Blockchain Startup-Gründer im Interview

Von der Schulbank in die Blockchain

18.04.2017
Von   IDG ExpertenNetzwerk


Moritz Strube beschäftigt sich seit Beginn des letzten KI-Frühlings vor mehr als 20 Jahren mit Künstlicher Intelligenz. Der Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler ist Spezialist für Data Science, Statistik, Softwareentwicklung und KI-Frameworks. Er lehrt und hält Vorträge zu Künstlicher Intelligenz, Data Science und Blockchain. Seit Oktober 2021 ist er als CTO Teil der Leitung des Unternehmens InspectifAI, welches 2021 von dem Körber Geschäftsfeld Digital gegründet wurde.

 

Dominik Schiener ist Co-Founder von IOTA, einem Berliner Startup, das eine Blockchain-ähnliche Lösung für die M2M-Bezahlung für Services mit Micropayments im IoT entwickelt hat. Ich habe mit dem 21-jährigen, über seine bisherigen Aktivitäten, sein aktuelles Startup und seine Pläne gesprächen.
  • Blockchain, Bitcoin, Etherium, IOTA, IoT, Kryptowährung

Dominik, erzählst Du uns bitte kurz etwas zu Deinen Hintergrund? Was hast Du bisher gemacht?

Schiener: Ursprünglich komme ich aus einem kleinen Dorf im Südtirol mit 800 Einwohnern. Ich habe mich schon sehr früh für Computer und Internet interessiert und mich auch unternehmerisch beschäftigt. Mit 14 habe ich angefangen Computerspiele zu "hacken". Diese Modifications habe ich verkauft und für mein Alter und den Aufwand ein recht angemessenes Einkommen erzielt. Mit dem Geld habe ich dann versucht, eine Advertising-Plattform aufzubauen. Anfang 2012, im Alter von 16 Jahren, habe ich aber durch einen Freund mehr über Bitcoin erfahren und mich letztendlich Vollzeit darauf fokussiert - neben der Schule natürlich.

Dominik Schiene: "Mal davon abgesehen, dass ich damals noch zu jung war, um mein persönliches Paypal Konto zu eröffnen, war es für mich offensichtlich, dass Paypal & Co. Innovation uns junge Unternehmer auch oft behindern."
Dominik Schiene: "Mal davon abgesehen, dass ich damals noch zu jung war, um mein persönliches Paypal Konto zu eröffnen, war es für mich offensichtlich, dass Paypal & Co. Innovation uns junge Unternehmer auch oft behindern."
Foto: Dominik Schiener

Durch die Advertising-Plattform hatte ich eine Partnerschaft mit Amazon Web Services (AWS), wodurch ich 15.000 Dollar in Credits erhielt. Dieses Geld auf AWS habe ich dann verwendet, um GPU Mining zu betreiben, welches recht profitabel war. Das hat es mir ermöglicht, mein erstes Startup in Zug in der Schweiz zu gründen. Mit zusätzlichem Kapital von Investoren plante ich dann eine der ersten "Fiat Exchanges" aufzubauen, das heißt eine Online-Börse für den Tausch von Euros beziehungsweise Dollars in Kryptowährungen.
Als diese Unternehmung in der Schweiz im "Crypto Valley" aber gescheitert ist, bin ich anfänglich auf "Research" (z.B. Identity, Voting, neue Governance Modelle, DCO's auf der Blockchain) und CargoChain (Trade Finance auf der Blockchain) umgestiegen, habe mich aber dann letztendlich Vollzeit mit IOTA beschäftigt.

Du bist früh, sowohl im Hinblick auf den Zeitpunkt als auch Dein Alter, in das Thema Bitcoin und Blockchain eingestiegen. Was fasziniert Dich so an dem Thema?

Schiener: Ich war schon immer von neuen Technologien fasziniert und neugierig, etwas Neues auszuprobieren. Mit Bitcoin war es ein Mix von Faszination, unternehmerischem Interesse, aber auch wirklichem persönlichen Nutzen.

Weil ich zu diesem Zeitpunkt - ich glaube, ich war 15 oder 16 - regelmäßig Geld erhielt und meine Webentwickler bezahlen musste, habe ich die wirklichen Beschränkungen von Paypal beziehungsweise Wire Transfers gesehen. Mal davon abgesehen, dass ich damals noch zu jung war, um mein persönliches Paypal Konto zu eröffnen, war es für mich offensichtlich, dass Paypal & Co. Innovation uns junge Unternehmer auch oft behindern.

Mit Bitcoin und Altcoins war ich erstmals in der Lage, problemlos Menschen aus aller Welt zu bezahlen. Dieses Konzept von "permissionless innovation" hat mich letztendlich von Blockchain und dezentralen Technologien überzeugt, besonders weil genau dieses Konzept von Innovation ohne Barrieren meine unternehmerische Karriere erst ermöglicht hatte.

Du hast Deine erste Firma in der Schweiz, Deine nächste in London gegründet. Warum?

Schiener: Mitte 2013 wollte ich eine Fiat-Trading Plattform entwickeln, weil ich das Potenzial sah und dachte, es wäre ein guter Einstieg. Es wurde mir aber schon sehr früh klar, dass es schwierige Probleme zu lösen gilt. Bis 2015 war "Blockchain" ja noch kein Thema bei den Banken, was bedeutet hat, dass es fast unmöglich war ein Bankkonto für ein "Bitcoin-Unternehmen" zu eröffnen. Zusätzlich waren die rechtlichen und regulatorischen Fragen noch nicht beantwortet, was die Ungewissheit und Schwierigkeit noch weiter erhöhte. Is what I do illegal? I don't know...

Kryptowährungen - überall zuhause, aber nicht überall willkomen

Weil ich Charles Hoskinson (ex-Ethereum) und Johann Gevers (Monetas) kannte, wurde ich von den beiden überzeugt, mit nach Zug in der Schweiz zu kommen, um beim Aufbau des "Crypto Valley" mitzumachen. Damals war Charles Hoskinson noch der CEO von Ethereum und Vitalik war CTO - long story. Deshalb habe ich mich Anfang 2014 für die Schweiz entschieden, das Unternehmen registriert und ein Apartment in Zug gemietet, um dem Crypto Valley als eines der ersten Unternehmen beizutreten. Anschließend bin ich regelmäßig zwischen der Schweiz und Südtirol gependelt. Wegen meinen Eltern musste ich leider noch meinen Abschluss fertig machen - another long story.

Obwohl ich es mir erhofft hatte, die rechtlichen, regulatorischen und mit Banken verbundenen Probleme in der Schweiz zu lösen, ist die Initiative letztendlich gescheitert. Einerseits waren wir nicht in der Lage die "Self Regulating Organisation" in der Schweiz aufzubauen, und andererseits waren die Kosten in der Schweiz für mich einfach viel zu hoch - im Vergleich zu Ethereum hatte ich keine 17 Millionen Dollar.

Das Unternehmen in UK hatte ich dann registriert, um mit einer Bank aus Liechtenstein zu arbeiten. Anfänglich bin ich sogar auf die Isle of Man geflogen, um mich dort mit einigen Banken zu treffen. Das Government sprach damals noch von einer "Bitcoin License" für Unternehmen. Aber die Banken waren nicht wirklich davon überzeugt. Durch einen Bekannten war ich dann in der Lage, ein Bankkonto in Liechtenstein zu eröffnen.

Letztendlich war es aber "too little, too late". Durch den Bitcoin- beziehungsweise Altcoin-Crash hatte ich einen Großteil meines Geldes verloren. Ehrlich gesagt hatte ich dann keine Lust mehr, eine Fiat Exchange weiterzuführen.

Du hast einige Wettbewerbe gewonnen. Erzählst Du uns bitte mehr darüber?

Schiener: Anfang 2016 habe ich den damals größten Blockchain-Hackathon der Welt in Shanghai gewonnen. Der Hackathon wurde von Deloitte und Wanxiang organisiert und hatte insgesamt einen Preispool von 100.000 Dollar. Wanxiang hat mich damals eingeflogen und für die den Aufenthalt bezahlt. Meinen Partner für den Hackathon habe ich dann durch Reddit gefunden - the power of the Internet.
Was ich dann eigentlich entwickelt habe, war "CargoChain", eine Ethereum-basierte Trade Finance Plattform, um "Bill of Lading" und "Letter of Credit" zu automatisieren. In einer Weiterentwicklung habe ich dann noch RFID für automatisiertes Containermanagement an den Häfen hinzugefügt.

Mit einem ähnlichen Konzept wurde ich dann Zweiter beim GTEC (German Tech Entrepreneurship Center) Blockchain Contest in Berlin und ich habe die Technology-Challenge bei der Emirates National Bank of Dubai (ENBD) in London gewonnen.