4 Ursachen für Komplexität
Neben diesen sechs Hebeln zur Vereinfachung definiert BCG vier verbreitete Ursachen einer hohen IT-Komplexität:
1. Schnelles Wachstum: Die rasche Expansion eines Unternehmens geht oft mit hastig gezimmerten, kurzfristig konzipierten und siloartigen IT-Lösungen einher, die sich nicht leicht skalieren lassen. Eine hohe Zahl an Punkt-zu-Punkt-Verbindungen und Satellitenanwendungen entsteht häufig dann, wenn digitale Services auf die Schnelle dezentral entwickelt und nicht mit der bestehenden Architektur verzahnt werden.
2. Unvollständige Integration nach Zusammenschlüssen: Bleibt nach Fusionen und Zukäufen die Integration der IT-Funktionen unvollständig, entstehen Redundanzen. Sie erschweren laut BCG die Implementierung digitaler End-to-End-Services. Verschärft wird dieses Problem noch durch das Fehlen automatischer Schnittstellen zwischen den Systemen.
3. Schwache Zusammenarbeit zwischen IT und Business: BCG kritisiert scharf althergebrachte Modelle, in denen die IT nicht als Partner der Business-Seite gesehen, sondern auf die reine Unterstützungsrolle reduziert wird. Die IT-Abteilung werde in Firmen mit einer solchen Herangehensweise erst spät in Projekte eingebunden. Die Business-Seite wähne sich als unumschränkte Entscheidungsinstanz, Richtlinien für Architektur und Prozesse würden bei Seite gewischt oder gänzlich ignoriert.
"Als Ergebnis erschüttern neue Anforderungen bestehende Applikationslandschaften und Prozesse, was zu einer großen Anzahl verschiedener Technologien für ähnlichen Funktionalitäten führt", so die Berater. In so aufgestellten Unternehmen herrsche zumeist Mangel an zeitgemäßen IT-Skills und der Anwendung neuer Arbeitsmethoden wie Agile.
4. Kostendruck: Zu niedrige Investitionen führen zum Griff zur kostengünstigsten Lösung, ohne über einen daraus resultierenden Komplexitätsanstieg und die Projektfolgekosten gründlich nachzudenken. Gleichzeitig kann die digitale Transformation die IT-Ausgaben kurzfristig noch weiter in die Höhe treiben.