Wissen bestimmt unser Handeln
Wissen als Ergebnis der menschlichen Informationsverarbeitung hilft uns, die richtigen Entscheidungen zu treffen. So weiß der Aktienhändler aus Erfahrung, dass er die Anteile des Unternehmens verkaufen sollte, von dem er eine Gewinnwarnung bekommt.
Die für den Wissensaufbau relevanten Informationen erreichen uns über unsere Sinnesorgane, besonders über das Ohr und das Auge, also über die verbale und schriftliche Kommunikation. Die Kommunikation ist der Teil des Wissens-Managements, der für den Transfer respektive den Transport von Information zuständig ist.
Information bildet den Gegenstand der Kommunikation, der Verteilung und der Verknüpfung von Wissen. Sie ist - im Beispiel die Gewinnwarnung - dann wertvoll, wenn der darin enthaltene Wert erkannt wird. Die menschliche Wahrnehmung in ihrer Komplexität ist bestrebt, Informationen zu bestehendem Wissen zu konsolidieren. Um erfolgreich zu handeln, braucht es daher bewertbare Informationen, die mit vorhandenem Wissen ver-glichen werden können. Die Herausforderung des richtigen Managements besteht also nicht im Horten von Information, sondern im Beimessen eines Nutzwertes zu einer Information, womit wieder Phänomene wie Erfahrung, Erkenntnis und Kognition ins Spiel kommen.
Wie wichtig die richtigen Informationen für das Handeln sind, zeigt auch eine Umfrage, die die Association for Information and Image Management (AIIM) und Accenture betrieben haben:
• 47 Prozent der Mitarbeiter vertrauen nicht den Informationen, die ihnen vorliegen.
• 42 Prozent der Führungskräfte nutzen mindestens einmal pro Woche falsche beziehungsweise überholte Informationen.
• 59 Prozent der Mitarbeiter verfügen nicht über die Informationen, die sie dringend benötigen würden.
• Nur 37 Prozent der CIOs glauben, genügend und aktuelle Informationen zu besitzen, um den Betrieb zu leiten.
Erst durch den Prozess des Erkennens wird Wissen zu dem, was es ist. Erst die Beschäftigung mit dem gelernten Wissen, die aktive Anwendung des Wissens, macht es für ein Unternehmen wertvoll. Folglich müssen Unternehmen heute mehr denn je die Kommunikationskanäle managen, die daraus gewonnenen Informationen zusammenführen, bündeln, strukturieren und ihre Relevanz für alle Prozesse beschreiben. Im zuletzt genannten Schritt müssen die so gewonnenen Wissensgehalte zur richtigen Zeit den richtigen Personen oder Prozessen zur Verfügung gestellt werden.
In den meisten Unternehmen bilden elektronische Dokumentenarchive und Datenbanken zentrale Wissensspeicher, zum Beispiel ein Data Warehouse, die im Idealfall mit den Wertschöpfungsprozessen des Unternehmens verbunden sind. Ein dediziertes Management des Wissens findet bislang jedoch nur in wenigen Fällen statt.
Was ist Wissen?
Wissens-Management hat in der Praxis viel mit Informationen und Kommunikation zu tun. Ein Blick auf wissenschaftliche Definitionen zum Thema Wissen:
• Endogenes (implizites) Wissen ist das, was in einem steckt. Es ist nicht sozialisiert, also nicht mitgeteilt, nicht offen zugänglich. Ein Beispiel dafür ist die Fähigkeit, auf dem Fahrrad das Gleichgewicht zu halten. Wer Fahrrad fahren kann, kennt - aber eben nur implizit für sich - eine komplexe physikalische Regel, um im Sattel zu bleiben.
• Exogenes (explizites) Wissen ist im Gegensatz dazu Wissen, das zugreifbar und folglich kommuniziert ist. Es ist dokumentiert, das heißt jederzeit abrufbar. In Verbindung mit Wissens-Management ist das ein Kennzeichen für die Virtualität von Wissensströmen.
• Erfahrungswissen baut sich aus Aktionen wie Probieren, Experimentieren und Erleben auf. Es ist eine Kombination aus "Learning by Doing" und der Erkenntnis, dass sich aus einem Handeln - oder auch Nichthandeln - ein Ergebnis ableitet.
• Mit kognitivem Wissen wird die automatisierte Informationsverarbeitung des Menschen beschrieben. Kognitives Wissen ist einfach da. Es ist angeboren, kommt zum Teil aus der Evolution und muss daher weder erlernt noch erfahren werden.