Enviromental, Social and Governance

Was ist ESG?

18.01.2024
Von 
Sarah K. White schreibt für CIO.com. Sie kümmert sich dort in erster Linie um alle Themen rund um IT-Karriere und Healthcare-IT. Ihre früheren beruflichen Stationen umfassten Tätigkeiten für die B2C-Plattform TechnologyGuide und das Jobportal Monster.com.
Ein gutes ESG-Rating kann für den Erfolg Ihres Unternehmens entscheidend sein. Das sollten Sie zum Thema Environmental, Social and Governance wissen.
Ein gutes Rating in Sachen Environmental, Social and Governance ist Ihrem Unternehmen in vielerlei Hinsicht dienlich.
Ein gutes Rating in Sachen Environmental, Social and Governance ist Ihrem Unternehmen in vielerlei Hinsicht dienlich.
Foto: Black Salmon - shutterstock.com

Sie wollen Investoren von der Nachhaltigkeit Ihres Unternehmens überzeugen? Dann sollten Sie einen möglichst gute ESG (Environmental, Social and Governance) -Bewertung anstreben.

Environmental, Social and Governance - Definition

Enviromental, Social and Governance bildet einen strategischen Rahmen, um Unternehmensziele und -aktivitäten zu identifizieren, zu bewerten und zu behandeln. Dabei erstreckt sich ESG von der CO2-Bilanz und dem Engagement des Unternehmens für Nachhaltigkeit über die Arbeitsplatzkultur und Diversity & Inclusion-Bemühungen bis hin zum allgemeinen Ethos in Bezug auf Unternehmensrisiken und -praktiken. Dieses organisatorische Konstrukt gewinnt insbesondere für Investoren, die sozial verantwortungsvoll handeln möchten, zunehmend an Bedeutung. Sie wollen in erster Linie in Unternehmen mit einem hohen ESG-Rating oder -Score investieren.

Zu den drei Hauptsäulen von Environmental, Social and Governance gehören:

  • Engagement für die Umwelt: Diese Säule umfasst alles, was mit dem Engagement eines Unternehmens für Nachhaltigkeit und den Auswirkungen auf die Umwelt zu tun hat, einschließlich Kohlenstoffemissionen, ökologischem Fußabdruck, Energieverbrauch, Waste Management und Umweltverantwortung.

  • Soziales Engagement: Dieser Pfeiler umfasst die interne Arbeitsplatzkultur eines Unternehmens, die Zufriedenheit der Mitarbeiter, die Mitarbeiterbindung und -vielfalt, die Arbeitsplatzbedingungen sowie Sicherheits- und Gesundheitsschutz. Unternehmen mit zufriedenen und gesunden Mitarbeitern erbringen bessere Leistungen und werden als bessere Investition angesehen.

  • Corporate Governance: Das Engagement in diesem Bereich umfasst die Compliance, die interne Unternehmenskultur, das Lohn- und Gehaltsgefüge, den Unternehmensethos sowie eine transparente und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Investoren sind in erster Linie an Unternehmen interessiert, die mit den sich ändernden Gesetzen und Vorschriften Schritt halten können und sich für Gleichheit und Gerechtigkeit am Arbeitsplatz einsetzen.

Speziell die erstgenannte Säule wird angesichts der drastischen Auswirkungen des Klimawandels immer wichtiger. Unternehmen, die sparsam mit Energie umgehen, werden künftig voraussichtlich besser abschneiden als die, die es nicht tun. Auch das soziale Profil eines Unternehmens ist in einer Zeit, in der ein einziger Tweet den Ruf einer Marke oder eines Unternehmens ruinieren kann, wichtiger denn je. Weil die Nutzung von Technologie auch immer mehr Gesetze und Regularien aufwirft - Stichwort DSGVO - wird in der Zukunft ein starkes Commitment für Governance und Compliance unerlässich sein, um im Geschäft zu bleiben.

ESG-Rating und -Score

ESG-Ratings werden von Drittanbieterunternehmen ermittelt, die ihre eigenen Methoden anwenden, um den Score eines Unternehmens zu ermitteln. Dieser Prozess ist zur Zeit nicht einheitlich geregelt. Dennoch sind ESG-Bewertungen wichtig, geben sie doch einen Gesamtüberblick über die Performance des Unternehmens in diesen drei Bereichen.

ESG-Scores unterstützen dabei, potenzielle oder aktuelle Investoren zu informieren. Teilweise helfen sie auch Regierungen bei der Entscheidung, ob ein bestimmtes Unternehmen sich in ihrem Hoheitsgebiet niederlassen darf. Ein höheres ESG-Rating bedeutet schließlich auch, dass ein Unternehmen nachhaltiger agiert, zufriedenere Mitarbeiter hat und aufgrund optimierter Arbeitsbedingungen produktiver und profitabler ist.

Üblicherweise werden ESG-Ratings auf einer Skala von 0 bis 100 vorgenommen, wobei ein Wert über 70 als "gute" ESG-Bewertung gilt, während alles unter 50 als "schlecht" gilt. Wichtig zu wissen: Weil eine einheitliche Regelung fehlt, kommen auch einige andere Systeme mit einem buchstabenbasierten Punktesystem zum Einsatz. In diesem Fall ist die Note C die schlechteste und A die beste.

ESG-Investing und -Analysen

Da Enviromental, Social and Governance inzwischen ein wichtiger Bestandteil des Investitionsprozesses für Unternehmen geworden ist, kann eine ESG-Analyse den Investoren verdeutlichen, dass Ihr Unternehmen deren Zeit und Geld wert ist. Inzwischen betrachten Anleger auch den Gesamtwert der Unternehmen, in die sie investieren. Darauf haben Maklerfirmen und Investment-Gesellschaften mit ETF-Angeboten reagiert, die ESG-Ratings tracken.

ESG-Investing wird unter anderem auch als "Impact Investing" bezeichnet. Für ESG-Investoren sind Unternehmen interessant, die sich zu verantwortungsvollem, nachhaltigem Handeln verpflichten und ihren Mitarbeitern einen guten Arbeitsplatz anbieten. Unternehmen, die in diesen Bereichen Gegenteiliges bewirken, beziehungsweise vorweisen können, gelten bei diesen Anlegern nicht als solide, langfristige Investition.

Was ein guter ESG-Score bedeutet

Unternehmen, die ihr ESG-Rating verbessern wollen, können zum Beispiel auf intelligente Gebäudetechnik setzen, um ihr Waste Management und ihre Effizienz zu verbessern. Die smarte Technologie kann auch dabei unterstützen, Raumtemperatur und -beleuchtung zu automatisieren und per Monitoring eine möglichst effiziente Energienutzung sicherzustellen. Nicht zuletzt können so auch die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter verbessert werden. Eine automatisierte Gebäudewartung kann darüber hinaus dazu beitragen, Verschwendung weiter zu reduzieren - etwa über Sensoren, die in Reparaturfällen Alarmmeldungen aussenden.

Unternehmen mit einem guten ESG-Score engagieren sich auch stark für ihre Mitarbeiter, bemühen sich um faire Praktiken am Arbeitsplatz, Vielfalt und Gerechtigkeit und wollen ein Umfeld schaffen, in dem sich jeder willkommen und akzeptiert fühlt. Dazu gehören auch sichere Arbeitsplatzbedingungen, Sozialleistungen für die Mitarbeiter und Unterstützung, wenn es um das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeiter geht. Der Ruf Ihres Unternehmens hängt schließlich nicht nur von den externen Interaktionen mit Kunden und Auftraggebern ab, sondern auch von der Mitarbeiterzufriedenheit innerhalb des Unternehmens. Überzeugen Sie auf diesem Gebiet, kann das die Mitarbeiterbindung, Personalbeschaffung und Produktivität steigern.

Ein gutes ESG-Rating bedeutet im Regelfall auch, dass das betreffende Unternehmen sich in Sachen Governance mehr engagiert, als es auf Compliance-Ebene nötig wäre. Sie weisen gegenüber Investoren und Mitarbeitern eine hohe Transparenz auf und schaffen ein Umfeld, das auf offenes und direktes Feedback setzt. Solche Unternehmen handeln vorausschauend und versuchen einzuschätzen, welche Regeln und Gesetze in Zukunft auf sie zukommen könnten.

Was ein schlechtes ESG-Rating bedeutet

Unternehmen, die sich in Sachen Sustainability nicht mit Ruhm bekleckern und beispielsweise einen schlechten CO2-Fußabdruck vorweisen, stehen in der Regel am unteren Ende der ESG-Rating-Skala. Solche Unternehmen haben nicht nur Probleme mit den Umweltauswirkungen, die sie verursachen - sondern oft bereits eine entsprechende Historie. Oft fehlt es in diesen Firmen auch an Automatisierung, Compliance wird nicht so genau genommen und unter Umständen herrschen sogar unsichere oder gefährliche Arbeitsbedingungen. Diese Unternehmen zeichnen sich durch eine hohe Fluktuation, eine geringe Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit aus.

Ein niedriger beziehungsweise schlechter ESG-Score kann auch darauf hinweisen, dass es im Unternehmen an Transparenz gegenüber Mitarbeitern und Investoren mangelt. Typisch für Unternehmen in der ESG-"Abstiegszone" ist außerdem, dass sie in Sachen Governance nur das absolute Minimum bewerkstelligen. Für sozial verantwortungsvolle Investoren sind diese Unternehmen nicht attraktiv.

Environmental, Social and Governance - Herausforderungen

ESG-Ratings und -Scores werden oft kritisch betrachtet. Das liegt in erster Linie daran, dass ein einheitlicher Ansatz für die Bewertungen und Analysen fehlt und es deswegen bei den Ratings zu Unterschieden kommen kann. Weil die ESG-Scores auch eine Vielzahl von Arbeitsplatz-Themen umfassen, ist eine unternehmens- und branchenübergreifende Standardisierung allerdings nur schwer zu bewerkstelligen.

Für ältere Unternehmen kann es zudem hohe Hürden aufwerfen, die für ein besseres ESG-Rating notwendigen Änderungen zu vollziehen - insbesondere, wenn es um Automatisierung und bauliche Veränderungen geht. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.