Vielleicht kennen Sie das auch: Die guten Vorsätze sind da - eigentlich will man nach der letzten Urlaubsreise die Fotos gleich von der Digitalkamera auf den Rechner kopieren und dabei auch in Ruhe durchsehen. Aber dann fehlt die Zeit, der interne Speicher droht knapp zu werden. Am Ende landen mit einem beherzten "Alles markieren" und "Verschieben" die Bilder doch wieder unbesehen auf der Festplatte. Und wenn sich einige Tausend Bilder angesammelt haben, wird es schwer, genau die Fotos zu finden, nach denen man gesucht hat. Ganz ohne Zeitinvestition bekommt man keine Ordnung in sein Chaos, aber mit dem richtigen Werkzeug bleibt der Aufwand moderat.
Organisieren mit sprechenden Dateinamen
Es sind gerade die Cloudanbieter wie Apple oder Google, die den Anwendern versprechen, dass es eigentlich gar nicht mehr nötig sei, Zeit mit dem Sortieren von Fotos zu verbringen. Oder gar mit so etwas Altmodischem wie Dateinamen zu hantieren. Damit die Fotos hübsch ansehnlich auf einer Landkarte positioniert werden oder auf einem Zeitstrahl erscheinen, werten die Dienste die in einem Bild versteckten Metainformationen aus. Das klappt natürlich nur dann, wenn die Informationen korrekt sind. Stimmen in der Kamera also weder Zeit und werden gar keine Informationen zum Standort ermittelt, funktioniert das automatische Sortieren natürlich nicht.
Fotoverwaltungsprogramme für das eigene System greifen auf die gleichen Metainformationen zu, haben also im Falle von falschen oder fehlenden Informationen das gleiche Problem. Ohne die dahinterstehende Datenbank bleiben die Erinnerungen einfach Bilddateien mit Namen wie "dsc1234.jpg". Mal eben die externe Festplatte mit den Fotos mitnehmen und anderswo zeigen? Dann muss man auch die Verwaltungssoftware dabeihaben, um gezielt die gewünschten Aufnahmen zu präsentieren. Und im Falle eines Systemwechsels funktioniert möglicherweise der Fotoverwalter nicht mehr.
Werden die Fotos nach einem einheitlichen Schema benannt, lassen sich auch umfangreiche Bestände ordentlich organisieren - im Prinzip ganz ohne Bildverwaltung. Größere Mengen an Dateien rasch umzubenennen ist für Linuxsysteme kein Problem. Mit Batchprogrammierung lösen fortgeschrittene Nutzer eine solche Aufgabe rasch und unkompliziert. Wer es lieber grafisch mag, nutzt am besten die Funktionen eines Dateimanagers. Thunar , der aus dem XFCE-Desktop stammt, besitzt eine übersichtliche Oberfläche für mächtigen Bearbeitungsfunktionen. Thunar funktioniert auch auf anderen Gnome-affinen Desktops sowie auch unter KDE. Um lediglich den Dateimanager ohne den vollständigen XFCE-Desktop zu installieren, verwenden Sie im Terminal diesen Befehl:
sudo apt install –no-install-recommends thunar |
Möchten Sie das Programm nur zur Bearbeitung von Fotos nutzen, genügt dies schon. Falls Sie vorhaben, später auch Musikdateien auf die gleiche Weise zu bearbeiten, komplettieren Sie den Dateimanager mit den passenden Plug-ins:
sudo apt install thunar-media-tagsplugin |
Nach dem Start des Dateimanagers markieren Sie die Fotos mit der Maus und wählen das Menü "Bearbeiten -› Umbenennen". Im nachfolgenden Dialog markieren Sie aus dem Listenfeld den Eintrag "Datum / Uhrzeit einfügen". Damit öffnen sich weitere Optionen am unteren Bildschirmrand. Markieren Sie "Aufnahmedatum" aus der Liste unter "Zeit einfügen". Um das Datum in der Reihenfolge Tag und Uhrzeit einzufügen, tragen Sie in das Feld "Format" Folgendes ein:
%d-%m-%Y-%H-%M |
Damit wird der bestehende Dateiname um die Zeitangabe "20-07-2017-15-34" ergänzt. Die Parameter, die Sie hier nutzen können, leiten sich vom Terminalkommando "date" ab. Wenn Sie also andere Angaben oder Formate wünschen, schauen Sie sich am besten die Manpage des date-Kommandos an.
Mit "Datei umbenennen" starten Sie den Vorgang. Damit ist im Dateinamen schon einmal das Aufnahmedatum verewigt. Jetzt könnten Sie den alten Dateinamen entfernen. Da es aber nicht ausgeschlossen werden kann, dass Sie zum gleichen Zeitpunkt mehrere Fotos aufgenommen haben, fügen Sie am besten zunächst einen Zähler ein. Die Dateien sind in Thunar noch markiert. Rufen Sie also erneut das Werkzeug zum Umbenennen auf und nutzen Sie jetzt das Kommando "Nummerieren". Wählen Sie ein Zahlenformat aus und ergänzen Sie über die kleine Maske am unteren Rand ein Trennzeichen. Das erleichtert den letzten Schritt. Diesmal entscheiden Sie sich für die Aktion "Zeichen entfernen" und legen anschließend über die Position von links und rechts den Bereich fest, der gelöscht werden soll. Mittels der Option "Einfügen" können Sie jetzt noch einen ergänzenden Ausdruck in den Namen aufnehmen, zum Beispiel "Urlaub". Mit nur wenigen Arbeitsschritten erreichen Sie eine große Wirkung.
Duplikate in der Bildersammlung
Jede größere Fotosammlung enthält Duplikate. Wenn Fotos vom Smartphone auf den Rechner kopiert werden, aber auf dem Handy verbleiben, hat man einige Wochen später das erste Kopieren vergessen und die Fotos gehen den Weg ein zweites Mal. Es gibt ein Programm für die Kommandozeile, das recht flott arbeitet und die Mehrzahl der Duplikate recht zuverlässig ermittelt. Die Chancen stehen gut, dass das Tool findimagedupes in den Paketquellen Ihrer Distribution zur Verfügung steht. Probieren Sie es einfach im Terminal mit
sudo apt install findimagedupes |
aus. Kann das Paket nicht gefunden werden, besuchen Sie die Homepages des Projekts unter https://github.com/opennota/findimagedupes, um sich über die weiteren Schritte für die Installation zu informieren. Die ist zwar nicht sonderlich schwer, nimmt dann aber etwas mehr Zeit in Anspruch.
Das installierte Tool starten Sie im Terminal mit findimagedupes. Die Steuerung erfolgt über einzelne Schalter. "R" ("Recurse") definiert, dass auch Unterverzeichnisse durchsucht werden. Mit "t" und einem nachfolgenden Zahlenwert wird der Schwellenwert definiert, ab dem das Programm ein Bild als ähnlich interpretiert. Bei "0" sind dies exakt identische Bilder, und mit "63" stuft das Tool alle Bilder als ähnlich ein. Erfahrungsgemäß bringt ein mittlerer Wert von 30 die besten Ergebnisse. Schließlich müssen Sie noch festlegen, wie die Dubletten ausgegeben werden. Im nachfolgenden Beispiel
findimagedupes -R -t 30 -p feh ~/Bilder |
landen diese beim Bildbetrachter feh, der für die Kommandozeile gut geeignet ist. Möglicherweise müssen Sie diesen auch erst auf Ihrem System nachinstallieren.