lange geführt werde, sei man sich häufig noch nicht einmal über die Grundlagen einig. Westner ergänzt: "Das fängt schon damit an, dass der IT-Wertbeitrag divers definiert ist und in Unternehmen kein einheitliches Verständnis oder eine Definition darüber vorliegt."

Weil der Wert- und Innovationsbeitrag oft unklar sei, nähmen Mitarbeitende aus Fachabteilungen die IT als Blackbox wahr und könnten nicht immer beurteilen, was sie leiste und welcher Mehrwert damit einhergehe. Das sei auch ein Grund dafür, dass manche Unternehmen einen Chief Digital Officer (CDO) berufen, der die "Wertbeitragslücke zwischen Business und IT" schließen solle.

Die IT müsse es schaffen, den Fachbereichen und dem Management-Team ihre Möglichkeiten und den Mehrwert aufzuzeigen, fordert Heiko Weigelt, CIO der Funke Mediengruppe.
Die IT müsse es schaffen, den Fachbereichen und dem Management-Team ihre Möglichkeiten und den Mehrwert aufzuzeigen, fordert Heiko Weigelt, CIO der Funke Mediengruppe.
Foto: Funke Mediengruppe

Die IT müsse es schaffen, den Fachbereichen und dem Management-Team ihre Möglich-keiten und den Mehrwert aufzuzeigen, fordert Heiko Weigelt, CIO der Funke Mediengruppe. Weil der Wertbeitrag der IT durch die jeweiligen Stakeholder bestimmt werde und nicht durch die IT selbst, sei Transparenz und Verständnis in beide Richtungen notwendig, folgern die Berater.

Eine Herausforderung für die Ermittlung des Wertbeitrags ist die Auswahl passender Kennzahlen. IT-Abteilungen verwenden heute laut Studie primär technische und IT-bezogene Messgrößen. Das sei zwar legitim, doch auf diese Weise gebe es keinen direkten Bezug zum Business.

Sowohl in der IT als auch in den Fachbereichen fehle zudem oft eine Affinität zu aussagekräftigen KPIs, meint Jürgen Stoffel, CIO bei Hannover Re. Deshalb würden in der Praxis nur wenige für beide Seiten passende Metriken gefunden. Die Folge: Der IT-Wertbeitrag sei oft nicht sichtbar.

"Ein mit dem Business abgestimmtes und durchgängiges Metrikenportfolio wäre hilfreich", sagt Thomas Kleine, CIO von Pfizer Deutschland, dazu. Tobias Held von der OTH Regensburg, fordert: "Unternehmen müssen von rein technischen Kennzahlen loskommen und sowohl quantitative als auch qualitative Metriken mit Geschäftsbezug entwickeln."