Die IT-Abteilungen von Unternehmen stehen unter hohem Druck. Sie sollen Kosten senken, gleichzeitig aber agil und schnell neue digitale Angebote entwickeln. Doch manchmal verlieren Fachabteilungen die Geduld, wenn das IT-Team ihre Projektanfragen zu langsam umsetzt - und bestellen einen entsprechenden Service aus der Cloud. "Unsere Analysen zeigen, dass die Nutzung der Public Cloud in Unternehmen derzeit geradezu explodiert. Ein Teil dieser Cloud-Anwendungen existiert als Schatten-IT ohne Wissen und Kontrolle durch die IT-Abteilung", erklärt Tobias Regenfuß, Managing Director Infrastructure Services bei Accenture. Damit sind sie allerdings weder technisch noch strategisch in das IT-Service-Management des Unternehmens integriert.
Für diese Anwendungen gelten keine Service Level Agreements (SLAs), die IT-Abteilung leistet keinen Support, Helpdesk oder Daten-Backup, da sie ja nichts davon weiß. Sie unterlaufen auch die IT-Governance, sprich die zentrale und effektive Steuerung der IT im Unternehmen etwa über einheitliche Richtlinien und Standards. "Die IT-Abteilung muss daher ein Governance-Modell liefern, über das Cloud-Dienste sicher und kontrolliert beschafft und genutzt werden können. Damit verhindert sie Schatten-IT", so Tobias Regenfuß weiter.
- Mehr Cloud-Befürworter
Der Anteil der Cloud-Befürworter steigt seit Jahren beständig an. - 50-Prozent-Schwelle durchbrochen
54 Prozent der befragten Unternehmen nutzen Cloud-Dienste. Gegenüber 2011 hat sich der Anteil fast verdoppelt. - KMUs holen bei Cloud-Nutzung auf
Während der Anteil der Cloud-Nutzer bei den Großunternehmen seit Jahren bei etwa 70 Prozent stagniert, machen sich immer mehr kleine und mittelgroße Firmen auf den Cloud-Weg. - ITK-Branche bleibt Cloud-Vorreiter
Die Nutzung von Cloud-Diensten ist quer durch alle Branchen verbreitet. Laut Umfrage gibt es keine Branche, die sich der Cloud komplett verweigert. - Durchbruch für dei Public Cloud
Vor allem Public-Cloud-Dienste scheinen stärker gefragt zu sein. Die Nutzung der Private Cloud stagniert dagegen. - Office und Groupware sind die Cloud-Killer-Apps
Rund ein Drittel der befragten Unternehmen bezieht branchenspezifische Dienste aus der Public Cloud. Experten werten diese Zahl als zeichen dafür, wie tief die Cloud bereits in der Unternehmens-IT verankert ist. - Sicherheitsbedenken bleiben das größte Hemmnis
Die Furcht, dass Unberechtigte auf sensible Daten zugreifen oder dass Daten in der Cloud verloren gehen, bleibt das größte Hemmnis, Public-Cloud-Dienste zu nutzen. - Sicherheitsvorfälle in der Public Cloud
15 Prozent der Public-Cloud-Nutzer berichteten, dass es im vergangenen Jahr Sicherheitsprobleme mit den entsprechenden Diensten gegeben habe. - Positive Erfahrungen mit Public Cloud
Gut vier von zehn Public-Cloud-Nutzern bezeichneten ihre Erfahrungen in der Wolke als durchweg positiv. Damit hat sich ihr Anteil gegenüber 2014 mehr als verdoppelt. - Mehr Flexibilität und geringere Kosten
Public-Cloud-Nutzer heben vor allem die gestiegene Flexibilität sowie Verfügbarkeit, Skalierbarkeit und Performance der IT-Leistungen hervor. Auch auf der Kostenseite bringt die Public Cloud wohl Vorteile. Allerdings sieht auch ein Drittel steigende Implementierungszeiten und mehr Administrationsaufwand. - Sorge um Compliance
Immer noch befürchten viele Unternehmen, dass mit der Nutzung von Cloud-Lösungen auch Compliance-Probleme einher gehen könnten. - Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Immer mehr Unternehmen schauen ihren Cloud-Providern genau auf die Finger. - Standort bleibt das wichtigste Kriterium
Das Cloud-Rechenzentrum muss ausschließlich in Deutschland stehen, fordern drei von vier befragten Unternehmen. Damit bleibt der Standort das wichtigste Kriterium für die Auswahl des Cloud-Anbieters.
Neues Selbstverständnis: IT als Broker von IT-Services
Er empfiehlt IT-Leitern, stärker auf Cloud-Services zu setzen, um die Anfragen aus den Fachabteilungen unkompliziert und schnell umzusetzen. Accenture selbst habe mittlerweile bereits mehr als 50 Prozent seiner bestehenden Anwendungen auf Public Cloud umgestellt. "Für alle neuen Anwendungen und Dienste gilt in unserem Unternehmen eine "Public Cloud First"-Strategie", erklärt Regenfuß. "Diese Services sind sehr sicher, da die Cloud-Provider aktuellste Sicherheitstechnologie einsetzen und IT-Sicherheit zu ihrem Kerngeschäft gehört. In ihren eigenen Rechenzentren können Unternehmen einen derart hohen Security-Standard hingegen nicht zu vertretbaren Kosten herstellen."
Als erste Voraussetzung für Cloud-Readiness fordert er einen kulturellen Wandel in den Köpfen der IT-Teams. "Die IT-Abteilung benötigt ein neues Selbstverständnis als Broker von IT-Services, die mehr und mehr aus der Cloud bezogen werden, wobei Disziplinen wie Sourcing, Security-Management und Financial Management neu aufgestellt werden müssen." Bei letzterem geht es darum, die Kosten für die Cloud-Services sauber zu erfassen und richtig zuzuordnen, da die Rechnungen der Cloud-Anbieter häufig sehr umfangreich und granular sind. Ansonsten droht die Gefahr, dass Unternehmen die möglichen Kostenvorteile der Cloud durch die Hintertür wieder verlieren.
Matthias Pfützner, Solution Architect Cloud bei Red Hat, bringt einen weiteren Aspekt zur menschlichen Seite der IT-Abteilung ins Spiel: "Im Rahmen der Cloud erfolgen viele Schritte wie etwa die Zuweisung von IP-Adressen für neue Geräte automatisiert. Vorher wurden die Adressen per Excel-Liste manuell verwaltet. Hier geht es um Befindlichkeiten, da ein IT-Mitarbeiter die Hoheit über die IP-Adressen verliert und möglicherweise Angst hat, durch die Cloud überflüssig zu werden. Diese Bedenken gilt es zu zerstreuen, damit alle mitziehen."