Dominik, erzählst Du uns bitte kurz etwas zu Deinen Hintergrund? Was hast Du bisher gemacht?
Schiener: Ursprünglich komme ich aus einem kleinen Dorf im Südtirol mit 800 Einwohnern. Ich habe mich schon sehr früh für Computer und Internet interessiert und mich auch unternehmerisch beschäftigt. Mit 14 habe ich angefangen Computerspiele zu "hacken". Diese Modifications habe ich verkauft und für mein Alter und den Aufwand ein recht angemessenes Einkommen erzielt. Mit dem Geld habe ich dann versucht, eine Advertising-Plattform aufzubauen. Anfang 2012, im Alter von 16 Jahren, habe ich aber durch einen Freund mehr über Bitcoin erfahren und mich letztendlich Vollzeit darauf fokussiert - neben der Schule natürlich.
Durch die Advertising-Plattform hatte ich eine Partnerschaft mit Amazon Web Services (AWS), wodurch ich 15.000 Dollar in Credits erhielt. Dieses Geld auf AWS habe ich dann verwendet, um GPU Mining zu betreiben, welches recht profitabel war. Das hat es mir ermöglicht, mein erstes Startup in Zug in der Schweiz zu gründen. Mit zusätzlichem Kapital von Investoren plante ich dann eine der ersten "Fiat Exchanges" aufzubauen, das heißt eine Online-Börse für den Tausch von Euros beziehungsweise Dollars in Kryptowährungen.
Als diese Unternehmung in der Schweiz im "Crypto Valley" aber gescheitert ist, bin ich anfänglich auf "Research" (z.B. Identity, Voting, neue Governance Modelle, DCO's auf der Blockchain) und CargoChain (Trade Finance auf der Blockchain) umgestiegen, habe mich aber dann letztendlich Vollzeit mit IOTA beschäftigt.
Du bist früh, sowohl im Hinblick auf den Zeitpunkt als auch Dein Alter, in das Thema Bitcoin und Blockchain eingestiegen. Was fasziniert Dich so an dem Thema?
Schiener: Ich war schon immer von neuen Technologien fasziniert und neugierig, etwas Neues auszuprobieren. Mit Bitcoin war es ein Mix von Faszination, unternehmerischem Interesse, aber auch wirklichem persönlichen Nutzen.
Weil ich zu diesem Zeitpunkt - ich glaube, ich war 15 oder 16 - regelmäßig Geld erhielt und meine Webentwickler bezahlen musste, habe ich die wirklichen Beschränkungen von Paypal beziehungsweise Wire Transfers gesehen. Mal davon abgesehen, dass ich damals noch zu jung war, um mein persönliches Paypal Konto zu eröffnen, war es für mich offensichtlich, dass Paypal & Co. Innovation uns junge Unternehmer auch oft behindern.
Mit Bitcoin und Altcoins war ich erstmals in der Lage, problemlos Menschen aus aller Welt zu bezahlen. Dieses Konzept von "permissionless innovation" hat mich letztendlich von Blockchain und dezentralen Technologien überzeugt, besonders weil genau dieses Konzept von Innovation ohne Barrieren meine unternehmerische Karriere erst ermöglicht hatte.
- Virtuelles Geld als Zahlungsmittel
Krypto-Währungen breiten sich aus, vor allem Bitcoins sind zum gesuchten Spekulationsobjekt geworden. Aber das Internet-Geld kann mehr, hat das Potenzial, den mobilen Zahlungsverkehr zu revolutionieren. Für die Finanzbranche gilt es, nicht nur die Gefahren zu sehen, sondern auch die Chancen. - Kryptowährung Bitcoin
Bitcoin ist in Sachen virtuelles Geld Vorreiter und die bekannteste Währung. Das Bitcoin-Netzwerk wurde am 3. Januar 2009 ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ein Open-Source-Softwareprojekt auf Peer-to-Peer-Basis. Der Nutzer kann über sogenannte Bitcoin-Adressen Geld anonym von einer Wallet-Datei über das Netzwerk an andere Adressen überweisen. Im Gegensatz zu realen Währungen gibt es keine zentrale Institution, die Geld herausgibt. Stattdessen werden Bitcoins durch Rechenleistung in einem Mining-Verfahren generiert. Bitcoin hat sich als digitales Zahlungsmittel weltweit etabliert. - Kryptowährung PPCoin
PPCoins wurde nicht nur als alternative Krypto-Währung zu Bitcoin & Co. entwickelt, sondern versteht sich auch als ökonomischer Gegenentwurf. Ziel der PPCoin-Erfinger ist es vor allem, den gigantischen Energieverbrauch zu vermeiden, den das Mining im Bitcoin-Netzwerk hervorruft. Im PPCoin-Mining ist nicht die Leistungsstärke der CPU oder GPU für die „Gelderzeugung“ entscheidend, sondern eine Art Lotterieverfahren und der Kontostand des Nutzers. - Mining
Das virtuelle Geld wird durch hoch komplexe Rechenoperationen generiert, die theoretisch jeder ausführen kann, wenn er über die dafür notwendige Hardware verfügt. Bei diesem sogenannten Mining konkurrieren unzählige Teilnehmer eines riesigen Peer-to-Peer-Netzes darum, den nächsten Block von Bitcoins herstellen zu dürfen. Der große Konkurrenzkampf zwischen den Teilnehmern an diesem Wettbewerb soll verhindern, dass sich das Kryptogeld auf wenige Hände konzentriert. Das Mining-Verfahren wird aber wegen des hohen Energieverbrauchs stark kritisiert. - Keine Bank
Mit digitalem Geld lassen sich weltweit Überweisungen und Zahlungen abwickeln, ohne dass daran eine zentrale Clearing-Stelle wie etwa eine Bank beteiligt sein muss. Die Kosten für eine Überweisung schwanken allerdings massiv und sind von Änderungen im Blockchain-Netzwerk abhängig. - Geringere Kosten
Beglaubigte Bitcoin-Zahlungen sind nicht mehr rückholbar. Das verringert die Kosten, weil Dokumentation und Nachverfolgbarkeit von Zahlungen einen erheblichen finanziellen Aufwand verursachen, den die Banken an die Kunden weitergeben. - Mehr Sicherheit
Online-Händler müssen nicht mehr – wie bisher – zur Sicherheit Kundendaten sammeln, bevor sie ein Geschäft mit ihnen abschließen. Für mehr Sicherheit sorgt auch die Tatsache, dass die Privatsphäre derjenigen besser geschützt ist, die Transaktionen in Kryptowährungen ausführen, als bei Geschäften über konventionelle Geldinstitute. Der Grund: Transaktionsbewegungen können nicht zugeordnet werden.
Du hast Deine erste Firma in der Schweiz, Deine nächste in London gegründet. Warum?
Schiener: Mitte 2013 wollte ich eine Fiat-Trading Plattform entwickeln, weil ich das Potenzial sah und dachte, es wäre ein guter Einstieg. Es wurde mir aber schon sehr früh klar, dass es schwierige Probleme zu lösen gilt. Bis 2015 war "Blockchain" ja noch kein Thema bei den Banken, was bedeutet hat, dass es fast unmöglich war ein Bankkonto für ein "Bitcoin-Unternehmen" zu eröffnen. Zusätzlich waren die rechtlichen und regulatorischen Fragen noch nicht beantwortet, was die Ungewissheit und Schwierigkeit noch weiter erhöhte. Is what I do illegal? I don't know...
Kryptowährungen - überall zuhause, aber nicht überall willkomen
Weil ich Charles Hoskinson (ex-Ethereum) und Johann Gevers (Monetas) kannte, wurde ich von den beiden überzeugt, mit nach Zug in der Schweiz zu kommen, um beim Aufbau des "Crypto Valley" mitzumachen. Damals war Charles Hoskinson noch der CEO von Ethereum und Vitalik war CTO - long story. Deshalb habe ich mich Anfang 2014 für die Schweiz entschieden, das Unternehmen registriert und ein Apartment in Zug gemietet, um dem Crypto Valley als eines der ersten Unternehmen beizutreten. Anschließend bin ich regelmäßig zwischen der Schweiz und Südtirol gependelt. Wegen meinen Eltern musste ich leider noch meinen Abschluss fertig machen - another long story.
Obwohl ich es mir erhofft hatte, die rechtlichen, regulatorischen und mit Banken verbundenen Probleme in der Schweiz zu lösen, ist die Initiative letztendlich gescheitert. Einerseits waren wir nicht in der Lage die "Self Regulating Organisation" in der Schweiz aufzubauen, und andererseits waren die Kosten in der Schweiz für mich einfach viel zu hoch - im Vergleich zu Ethereum hatte ich keine 17 Millionen Dollar.
Das Unternehmen in UK hatte ich dann registriert, um mit einer Bank aus Liechtenstein zu arbeiten. Anfänglich bin ich sogar auf die Isle of Man geflogen, um mich dort mit einigen Banken zu treffen. Das Government sprach damals noch von einer "Bitcoin License" für Unternehmen. Aber die Banken waren nicht wirklich davon überzeugt. Durch einen Bekannten war ich dann in der Lage, ein Bankkonto in Liechtenstein zu eröffnen.
Letztendlich war es aber "too little, too late". Durch den Bitcoin- beziehungsweise Altcoin-Crash hatte ich einen Großteil meines Geldes verloren. Ehrlich gesagt hatte ich dann keine Lust mehr, eine Fiat Exchange weiterzuführen.
- Diskussion um die Blockchain
Experten vom Professor bis zum Praktiker haben sich Anfang Februar in der Computerwoche-Redaktion versammelt, um den Mythos Blockchain zu zergliedern. - Olaf Stöwer, Faizod
„Das Gute am Hype um die Blockchain ist, dass wir bestehende Paradigmen infrage stellen“, sagt Olaf Stöwer, Head of Operations der Dresdner Firma Faizod. - Raimund Gross, SAP
Raimund Gross, Innovation Manager Blockchain bei SAP: „Wir bewegen uns weg von zentralisierten Systemen hin zum Dezentralen. Das erfordert neues Denken und Handeln in Netzwerken. Das fällt vielen schwer.“ - Andrea Martin, IBM
Andrea Martin, Chief Technology Officer bei IBM: „Interesse bekommen wir nur über Use Cases.“ - Robert Bosch, Bearingpoint
Dr. Robert Bosch, Partner bei Bearingpoint: "Viele Marktteilnehmer zäumen das Pferd von hinten auf, nach dem Motto: ,Wir haben eine neue Technologie. Was können wir jetzt damit machen?'" - Dr. Rainhard Z. Bengez, Capgemini
Professor Rainhard Z. Bengez, Senior Manager bei Capgemini Consulting: "Wir versuchen, Misstrauen zu kommerzialisieren." - Burkhard Blechschmidt, Cognizant
Burkhard Blechschmidt, Head of CIO Advisory bei Cognizant: "Es handelt sich um eine geniale Kombination von teils lange bekannten Technologien und mathematischen Modellen“. - Franz Nees, Hochschule Karlsruhe
Professor Franz Nees, Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft: "Geht es um neue Wertschöpfungsmodelle – oder ,nur' um mehr Effizienz?"
Du hast einige Wettbewerbe gewonnen. Erzählst Du uns bitte mehr darüber?
Schiener: Anfang 2016 habe ich den damals größten Blockchain-Hackathon der Welt in Shanghai gewonnen. Der Hackathon wurde von Deloitte und Wanxiang organisiert und hatte insgesamt einen Preispool von 100.000 Dollar. Wanxiang hat mich damals eingeflogen und für die den Aufenthalt bezahlt. Meinen Partner für den Hackathon habe ich dann durch Reddit gefunden - the power of the Internet.
Was ich dann eigentlich entwickelt habe, war "CargoChain", eine Ethereum-basierte Trade Finance Plattform, um "Bill of Lading" und "Letter of Credit" zu automatisieren. In einer Weiterentwicklung habe ich dann noch RFID für automatisiertes Containermanagement an den Häfen hinzugefügt.
Mit einem ähnlichen Konzept wurde ich dann Zweiter beim GTEC (German Tech Entrepreneurship Center) Blockchain Contest in Berlin und ich habe die Technology-Challenge bei der Emirates National Bank of Dubai (ENBD) in London gewonnen.