Erfahrungen und Best Practices

RPA kommt in den Unternehmen an

09.10.2018
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

RPA als Self-Service

Interessant ist die Art und Weise, wie das Thema interne Zuständigkeit bei der EVN gelöst wurde: Die IT bietet den Fachbereichen RPA als eine Art Self-Service an, allerdings nur angelernten/eingewiesenen Mitarbeitern, da dazu gewisse Programmierkenntnisse erforderlich sind. Hintergrund war das Interesse der Fachabteilungen, selbst Prozesse auszuwählen und einem Software-Roboter zu übergeben, schildert der EVN-Mann. Im Prinzip sei das richtig gewesen, so Todorov. Man müsse aber bedenken, dass es sich bei RPA um Softwareentwicklung handle und damit sei eine Qualitätssicherung erforderlich. Gleichzeitig brauche man jedoch die Kenntnisse aus dem Fachbereich für die Anpassung.

Von Low-Code zu No-Code

Unterstützt werden solche Bemühungen, die Fachabteilungen bei der Prozessautomatisierung stärker miteinzubeziehen, von der Industrie - und natürlich auch vom Gastgeber Scheer GmbH: So bietet das Saarbrückener Unternehmen mit der Scheer Process Automation Suite (Scheer PAS), die eine Lösung des RPA-Spezialisten Uipath integriert, bereits eine Low-Code-Plattform für die modellgetriebene Digitalisierung und Automatisierung von menschlichen Arbeitsprozessen.

Das August-Wilhelm Scheer Institut (AWSI) wiederum entwickelt eine Methode, mit deren Hilfe Arbeitsprozesse automatisiert erfasst und dokumentiert werden können. Mit Desktop Activity Mining, das Techniken aus dem Data und Process Mining nutzt, würden nötige Vorarbeiten entfallen, die bisher für RPA notwendig waren. Im Detail werden über ein im Hintergrund laufendes Aufnahmeprogramm die relevanten Prozessaktionen der Mitarbeiter wie Texteingaben, Mausklicks oder Programmaufrufe identifiziert und anonymisiert erfasst. Aus diesen werden dann mit Process-Mining-Algorithmen Prozessmodelle generiert, um eine umfangreiche Darstellung des realen Arbeitsprozesses zu erhalten.

Desktop Activity Mining erfasst menschliche Interaktionen mit grafischen Benutzeroberflächen. Das Ergebnis kann als Grundlage für die Konfiguration von Softwarerobotern dienen.
Desktop Activity Mining erfasst menschliche Interaktionen mit grafischen Benutzeroberflächen. Das Ergebnis kann als Grundlage für die Konfiguration von Softwarerobotern dienen.
Foto: AWSI

Laut AWSI setzt Desktop Activity Mining im Gegensatz zu klassischen Process-Mining-Ansätzen, bei denen nur Transaktionsdaten aus IT-Systemen zur Beschreibung eines Geschäftsprozesses genutzt werden, auf der direkten Arbeitsebene der Mitarbeiter an. Es werden also auch solche Aktionen erfasst, die trotz ihrer Prozessrelevanz bisher nicht durch vorhandene IT-Systeme dokumentiert werden können - beispielsweise das Schreiben einer E-Mail.