Freiberuflerstudie 2011

Spezialisierung und Erfahrung sind Trumpf

19.10.2011
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Spezialisierung gibt den Ausschlag

Für Ansgar Nagel, der bei der Solcom Unternehmensberatung in der Geschäftsleitung für Vertrieb und Personal zuständig ist, steht fest, dass die Spezialisierung heute eine entscheidende Rolle spielt. Schließlich setzten die Kunden vorrangig dann Freelancer ein, wenn es sich um sehr spezielle Themen handle. "Die Auftraggeber fragen nicht nach dem normalen Java-Programmierer, sondern nach einem Experten, der sich mit einem speziellen Problem auskennt", sagt der Vertriebs- und Personal-Manager. Er fährt fort: "Die so genannten normalen Probleme lösen unsere Kunden, bei denen es sich vornehmlich um Großkonzerne in Deutschland mit Tausenden IT-Mitarbeitern handelt, letztlich doch selbst."

Die Spezialisten, die Solcom einsetzt, verfügten über das jeweils gefragte spezielle technische Know-how und zumeist auch über den Branchenfokus. Nagel räumt ein, dass es in einem so engen Markt hin und wieder schwierig ist, den Experten mit dem gefragten Wissen zum gewünschten Zeitpunkt vermitteln zu können.

Ansgar Nagel, Solcom: "Kunden setzen vorrangig dann Freelancer ein, wenn es sich um sehr spezielle Probleme handelt."
Ansgar Nagel, Solcom: "Kunden setzen vorrangig dann Freelancer ein, wenn es sich um sehr spezielle Probleme handelt."
Foto: Solcom

Die Stimmung im Freiberuflermarkt beschreibt der Solcom-Manager als ausgesprochen gut. So sei die Nachfrage ungebrochen stark, die Neuabschlüsse lägen über den Erwartungen. Nagel gibt zu: "Die Personalvermittler sind sozusagen Profiteure des Fachkräftemangels und des zunehmend stärker reglementierten Arbeitsmarkts." Er ist überzeugt, dass in den kommenden Jahren neben den SAP-Projekten auch die hardwarenahen Themen weiter Konjunktur haben. Dies gelte sowohl für das Automobilumfeld als auch für die Maschinenbauer. Für diese Bereiche würden vorrangig Entwickler oder Ingenieure, die konzeptionell arbeiten, gesucht.

"Die Forschung und Entwicklung in diesen Sektoren findet hauptsächlich in Deutschland statt", erklärt Nagel. Hier biete sich für Freelancer ein überaus interessanter, wenn auch nicht allzu ertragsstarker Markt. Größere Bedeutung als zurzeit wird seiner Meinung nach auch der öffentlich-rechtliche Sektor gewinnen. Last, but not least profitieren Freiberufler auch von SAPs Strategie, verstärkt den Mittelstand anzugehen. Qualifizierte IT-Freelancer, die die Augen nach neuen Aufgaben und Themen offenhalten, könnten ohne Angst in die nahe Zukunft schauen.

Günter Hilger, Vorstand der Geco AG in Hamburg, sieht vor allem Spezialisten mit Sicherheits-Know-how, Projektleiter, Migrationsexperten (zum Beispiel für Windows 7), Softwareentwickler sowie Berater für Spezialgebiete im Vorteil. "Bestehende Projekte werden vielfach bis Ultimo verlängert, was zu einer weiteren Verknappung der IT-Experten führt", beobachtet der Hamburger. Die Folge: Die Freelancer könnten sich aus vielen Anfragen die für sie attraktivsten Projekte heraussuchen. Darüber hinaus haben die Freiberufler laut Hilger offenbar vom letzten Zusammenbruch des Projektmarkts gelernt und sich vertrieblich besser aufgestellt.