Im März 2015 hat der Bundestag das „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ beschlossen. Seit 2016 gilt die sogenannte Frauenquote, die seitdem immer wieder heiß diskutiert wird. 2021 wurden durch das zweite Führungspositionen-Gesetz – FüPoG II – etwaige Lücken geschlossen und die allgemeine Wirksamkeit verbessert. Seitdem müssen deutsche Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern mindestens 30 Prozent der Positionen in Aufsichtsrat, Vorstand und Geschäftsführung mit Frauen besetzen. Von diesem ohnehin recht niedrig gesetzten Ziel sind wir allerdings noch immer weit entfernt.
Deutschland liegt im Mittelfeld
Laut einer aktuellen Studie lag der Frauenanteil in Führungspositionen in Deutschland 2022 insgesamt bei gerade einmal 24,1 Prozent. Dabei unterscheiden sich verschiedene Branchen deutlich voneinander. Während das Gesundheitswesen mit einem Frauenanteil von 36,9 Prozent deutlich über dem Durchschnitt liegt, werden im Baugewerbe sowie im Maschinenbau weniger als zehn Prozent der Führungspositionen von Frauen bekleidet. In der IT-Branche sehen die Zahlen auch nicht rosig aus: Gerade mal 19 Prozent Frauen arbeiteten 2021 in einem IT-Beruf. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich im hinteren Mittelfeld - und das bei dem dringenden Bedarf nach IT-Fachkräften.
- Theresa Kölnberger - Scrum Masterin bei FTAPI
"Im Bereich Cybersicherheit ist man regelmäßig mit neuen Technologien konfrontiert. Das macht das Arbeiten einerseits sehr spannend, andererseits erfordert es, sich kontinuierlich fortzubilden." - Patricia Cabrera Perez - Senior Director EMEA Distribution bei Cradlepoint
"Wir sind überall von Technologie umgeben, und es ist ein Privileg, Teil der Branche zu sein, die sie vorantreibt und prägt." - Alina Bizga - Sicherheitsanalystin bei Bitdefender
"Frauen schenken tendenziell den Details eine größere Aufmerksamkeit. Auch emotionale Intelligenz kann die Kompetenzen in der IT-Sicherheit verbessern." - Birgit Grosser - Director Managed Cloud Operations bei Axway
"Als Frau in der IT war ich Mitte der 1990er noch die Ausnahme, als weibliche Führungskraft in der IT eher eine Exotin. In Vor-Ort-Meetings bei Kunden war ich häufig die einzige Frau im Raum." - Julia Plathner - Channel Sales Manager bei Aqua Security
"Um als Frau in der IT zu arbeiten, muss man nicht unbedingt einen technischen Abschluss haben." - Merium Khalid - Senior Manager Offensive Security bei Barracuda XDR
"Ein wichtiger Faktor, um mehr Frauen für die Technologie zu gewinnen, ist, ihnen vor Augen zu führen, wie andere Frauen in diesem Bereich erfolgreich sind und welchen Einfluss sie in der Welt der Technologie haben können." - Christine Grimm - Associate Partner bei Convista
"Seit meinem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens - noch als eine von wenigen Frauen – bin ich genauso selbstsicher meinen Weg gegangen wie meine männlichen Kollegen."
Der Anteil der Frauen in den Vorständen der 200 größten deutschen Unternehmen lag 2022 bei 15,6 Prozent, der Frauenanteil in Aufsichtsräten immerhin bei 30,9 Prozent. Wirft man einen Blick auf die 40 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland, ist der Frauenanteil in den Vorstandsetagen so hoch wie nie zuvor - und liegt trotzdem noch bei unter einem Viertel. Der Verein "Frauen in die Aufsichtsräte" (FidAR) hat im Rahmen seines jährlich stattfindenden Forums die Vorstände von 183 deutschen Konzernen unter die Lupe genommen und konnte einen durchschnittlichen Frauenanteil von 17,1 Prozent feststellen - ebenfalls ein neuer Spitzenwert.
Quote zeigt deutliche Wirkung
Das große Ziel mag also noch nicht überall erreicht sein, aber die Frauenquote zeigt deutlich Wirkung. Es ziehen immer mehr Frauen in Führungsetagen ein, und jede weitere Einstellung ist ein Schritt zu mehr Diversität und Gleichberechtigung. Laut Prof. Dr. Anja Seng, der Präsidentin von FidAR, wirkt das Mindestbeteiligungsgebot sogar deutlich schneller als erwartet, da Unternehmen erkannt haben, dass gleichberechtigt besetzte Führungsetagen einen positiven Effekt auf das Unternehmen und die Mitarbeitenden haben. Und das ist es, was die Frauenquote bewirkt: Sie schafft Bewusstsein in Unternehmen und sorgt für Sichtbarkeit. Die Frauenquote ist ein weiteres KPI, das es zu erfüllen gilt - und sobald dieses Ziel erreicht ist, brauchen wir auch die Quote nicht mehr.
In den viel geführten Diskussionen um die Frauenquote wird oft argumentiert, dass diese einen Verstoß gegen das Prinzip der Leistung darstellt und dafür sorgt, dass Bewerberinnen bevorzugt werden, ungeachtet ihrer Leistung und Qualifikationen. Natürlich darf das Geschlecht nie das entscheidende Einstellungskriterium sein. Die Frauenquote soll dazu dienen, die Chancengleichheit zu fördern sowie Stereotype und Vorurteile gegenüber Frauen in Führungspositionen abzubauen.
Größere Zufriedenheit in Firmen dank Frauen
Eine Studie des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung in Österreich hat die Auswirkungen von Frauen in Führungspositionen untersucht und bestätigt, dass gemischt-geschlechtliche Führungsetagen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens haben. Die Studie zeigt, dass Frauen in Führungspositionen sich im Schnitt positiv auf den finanziellen Erfolg eines Unternehmens auswirken, sowie auf die ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Auch Einkommenschancen, Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeitenden können positiv beeinflusst werden.
Eine mögliche Ursache dafür ist, dass weibliche Führungspersonen durch andere Dinge motiviert werden und andere Ziele haben. So stehen für viele Frauen das Wohl der Mitarbeitenden und langfristiges, nachhaltiges Wachstum im Fokus. Weibliche und gemischt-geschlechtliche Gremien legen einen stärkeren Fokus auf Unternehmenskultur, Work-Life-Balance und die Zufriedenheit der Beschäftigten, was auch auf potenzielle Bewerber einen positiven Eindruck macht.
Frauen sind innovativer
Teams mit männlichen und weiblichen Führungspersonen reagieren laut der Studie sensibler auf Trends und passen ihre Unternehmensstrategie bereitwilliger an, als ausschließlich männlich geführte Teams. Außerdem wird Frauen eine höhere Innovationskraft und ein umsichtiger Führungsstil zugeschrieben, aufgrund dessen Bilanzberichtigungen seltener erforderlich sind. Insgesamt zeigt die Studie, dass gemischt-geschlechtlich geführte Unternehmen im Schnitt erfolgreicher sind - und dennoch sind diese noch immer in der Unterzahl.
Dabei mangelt es keinesfalls an qualifizierten Kandidatinnen. Laut Angaben des statistischen Bundesamtes nehmen mittlerweile mehr Frauen als Männer ein Studium auf. Im Jahr 2020 waren 52,5 Prozent aller Studienanfänger Frauen. Anders als bei den Führungskräften hat sich der Frauenanteil in akademischen Berufen im Allgemeinen deutlich erhöht. Was können Unternehmen also tun, um Frauen zu fördern und zu motivieren, Führungspositionen einzunehmen und zu halten?