Monika S. leitet ein spannendes Projekt bei einem großen deutschen Konzern. Ihr Chef fragt sie, ob sie es bei einer internationalen Veranstaltung in den USA vorstellen will. Eine tolle Chance, die eigene Leistung einmal ins rechte Licht zu rücken. Monika S. zögert jedoch. Sie ist hin- und hergerissen, denn sie hat zwei kleine Kinder und will sich erst vergewissern, ob sie ihre Abwesenheit für knapp eine Woche organisieren kann. Als sie ihrem Chef ein paar Tage später dann ein Ja kommuniziert, erfährt sie, dass ein Kollege schon zugesagt hat und an ihrer Stelle das Projekt vorstellen wird - ein Kollege, der gar nicht an dem Projekt mitgearbeitet und kaum Ahnung davon hat. Monika S. ist zutiefst enttäuscht und fragt sich, was da schief gelaufen ist.
"Situationen wie diese erlebe ich immer wieder", sagt Bettina Schultheiß, die als Coach Frauen in puncto Karriere und Lebensplanung berät. Nicht nur fühlen sich Frauen häufig mehr verantwortlich für das Wohl ihrer Familie als Männer, auch die Art der Kommunikation spielt eine Rolle, denn: "Männer kommunizieren anders." Aus Männersicht hat Monika S. folgende Signale gesendet: Durch ihr Zögern hat sie ihr Revier nicht rechtzeitig markiert, wurde von ihrem Chef als unsichere Kandidatin für den Job wahrgenommen und hat sich dadurch die Butter vom Brot nehmen lassen. Der männliche Kollege hat diese Lücke erkannt und ist sofort hineingegrätscht.
- "Ich könnte mir eventuell vorstellen ..."
" ... nächste Woche vielleicht auf eine Dienstreise zu gehen. Das müsste theoretisch möglich sein, ich würde es eigentlich gerne machen, müsste es aber vorher noch abklären." Vermeiden Sie die geballte Verwendung von Konjunktiven und Relativierungen. Formulieren Sie klar: "Ich möchte gerne auf Dienstreise gehen." - "Ich wollte nur mal kurz anfragen, ob Sie am Montag einen Termin für mich frei hätten."
Vermeiden Sie Füllwörter, sie signalisieren Unsicherheit und relativieren Ihre Botschaft. Stattdessen formulieren Sie höflich, aber selbstbewusst: "Ich möchte Sie gerne sprechen. Wann haben Sie Zeit?" - "Es tut mit leid, ich kann da leider nicht kommen, weil ich noch so viel Arbeit auf dem Tisch habe und ich auch in dem Projekt XYZ extra Aufgaben bekommen habe."
Frauen neigen zu Erklärungen und Rechtfertigungen, besser ist: Kurz und knapp zu formulieren. Falls Ihnen ein einziges "Nein" zu hart erscheint, können Sie die Absage in einem konstruktiven Vorschlag enden lassen: "An diesem Termin habe ich keine Zeit. Aber ich kann Ihnen Termin ABC anbieten."
Um Kommunikation in ihrer ganzen Bandbreite zu verstehen und für sich zu nutzen, bietet Schultheiß jetzt Rhetorikkurse nur für Frauen an. Ihr geht es darum zu vermitteln, dass wir nicht nur über die Sprache kommunizieren, sondern auch nonverbale und paraverbale Signale senden. Die nonverbale Komponente macht dabei sogar mehr als 50 Prozent der gesendeten Nachricht aus und ist oft relevanter als die rein verbale. Die Beraterin nennt ein Beispiel: Sagen wir "Ja, ich mache das gern", ziehen dazu aber eine unsichere, also nicht-kongruente Miene, dann ist dem Gegenüber klar, dass das ein reines Lippenbekenntnis ist.
Die nonverbalen Signale wie Mimik, Gestik, Körperhaltung oder Augenkontakt und die paraverbalen wie Tonfall, Satzmelodie, Lautstärke oder Redepausen sind alle Komponenten, die zur direkten Kommunikation dazugehören. Darüber sollten wir uns gerade im Job viel klarer werden. "Beobachten Sie Ihre Kollegen und Ihren Chef bezüglich dieser Signale genau", rät Schultheiß.
Denn darüber können wir Menschen besser einschätzen und einen Hinweis erhalten, wie sie ticken. Ist mein Chef ein Machtmensch? Oder setzt er auf ein partnerschaftliches Arbeitsklima? Wie trifft er Entscheidungen? "Wenn ich das weiß, kann ich meine Nachricht und wie ich sie vermittle entsprechend anpassen und so meine Interessen besser durchsetzen", erklärt die Coachin.
Können wir die Botschaft einmal nicht selbst entschlüsseln, hilft Nachfragen. Das sei immer gut, meint Schultheiß. "Wie haben Sie das gemeint?" wäre eine Variante. Oder man könne direkten Bezug nehmen auf einen Teil der Aussage: "Habe ich Sie richtig verstanden, dass ...". Das Gegenüber muss sich dann genauer erklären und es bleibt weniger Raum für Spekulation.
Was also kann Monika S. künftig besser machen? Frauen könnten sich durchaus in der Verantwortung gegenüber ihrer Familie fühlen und das zeichne sie auch aus, so die Expertin. "Nur sollten sie sich bewusst darüber sein, dass zögerliches Verhalten und verbales Ausweichen nicht förderlich ist." Monika S. sollte beim nächsten Mal lieber sagen: "Ich habe großes Interesse daran, das Projekt vorzustellen. Ich muss das aber noch mit anderen Terminen koordinieren. Ich komme morgen/übermorgen noch einmal auf Sie zu." Falls es dann doch nicht klappt, kann sie immer noch absagen, hat aber den Pflock schon einmal eingeschlagen.
Bettina Schultheiß Die studierte Pädagogin war viele Jahre im Schuldienst und in der Erwachsenenbildung tätig, bevor sie sich nach zahlreichen Fortbildungen im Bereich Führung, Beratung, Kommunikation, Rhetorik, Teammanagement und Neurolinguistik zum psychologischen Berater und Coach weiterentwickelte. Schultheiß bietet mit Life Coaching eine lösungsorientierte Prozessbegleitung in all jenen Phasen, die Frauen als belastend empfinden - sowohl im privaten, als auch im beruflichen Umfeld. www.coachamsee.de |