VMware View
Mit View 4.5 stand VMware unter Druck, einige vom Hauptkonkurrenten Citrix vorgelegte Neuerungen zu egalisieren. Dazu zählt der Client-Hypervisor, den das Unternehmen schon vor dem Wettbewerber angekündigt, aber bisher nicht geliefert hat. Während Citrix schon vor längerer Zeit die von Sepago erworbene Software für das Management von Benutzerprofilen in sein Portfolio integriert hat, zog VMware mit dem Kauf von Virtual Profiles der Firma RTO nach. Allerdings schaffte es der Hersteller nicht, das RTO-Produkt mit View 4.5 auszuliefern.
Verbesserte Systemadministration
Zu der wichtigsten von Gartner beanstandeten Lücke, die VMware geschlossen hat, zählt die Möglichkeit, Administrationsaufgaben mittels rollenbasierter Zugriffskontrolle zu delegieren. Sie ist Teil des rundum erneuerten View Manager, einer auf Basis von Adobe Flex programmierten Verwaltungskonsole. Zusätzlich musste VMware bei der Protokollierung von administrativen Eingriffen nachlegen, um auch kleine Änderungen im System nachvollziehbar zu machen.
Bei der Administration von View kommt VMware nun einer weiteren Forderung der Analysten nach, indem es die Plattform für externe System-Management-Tools öffnet. View 4.5 enthält ein Management Pack für Microsofts System Center Operations Manager (SCOM). Es versetzt Systemverwalter in die Lage, View von der Hardware bis zum virtuellen Desktop aus SCOM zu überwachen. Hinzu kommt auch eine Library für die Powershell, so dass sich View 4.5 mit Hilfe von Scripts administrieren lässt.
Aktualisierte Plattformunterstützung
Zu den Hausaufgaben, die VMware in View 4.5 zu machen hatte, gehörte die Unterstützung für Windows 7. Neben dem aktuellen Microsoft-System läuft die Software auch auf der neuesten Version der eigenen Virtualisierungsplattform, vSphere 4.1 inklusive vCenter 4.1.
Neu hinzu kam auch der View-Client für Mac OS X, so dass VMware bei der Zahl an unterstützten Client-Plattformen gegenüber Citrix ein bisschen Boden gutmachen kann. Allerdings beschränkt sich die erste Version des Mac-Clients auf RDP, die Portierung von PCoIP lässt noch auf sich warten.
Local Mode statt Bare Metal Hypervisor
VMware setzt unter der Bezeichnung Local Mode auf eine Virtualisierungssoftware, die ein vollständiges Betriebssystem als Basis voraussetzt. Technisch handelt es dabei um eine modifizierte VMware Workstation, die in der Lage ist, virtuelle Desktops vom Server herunterzuladen und offline vorgenommene Änderungen mit dem Backend zu synchronisieren. Damit verfügt View in der Version 4.5 zum ersten Mal über eine Komponente, die auch eine Offline-Nutzung erlaubt. Die Zukunft des Client-Hypervisors, der schon vor zwei Jahren unter der Bezeichnung Client Virtualization Platform (CVP) angekündigt wurde, bleibt dagegen ungewiss.
Storage-Problem entschärft
Eines der Hindernisse für die Einführung von zentralen Desktops besteht in den Investitionskosten für SANs. Damit tauschen Unternehmen den billigsten Speicher, nämlich die lokale SATA-Platte, gegen den teuersten im Rechenzentrum - und das für Windows-Installationen, Programmdateien und Benutzereinstellungen.
VMware reagiert in View 4.5 auf diese Problematik durch eine Erweiterung des View Composer, der verteiltes Speichern ("tiered Storage") unterstützt. Es erlaubt die Trennung des Betriebssystem-Images von Snapshots und allen temporären Dateien, so dass diese Typen von Informationen auf verschiedene Speichermedien verteilt werden können. Daher ließen sich etwa temporäre Dateien wie die Auslagerungsdatei von Windows auf lokalen Platten des Servers statt auf einem SAN ablegen.
Mangels einer Software für das Management von Benutzerprofilen positioniert VMware diese neuen Storage-Features für diesen Zweck, weil der Composer die Benutzerdaten außerhalb des Windows-Abbilds in eigenen persistenten virtuellen Disks ablegen kann.
Applikations-Virtualisierung mit ThinApp
Das Tool ThinApp erhielt anlässlich von View 4.5 ebenfalls ein Update, vor allem um die Migration auf Windows 7 zu erleichtern. Allerdings beschränkt sich die 64-Bit-Unterstützung weiterhin darauf, dass die Ablaufumgebung mit Windows 7 x64 kompatibel ist, aber 64-Bit-Programme lassen sich nicht aufzeichnen.
Zu den wichtigsten Neuerungen von ThinApp 4.6 (PDF) gehört die Virtualisierung des Internet Explorer 6 sowie ein Feature namens ThinDirect, mit denen der Administrator bestimmte URLs auf den virtualisierten Browser umleiten kann, während die anderen Web-Seiten in einem moderneren Web-Client angezeigt werden.