Mehr Kosten, mehr Druck

So nutzen IT-Chefs ihre Budgets

29.11.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Steigende Preise und immer komplexere IT-Landschaften zwingen IT-Verantwortliche dazu, sehr genau zu überlegen, wie sie ihre Budgets einsetzen.
Für ihre IT-Ausstattung wollen die Unternehmen durchaus mehr Geld investieren - die hohe Kunst dabei ist, die Budgets richtig und sinnstiftend zu verplanen.
Für ihre IT-Ausstattung wollen die Unternehmen durchaus mehr Geld investieren - die hohe Kunst dabei ist, die Budgets richtig und sinnstiftend zu verplanen.
Foto: Alexander_P - shutterstock.com

Zwar wachsen die IT-Ausgaben in den meisten Unternehmen weiter, doch viel Spielraum bleibt den CIOs angesichts der inflationären Preisentwicklung und den langen Listen an Tech-Vorhaben nicht. So lautet ein Kernergebnis des "2023 Tech Spend Pulse" von Flexera. Der Anbieter von Lösungen für das Software-Lizenzmanagement hat weltweit über 500 Entscheider befragt, wie sich IT-Kosten und -Ausgaben entwickeln und wofür die Betriebe ihre IT-Budgets einsetzen.

Demzufolge geben die Betriebe im Durchschnitt zwölf Prozent ihres Umsatzes für IT aus. Wenn die Umfrage richtig liegt, würde das bedeuten, dass die Höhe der IT-Budgets in nur einem Jahr um 50 Prozent zugelegt hätte: von acht auf zwölf Prozent des Umsatzes. In großen Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitenden soll sich der Anteil der IT-Ausgaben am Erlös sogar von sechs auf elf Prozent fast verdoppelt haben.

Für 2024 sind die Erwartungen allerdings etwas gedämpfter: Insgesamt gehen nur noch sechs von zehn der befragten Unternehmen davon aus, dass ihre IT-Budgets weiter steigen werden. Im vergangenen Jahr hatten noch 71 Prozent angegeben, sie erwarteten steigende IT-Ausgaben.

Der Umzug in die Cloud, Cybersecurity und die digitale Transformation - das sind die Top-Prioritäten der Anwenderunternehmen weltweit.
Der Umzug in die Cloud, Cybersecurity und die digitale Transformation - das sind die Top-Prioritäten der Anwenderunternehmen weltweit.
Foto: Flexera

Vor allem die unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen den Konzernen zu schaffen. Knapp drei Viertel der befragten Manager erklärten, die vielen schwer kalkulierbaren Außeneinflüsse seien der Grund dafür, dass ihre Unternehmen mehr Geld für IT ausgäben. Die Hoffnung dahinter: Den eigenen Betrieb effizienter und flexibler aufzustellen und damit das ganze Unternehmen gegenüber den im Markt herrschenden Turbulenzen resilienter zu machen. Angesichts des schwierigen Marktumfelds weniger Geld für IT in die Hand zu nehmen, ist nur für 18 Prozent der Befragten ein gangbarer Weg.

Inflation macht IT-Entscheidern Sorgen

Sorgen bereitet den Befragten vor allem die nur langsam abflauende, hohe Inflation. Für 91 Prozent der Unternehmen stellen die steigenden Preise für Software, Hardware und IT-Dienstleistungen momentan die größte Herausforderung dar. Der Druck, die IT-Kosten zu optimieren, bleibt also hoch. Das machen auch andere Zahlen deutlich. Flexera zufolge sind rund ein Viertel der Ausgaben für Desktop- beziehungsweise Data-Center-Software verschwendetes Geld. Auch in der Cloud gebe es hinsichtlich der Budgeteffizienz noch Spielräume. Rund ein Fünftel der für SaaS, IaaS und PaaS eingesetzten Gelder verpuffen demnach, ohne dass die Unternehmen einen messbaren finanziellen Vorteil davon hätten.

Nach wie vor verpufft ein hoher Anteil der IT-Investitionen sinnlos - on-premises, aber auch in der Cloud.
Nach wie vor verpufft ein hoher Anteil der IT-Investitionen sinnlos - on-premises, aber auch in der Cloud.
Foto: Flexera

87 Prozent der befragten Manager bezeichnen es als Herausforderung, IT-Investitionen so einzusetzen, dass sicher etwas dabei herauskommt. Gründe dafür gibt es einige. Mehr als acht von zehn Entscheidern klagen über zu viele manuelle Prozesse (87 Prozent) sowie über Probleme, an die richtigen Daten für ein effizientes Ausgabenmanagement zu kommen (81 Prozent). Genauso viele wissen offenbar nicht, wie sie kontrollieren sollen, dass die wachsenden IT-Budgets auch sinnvoll eingesetzt werden.

Ein Drittel der IT-Ausgaben verpufft

Die Stoßrichtung der IT-Initiativen bleibt die gleiche wie im vergangenen Jahr. Den Unternehmen geht es in erster Linie darum, die Cybersecurity sicherzustellen (76 Prozent), den Umstieg in die Cloud (75 Prozent) zu meistern und generell die digitale Transformation des eigenen Betriebs (74 Prozent) voranzutreiben. Dabei fällt auf, dass Themen rund um die Cloud-Migration in diesem Jahr mehr Unternehmen umtreiben als noch 2022 (65 Prozent).

Kosten senken - IT-Betrieb optimieren

Einen deutlichen Schub gibt es auch an anderer Stelle. Die IT-Chefs sind gehalten, die Kosten zu senken und den IT-Betrieb zu optimieren. In 53 Prozent der Betriebe sind das Top-Prioritäten, im vergangenen Jahr sahen das nur 39 Prozent so. Ferner sind die generelle Modernisierung des Unternehmens sowie der Abbau der technischen Schulden für vier von zehn Unternehmen ein wichtiges Thema. Im vergangenen Jahr hatten das jeweils nur 27 Prozent der Befragten auf dem Zettel.

Wie verteilen sich die IT-Budgets?

  • Sechzig von hundert für IT ausgegebenen Euros stecken die Unternehmen in Software. Dabei fließt längst mehr Geld in Software as a Service als in klassische Softwarelizenzen. 37 Prozent ihrer IT-Budgets wenden die Betriebe für SaaS auf, 23 Prozent für herkömmliche Softwareprodukte.

  • Zwei Drittel der IT-Ausgaben fließen in den laufenden Betrieb der Systeme. Nur ein Drittel der zur Verfügung stehenden Gelder können die Unternehmen in neue Wachstumsfelder und Innovation investieren.

  • Der größte Teil der IT-Ausgaben wird zentral von der IT-Abteilung verwaltet und gesteuert, nämlich 74 Prozent. Die restlichen 26 Prozent werden dezentral in den einzelnen Fachabteilungen verplant.

Ein Blick auf die Investitionsschwerpunkte zeigt, wie sich die IT-Perspektive der Unternehmen von klassischen On-premises-Infrastrukturen in Richtung Cloud verschiebt. Gut sechs von zehn befragten Entscheidern erklärten, den Umfang der eigenen Data Center in den kommenden Jahren reduzieren zu wollen. 27 sprachen von einem deutlichen Abschmelzen der Ressourcen, acht Prozent wollen sogar alle eigenen Rechenzentren komplett abschalten. Dazu passt auch, dass über 40 Prozent der Firmen ihren Investitionen in Data Center beziehungsweise eigene Server im kommenden Jahr zurückfahren wollen - mehr als jeder zehnte sogar deutlich.

Für Rechenzentren, Server und klassische Softwarelizenzen wollen viele Betriebe deutlich weniger Geld in die Hand nehmen.
Für Rechenzentren, Server und klassische Softwarelizenzen wollen viele Betriebe deutlich weniger Geld in die Hand nehmen.
Foto: Flexera

Auch die Ausgaben für traditionelle Softwarelizenzen wollen 30 Prozent reduzieren, weitere fünf Prozent planen sogar eine signifikante Senkung der entsprechenden Investitionen. Stattdessen fahren die Betriebe ihre Cloud-Ausgaben nach oben. 58 Prozent der Befragten geben an, mehr Geld für SaaS bereitstellen zu wollen, zusätzliche 19 Prozent wollen den dafür vorgesehenen Budgetposten sogar deutlich erhöhen. Auch für Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service (PaaS) planen die Firmen mehr Geld ein - mehr als die Hälfte spricht von einer moderaten Erhöhung, 19 Prozent wollen deutlich mehr ausgeben.