Boston Consulting

Strategie gegen die Komplexität in der IT

03.10.2016
Von 
Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Die Boston Consulting Group nennt ein dreiteiliges Konzept und sechs Hebel, wie Unternehmen ihre IT vereinfachen können.
  • Dashboards dienen der Erfolgskontrolle, die unverzichtbar ist.
  • Kostensenkungen um 30 Prozent sind durch Vereinheitlichung möglich.
  • Adäquate Skills und schlaues Demand Management sind wichtige Hebel.
  • Unterstützung von Business-Seite ist unabdingbar.
Boston Consulting hat für die IT-Vereinfachung ein Konzept erstellt, das aus sechs Hebeln, vier Ursachen und drei Mustern besteht. Die Grafik zeigt, wie alles miteinander zusammenhängt.
Boston Consulting hat für die IT-Vereinfachung ein Konzept erstellt, das aus sechs Hebeln, vier Ursachen und drei Mustern besteht. Die Grafik zeigt, wie alles miteinander zusammenhängt.
Foto: BCG

Der CIO stelle sich seine Firma einmal als Auto vor, bitten die Analysten der Boston Consulting Group (BCG): Hat dieses Gefährt einen engen Kurvenradius - oder benötigt es zum Wenden viel Platz und Zeit? Diese Analogie illustriert eine für die digitale Transformation aus Sicht der Berater wichtige Messgröße: die Veränderbarkeit der geschäftskritischen Applikationen. Diese Metrik zeigt an, wie einfach eine Anwendung so konfiguriert, modifiziert oder verbessert werden kann, dass sie die Digitalisierung des Geschäfts unterstützt.

Die Messgröße "Changeability" ist so wichtig, weil sie für den Bereich der unerlässlichen Applikationen schlichtweg festlegt, in welchem Tempo die gewünschte Transformation überhaupt erfolgen kann. Und weil sie ebenfalls anzeigt, von welchen Lösungen man sich zum Zwecke der Vereinfachung besser trennen sollte. Allzu unbewegliche Fahrzeuge rangiert man besser aus, wenn man flexibel und agil sein will.

CIO ist geeigneter Steuermann

"In einer perfekten Welt gehen IT-Vereinfachung und digitale Transformation Hand in Hand", schreiben die BCG-Analysten um den in München ansässigen Senior Partner Michael Grebe auf der hauseigenen Plattform BCG Perspectives. Dazu muss man wissen, dass die Berater den Ansatz der IT-Vereinfachung im Allgemeinen propagieren - und im Speziellen nun eben auch als Instrument zur Bewältigung der digitalen Herausforderung. "Die Vereinfachung der IT ist eine wesentliche Aufgabe für jede IT-Abteilung, die wettbewerbsfähig bleiben will", formulieren die Autoren. "Sie ist aber auch eine entscheidende Grundlage für die digitale Transformation."

Grebe führt - mit unterschiedlichen Mitautoren - diesen Zusammenhang gleich in zwei aktuellen Artikeln aus. Der Text "Simplifying IT to Accelerate Digital Transformation" erklärt den Ansatz auf einer grundsätzlichen Ebene. Im Artikel "Will Your Software Help or Hinder Digital Transformation?" setzt sich BCG demgegenüber mit der Bedeutung von Messungen in diesem Prozess auseinander und empfiehlt Dashboards als geeignetes Tool zur unabdingbaren fortlaufenden Erfolgskontrolle. Aber auch in diesem Text gibt es grundlegende Hinweise. Zum Beispiel den, dass viele Redundanzen in einzelnen Abteilungen gar nicht auffallen können. Unterstützung auf höchster Ebene sei deshalb unbedingt erforderlich - und der CIO ein geeigneter Steuermann.

Zwei Arten von Vereinfachungsprojekten

Die methodische IT-Simplifizierung erhöht nach den Erfahrungen der Berater Agilität, Flexibilität und Effizienz - drei Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche digitale Häutung. Überdies seien Projekte mit diesem Fokus mit hohen Einsparungen verbunden. BCG unterscheidet zwei Arten von Vereinfachungsprojekten: Zum einen ganzheitliche Programme mit dem Potenzial, die gesamte IT-Kostenbasis um bis zu 30 Prozent zu kürzen - die Anwender müssen sich hierbei aber auf eine mehrjährige Transformationsphase einstellen; zum anderen Projekte mit dem Augenmerk auf einem speziellen Problem oder nur wenigen davon.

Auch diese eng angelegten Vereinfachungsprojekte können laut BCG 15 bis 20 Prozent an budgetären Einsparungen bringen. Oder anders ausgedrückt: Firmen können dadurch teilweise 40 bis 70 Prozent ihrer Anwendungen loswerden. Eine vereinfachte Anwendungslandschaft mache es leichter, neue digitale Dienste zu vernetzen oder End-to-end-Prozessautomatisierung zu implementieren, so BCG.