Zu viel Optimismus schadet
Bei einem anderen Experiment an der New-York-Universität mussten Studenten aufschreiben, wie oft sie davon träumten, nach dem Examen ihren Traumjob zu bekommen. Ergebnis: Diejenigen, die sich ständig den idealen Posten vorstellten, erhielten weniger Jobangebote als andere und verdienten am Ende auch weniger.
Auf den ersten Blick sind diese Ergebnisse ähnlich schwer zu erklären wie die behaupteten Segnungen des positiven Denkens. Aber vielleicht nur auf den ersten Blick: Der renommierte britische Psychologe Richard Wiseman glaubt, dass vermutlich diejenigen, die ständig von einem wundervollen Leben fantasieren, eher schlecht auf Rückschläge und Krisen vorbereitet sind beziehungsweise sich nicht so gut auf Teilziele konzentrieren können. Und diese dann auch nicht erreichen.
Und es kommt noch schlimmer für die Gesundbeter: Eine Studie der Universität Erlangen-Nürnberg gemeinsam mit dem DIW Berlin, der Humboldt-Universität und der Universität Zürich fand ganz aktuell sogar heraus, das Pessimismus das Leben verlängert.
Demnach leben ältere Menschen, die ihre zukünftige Zufriedenheit gering einschätzen, länger und gesünder als ältere Menschen, die die eigene Zukunft rosig sehen.
Im Rahmen der Untersuchung waren Menschen über 65 (und auch jüngere) zehn Jahre lang jedes Jahr dazu befragt worden, wie zufrieden sie sich aktuell fühlen und wie zufrieden sie in fünf Jahren zu sein glauben. Im Ergebnis unterschätzten 43 Prozent ihre zukünftige Zufriedenheit, 32 Prozent überschätzten sie.