Die Angst, den Arbeitsplatz an eine künstliche Intelligenz zu verlieren, war laut einer Studie der Online-Lernplattform Udemy im Jahr 2017 die Hauptursache für Stress am Arbeitsplatz. Es wird derzeit viel orakelt, wann und wie Roboter die Arbeit vieler Menschen übernehmen. Automatisierung ist jedoch kein neues Phänomen. Sie begann vor Jahrhunderten und hat bis heute mehr Arbeitsplätze geschaffen als vernichtet. Berufe, die gefährlich, langweilig oder körperlich anstrengend sind, findet man heute wesentlich seltener als vor zwei Jahrhunderten.
Inzwischen sind durch die Automatisierung neue Arbeitsstellen und neue unternehmerische Möglichkeiten geschaffen, die vor Jahrzehnten noch undenkbar waren - und die den Menschen damit den Zugang zu besseren Produkten und Dienstleistungen ermöglichen. Auf lange Sicht ist daher die Automatisierung vorteilhaft für die Wirtschaft: Sie macht Waren erschwinglicher, erhöht die Nachfrage und sorgt letztlich für neue Arbeitsplätze, die oft besser bezahlt werden als die, die sie ersetzt.
Es geht um Change
Anstatt Automatisierung als eine böse Kraft zu sehen, sollte man eher den Wandel thematisieren, den sie am Arbeitsplatz fördert. Mensch-Roboter-Teams haben BMW beispielsweise 85 Prozent produktiver gemacht im Vergleich zu Abläufen, die nur von Menschen oder nur von Robotern ausgeführt wurden, entdeckten Forscher des MIT. Automatisierung steigert allerdings nicht nur die Effizienz, sondern auch die Transparenz, indem sie die Arbeitsplätze der Menschen aufwertet statt sie zu ersetzen.
Viele Mitarbeiter beschweren sich heute, dass sie nicht genug Zeit haben, um ihre Arbeit zu erledigen. Einige klagen über unendliche Meetings, während andere murren, dass zu viele Leute ständig etwas von ihnen wollen. Oder, dass ihre Abteilungen zu groß sind, um effizient zu sein. Diese ineffizienten Arbeiten bedeuten vergeudete Zeit, in der sich Arbeitnehmer nicht auf die Aufgaben konzentrieren, für die sie eingestellt wurden.
Tatsächlich werden nur 60 Prozent des Arbeitstages produktiv verbracht, wie ein Bericht von Atlassian zeigt. Viele Tätigkeiten, über die sich Mitarbeiter beschweren, könnten automatisiert werden. Dies spart Zeit und ermöglicht ihnen, die Arbeit auszuführen, die ihnen und ihren Arbeitgebern tatsächlich etwas bringt. Das Mensch-Roboter-Traumteam könnte Wunder vollbringen.
- Klar definieren, wer jetzt was zu tun hat
Mit dem Change geraten Zuständigkeiten und Rollen ins Fließen. Von Tag Eins an muss jeder Mitarbeiter wissen, was er jetzt im Moment zu tun hat. Bis sich das ändert und eine neue Ansage kommt. - Die Aufgaben nur skizzieren
Wer seine Mitarbeiter mitgestalten lässt, erreicht mehr. Deshalb ist es ratsam, eine grobe Skizze des Veränderungsprojektes zu zeichnen und das Team Vorschläge zur Ausarbeitung machen zu lassen, als einen schon komplett ausgereiften Plan zu präsentieren. - Die Team-Perspektive einnehmen
Wie betrifft der Change die Team-Mitglieder, was bedeutet die Initiative aus ihrer Sicht – wer diese Perspektive einnimmt, hat die Mitarbeiter auf seiner Seite. - Erfahrungen teilen
Erfahrungen teilen: Soweit möglich, sollten Mitarbeiter an konkreten Aktivitäten wie etwa Besuchen beim Kunden teilnehmen. Je näher sie den Change miterleben, umso besser. - Fragen zulassen
Fragen, die aus dem Team kommen, dürfen nie als Widerstand gelten. Ganz im Gegenteil. Ein Chef, der Fragen zulässt und sie beantwortet, kann schneller Teilverantwortungen an die Mitarbeiter übertragen. - Die Wirtschaftlichkeit darstellen
Neben viel Kommunikation mit dem Team geht es auch darum, Metriken und Kennzahlen für das Veränderungsprojekt zu entwickeln und diese deutlich zu machen. - Wissen, wo der Fokus ist
Innerhalb eines Changes ist viel Kleinteiliges zu klären und zu organisieren. Der Fokus darf darüber nicht vergessen werden. Regelmäßige Treffen müssen sich immer wieder auf diesen Fokus beziehen, eindeutige Metriken müssen deutlich machen, wo das Team gerade steht. - Teilziele updaten
Nicht jeder Meilenstein wird so zu erreichen sein wie ursprünglich geplant. Es ist daher wichtig, gemeinsam mit dem Team Teilziele regelmäßig auf den aktuellen Stand zu bringen. - Sich abstimmen
Gemeinsame Kalender für das Veränderungsprojekt und gemeinsam entwickelte Guidelines, die die Prioritäten festlegen: Das sind gute Wege, um die Arbeit der einzelnen Team-Mitglieder immer wieder aufeinander abzustimmen. - Commitment organisieren
Wer übernimmt die Verantwortung wofür und wie regelt das Team, dass diese Verantwortlichkeiten auch konkret ausgeführt werden? Solche Fragen sind gemeinsam zu klären. Die einzelnen Mitarbeiter müssen wissen, welchen Teil sie übernehmen, und sie müssen konkret formulieren können, was sie dafür von ihrem Chef brauchen. - Den Change in seine Geschichte einbinden
Das Team muss wissen, an welche früheren Punkte im Unternehmen der jetzige Change anknüpft und welche zukünftige Richtung sich damit abzeichnet.
Dieses neue Paradigma birgt damit sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Bei der Festlegung der Unternehmensstrategie müssen Führungskräfte ihre Organisation auf eine Zukunft vorbereiten, in der Menschen enger denn je mit Maschinen zusammenarbeiten. Dieses Neuland erfordert Engagement und einen vorausschauenden Aktionsplan, um die Stärken eines Unternehmens zu erhalten und neue zu gewinnen.
Best Practices für die Integration von Automatisierung am Arbeitsplatz
Die Veränderungen, die die Automatisierung mit sich bringt, werden weitreichend sein und sich auf verschiedene Arbeitsplätze in unterschiedlicher Weise auswirken. Führungskräfte müssen ihre Teams bei diesem Wandel unterstützen und eine Talent-Management-Strategie entwickeln, die eine Reihe von Faktoren berücksichtigt.
In Zeiten exponentiell zunehmender Datenmengen müssen sie zum Beispiel Experten finden, die in der Lage sind, Betriebsprozesse neu zu strukturieren: brillante Data Scientists, die Big Data analysieren, verstehen, und Muster in ihnen erkennen können.
Aufmerksamkeit sollte jedoch auch allen anderen Arbeitnehmern geschenkt werden. Viele Organisationen haben bereits damit begonnen, Aus- und Weiterbildungsprogramme aufzubauen, in denen Mitarbeiter ihre Qualifikationen verbessern oder neue Fähigkeiten erwerben können. Zu lernen, wie man mit Maschinen arbeitet, statt Gegner in ihnen zu sehen, könnte sich auf lange Sicht als erfolgversprechender erweisen - ebenso wie der Erwerb von Wissen in neuen Arbeitsgebieten, die eher schwer automatisiert werden können: Bereiche, die Kreativität und hohe kognitive Fähigkeiten sowie soziale und emotionale Intelligenz erfordern.
Ein Teil der Arbeitnehmer wird Mühe haben, sich anzupassen. Manche werden möglicherweise interne Kämpfe ausfechten. Wieder andere werden in neue Rollen innerhalb des Unternehmens wechseln. Eine solche Transformation ist nie leicht. Vor allem dann nicht, wenn sie von der Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes aufgrund mangelnder Anpassungsfähigkeit begleitet wird. Führungskräfte aller Ebenen haben daher die Pflicht, sich die Anliegen der Belegschaft anzuhören sowie Unterstützung und Zuspruch anzubieten, um die Akzeptanz und Offenheit für die Veränderung zu erhöhen.
Die Angst vor einer ungewissen Zukunft wird durch das Fehlen angemessener interner Kommunikation verstärkt. Daher sollten Führungskräfte offen mit ihren Mitarbeitern sprechen, um die Effekte der Automatisierung im Unternehmen zu erklären und darzulegen, was auf dem Spiel steht. Die Mitarbeiter müssen verstehen können, wie sie mit Hilfe von Robotern effizienter arbeiten.
CIOs spielen eine Schlüsselrolle
CIOs spielen bei diesem Change-Management-Prozess eine Schlüsselrolle: Sie müssen im Stande sein, den Einsatz von Robotern zu rechtfertigen, indem sie ihren Mitarbeitern aufzeigen, wie Maschinen Geschäftsprozesse und -ergebnisse verbessern. Sie sollten KPIs verwenden, um glaubwürdig zu erklären, wie Automatisierung das Unternehmen zum Besseren wandelt. Dies hilft der Belegschaft, Vertrauen aufzubauen und die Angst vor dem Unbekannten zu lindern.
Einige Mitarbeiter, vor allem die Generation der Millennials, das am schnellsten wachsende Segment der Arbeitnehmer, werden diesen Wandel als Chance sehen, sich beruflich weiterzuentwickeln und zusätzliche Fertigkeiten zu erwerben. Eine Gallup-Analyse zeigt, dass sie "die Gelegenheiten, in einem Job zu lernen und zu wachsen, über alle anderen Überlegungen stellen", wenn sie sich auf eine Stelle bewerben. Diese offene Haltung zum lebenslangen Lernen macht sie zu einem Gewinn für die Unternehmen, für die sie arbeiten.
Viele Firmen verstehen mittlerweile, dass die Automatisierung Fehler beseitigen und den Umfang und die Geschwindigkeit von Betriebsabläufen erhöhen kann - ähnlich wie während der industriellen Revolution. Auch damals wurden Arbeiter umfassend weiterqualifiziert, obwohl viele anfangs pessimistisch waren.
Ausführliche Informationen zum Thema finden Sie in der Studie Arbeitsplatz der Zukunft
Automatisierung ist kein Zukunftsthema
Automatisierung ist kein Thema der Zukunft. Sie ist Gegenwart. CIOs müssen ihre Strategie jetzt darauf ausrichten, alltägliche Aufgaben effizienter und zeitsparender zu gestalten. Richtig umgesetzt, kann die Automatisierung arbeitsbedingten Stress reduzieren und gleichzeitig die Produktivität steigern. Flexible und anpassungsbereite Mitarbeiter werden letztlich von der New Economy belohnt.
Norbert Wiener, Mathematikprofessor am MIT, veröffentlichte schon 1949 einen Aufsatz, in dem er seine Gedanken über den Einsatz von Maschinen zusammenfasste: "Wir können demütig sein und mit Hilfe der Maschinen ein gutes Leben führen?, schrieb er, "oder wir können arrogant sein und sterben."