Mehr Kosten, mehr Druck

So nutzen IT-Chefs ihre Budgets

29.11.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Künstliche Intelligenz und Automatisierung stehen hoch im Kurs

Vor allem Künstliche Intelligenz und Automatisierungs-Tools stehen bei den Entscheidern hoch im Kurs. Etwa drei Viertel wollen dafür mehr Geld bereitstellen, ein knappes Drittel sogar deutlich mehr. Für Technologien rund um Container, Serverless und IoT/Edge Computing will rund die Hälfte der Befragten mehr Geld in die Hand nehmen. Auffallend bei all diesen Techniken: Der Anteil der Unternehmen, die hier weniger ausgeben wollen, liegt im unteren einstelligen Prozentbereich.

Die vielen neuen Technologien haben allerdings auch ihre Schattenseite. Viele Unternehmen klagen darüber, dass ihnen die Transparenz darüber fehle, wieviel Geld exakt dafür ausgegeben werde (69 Prozent) und wie diese Technologien in ihren Betrieben verwendet würden (61 Prozent). Diese Lücken führen zwangsläufig zu Problemen beim Reporting, das von vielen als Herausforderung gesehen wird - egal ob die Ausgaben nach Business Services, Projekten, einzelnen Anbietern oder Applikationen sortiert werden.

Die IT-Entscheider setzen vor allem auf Automatisierung und KI - für entsprechende Werkzeuge soll mehr Geld fließen.
Die IT-Entscheider setzen vor allem auf Automatisierung und KI - für entsprechende Werkzeuge soll mehr Geld fließen.
Foto: Flexera

All das macht die fälligen IT-Entscheidungen nicht gerade einfacher. Acht von zehn befragten Managern beklagen die zunehmende Komplexität. Sie führe dazu, dass es zu lange dauere, bis Dinge umgesetzt würden. Probleme bereitet den Unternehmen auch, dass

  • nicht genügend Daten in ausreichender Qualität für die Entscheidungsfindung zur Verfügung stünden (80 Prozent),

  • es zunehmend schwieriger werde, in der eigenen Organisation einen Konsens unter allen Beteiligten herzustellen (77 Prozent) und

  • die Fachabteilungen (76 Prozent) und das C-Level (71 Prozent) dazu zu bekommen, sich am Entscheidungsprozess zu beteiligen.

Anwenderunternehmen stecken mehr Geld in Weiterbildung

Um die anstehenden Herausforderungen zu meistern, müssen die Betriebe laut Flexera ihre IT-Mannschaften fit machen und besser aufstellen. Das fällt jedoch angesichts des weiter grassierenden Fachkräftemangels nicht leicht. So verwundert es nicht, dass die meisten Betriebe vor allem auf das Up- und Reskilling ihrer IT-Mitarbeitenden setzen. Rund drei Viertel (Upskilling) beziehungsweise 61 Prozent (Reskilling) der Befragten wollen die Mittel für die IT-Weiterbildung aufstocken. Das Thema Remote Work rückt dagegen in den Hintergrund. War es im vergangenen Jahr noch für 72 Prozent ein Anlass, mehr Geld in die Hand zu nehmen, geben in diesem Jahr nurmehr 39 Prozent zu Protokoll, an dieser Stelle investieren zu wollen.

Gartner-Prognose: Pragmatismus bestimmt IT-Ausgaben

Nach wie vor sind die Unternehmen aber auch weiter darauf angewiesen, externes Know-how einzukaufen. Das gilt insbesondere für neue Themen wie KI. Hier planen 68 Prozent mit höheren Budgets. Weitere Bereiche, in denen die IT-Entscheider extern einkaufen wollen, sind Cybersecurity (66 Prozent), Big Data und Analytics (60 Prozent), Automatisierung (59 Prozent) sowie die Bereiche Cloud-Migration (54 Prozent) und Cloud-Betrieb (53 Prozent).

Mit ihren Altlasten wollen sich die IT-Entscheider dagegen möglichst wenig beschäftigen. Für den Betrieb von Legacy-Systemen will nur noch jeder Fünfte mehr externe Ressourcen zukaufen. 37 Prozent erklärten, die Budgets für diesen Posten kürzen zu wollen - jeder Zehnte will hier sogar drastische Einschnitte vornehmen.

Bei Microsoft lassen die Betriebe das meiste Geld

Last, but not least hat Flexera in seinem Tech Spend Pulse gefragt, bei welchen IT-Anbietern die Unternehmen das meiste Geld lassen. Das Gros der IT-Budgets schöpft demnach Microsoft ab. Bei fast allen (94 Prozent) gehört der US-amerikanische Softwarekonzern zu den drei wichtigsten IT-Lieferanten - in 54 Prozent der Fälle ist Microsoft der Anbieter, bei dem die Betriebe am meisten einkaufen.

Bei Microsoft lassen die Anwenderunternehmen das meiste Geld.
Bei Microsoft lassen die Anwenderunternehmen das meiste Geld.
Foto: Flexera

Auf Platz zwei folgt dann mit AWS bereits ein Cloud-Anbieter. In fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gehört die Amazon-Tochter zu den Top-3-Vendoren - für 27 Prozent ist der Hyperscaler sogar der wichtigste IT-Anbieter. Auf den Plätzen folgen die Software-Urgesteine Oracle und SAP, die bei etwas mehr als der Hälfte der Befragten zu den drei bedeutendsten Bezugsquellen für IT gehören. An Bedeutung gewonnen hat vor allem SAP. Für 21 Prozent ist der deutsche Softwarekonzern der Anbieter, an den das meiste Geld fließt. Im Vorjahr waren es gerade einmal 13 Prozent.

Die Top-ten der wichtigsten Anbieter sind insgesamt sehr Software- und Cloud-lastig. Auf den Plätzen folgen Salesforce, Google, IBM inklusive RedHat, Broadcom mit VMware, ServiceNow und Adobe.

Auch aus europäischer Perspektive führt Microsoft das Vendor-Ranking mit deutlichem Abstand an. Hier sind es sogar 61 Prozent der Unternehmen, die bei dem US-Konzern den größten Teil ihres IT-Budgets lassen. Wie nicht anders zu erwarten, hat SAP in Europa ein besseres Standing als global und liegt auf Platz zwei. Knapp zwei Drittel der Befragten sehen die Walldorfer unter den Top 3 ihrer wichtigsten IT-Zulieferer - für 23 Prozent ist SAP sogar der wichtigste Anbieter.

Fazit: Es braucht einen besseren Überblick über die IT-Ausgaben

Unternehmen haben zuletzt viel Geld für IT ausgegeben, dabei aber keinen guten Überblick darüber gehabt, ob sich die Investitionen auch gelohnt haben. Dabei werden die IT-Baustellen nicht weniger. Hinzu kommt, dass die digitale Transformation immer mehr Tempo aufnimmt. Die Betriebe müssen mit einem weiter recht hohen Inflationsdruck zurechtkommen und ihre IT-Budgets anpassen.

Die steigenden Preise bei vielen IT-Anbietern machen den Entscheidern in den Unternehmen zu schaffen.
Die steigenden Preise bei vielen IT-Anbietern machen den Entscheidern in den Unternehmen zu schaffen.
Foto: Flexera

Im Umgang mit den vielen neuen digitalen Baustellen sehen sich die Firmen mit zahlreichen Hindernissen konfrontiert: "Mehr als zwei Drittel der Unternehmen haben keinen genauen Einblick in ihre IT-Ausgaben", erklärt Cyndi Tackett, Senior Vice President für das Marketing bei Flexera. Je mehr sich das IT-Budget in Richtung Cloud verschiebe, desto wichtiger werde es für Die Betriebe, IT-Assets hinsichtlich der Kosten und des technologischen Mehrwerts zu managen. "Ohne IT-Visibility wird es hier schwer."