Sie haben die gleiche Qualifikation, die gleiche Berufserfahrung, den gleichen beruflichen Status und doch verdienten Frauen im Jahr 2008 im Schnitt 13 Prozent weniger als Männer. Zu dem Ergebnis kommt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in einer aktuellen Berechnung.
Die wichtigste Erklärung für die Verdienstlücke ist die Erwerbsunterbrechung: In der Regel sind es die Mütter, die für den Nachwuchs die Arbeit ruhen lassen. Während der Babypause geht viel Fachwissen verloren, und mit ihm das Lohnplus. Weil die Betreuungsmöglichkeiten fehlen, kehren Frauen zudem selten in eine Vollzeitstelle zurück. Mit reduzierter Arbeitszeit ist aber auch das betriebsspezifische Wissen geringer, worunter das Fortkommen im Betrieb leidet. In der Folge verringert sich das Einkommen nicht nur wegen der geringen Stundenzahl; auch der Lohn pro Arbeitsstunde bleibt hinter dem der männlichen Kollegen zurück.
Je länger die Babypause, desto größer die Lohnlücke
Je länger Frauen dem Arbeitsleben fernbleiben, desto größer ist der Lohnabstand bei ihrer Rückkehr. Frauen, die nach der Geburt binnen anderthalb Jahren wieder in den Beruf einsteigen, haben eine bereinigte Lohnlücke von nur vier Prozent. Darum fällt die Lohnlücke zwischen Frau und Mann im Osten geringer aus als im Westen. Da die Kinderbetreuungsmöglichkeiten im Osten besser sind, kehren die Frauen schneller an ihren Arbeitsplatz zurück als im Westen. Wenn Frauen nach anderthalb Jahren wieder voll in den Job einsteigen, so die Forscher, sind sie mit ihren männlichen Kollegen in Sachen Gehalt fast gleichauf.
Als weiteren Grund für die Verdienstlücke bezeichnet das Institut der deutschen Wirtschaft den Autonomiegrad: Selbstbestimmte Jobs bringen in der Regel ein höheres Einkommen als Arbeitsstellen, die an viele Weisungen gebunden sind. Und Frauen arbeiten seltener als Männer in "autonomen" Jobs, etwa in Führungspositionen.