So geht Digitalisierung

Roadmap für die digitale Zukunft

19.04.2016
Von 
Jürgen Böhm ist Vorstand der 7BC AG und zuständig für den Bereich Cloud & Digital Transformation.

HOSTING ist nicht CLOUD

Im Verlauf des Projekts hat sich leider schnell herausgestellt, dass der langjährige Hoster gerade erst neue Verträge für das Leasing der IT-Infrastruktur mit Laufzeiten von drei bis fünf Jahren durchgesetzt hat. Die so gebundenen Mittel in Millionenhöhe blockieren nun die geplanten SaaS- und PaaS-Migrationen ganz erheblich. Selbstredend hatte der Hoster seine Leistung als "Cloud-Technologie" angeboten. So bleibt der IT-Bereich auf seinen operativen Aufgaben sitzen und benötigt weitere Ressourcen, zur Entwicklung einer zukunftsfähigen IT.

Weitere Erkenntnisse waren, dass die interne IT keine Applikationen für Fertigung und Montage bereitstellt und damit die Industrie-4.0-Initiative ohne internes IT-Know-how bewerkstelligt wird. Es gibt zudem einige Ansätze zu Digitalisierung von Kundenprodukten, aber auch hier ist der IT-Bereich nicht involviert.

Was nun absolut nicht helfen wird, sind Rechtfertigungen und die Suche nach Schuldigen. Vielmehr sollte die Erkenntnis reifen, dass im Rahmen der Digitalen Transformation auch die Führungsprozesse neu durchdacht werden müssen.

Bestandsaufnahme im Produktionsbereich

Auch im Produktionsbereich wurden Geschäfts-, Technologie- und Serviceperspektive mit den Verfahren ABC, EAM und SOA bewertet. Die Voraussetzungen für eine diesbezügliche Bestandsaufnahme in Fertigung und Montage in einem ausgewählten Pilotwerk waren gut. Die Budget- und Kostensituation, Mitarbeiter-Kapazitäten und -Skills, Prozesse und Produkte sind in einer brauchbaren Form dokumentiert. Auch die Geschäftsobjekte sind hinreichend gut bekannt - das Geschäft der Produktion ist klar definiert.

Aufnahme der Produktionsapplikationen resp. Betriebsmittel

Die Schwierigkeit bestand nun darin, die Applikationen beziehungsweise Systeme aufzunehmen. Alle Arten von Betriebsmitteln waren hier interessant, zum Beispiel Messgeräte, Stanz-, Press-, Fräs- und Schweißsysteme sowie Förder- und Montageanlagen.

Diese Systeme wurden dann - versehen mit erweiterten Attributen im IT-Layer - nach dem Verfahren EAM erfasst.

In der Regel bestehen diese Systeme aus physischen Komponenten wie zum Beispiel Mechanik und Elektronik, aus IT-Komponenten wie Mikroprozessoren, Speicher, Software, Betriebssystem, Hardware oder Sensoren sowie aus Anschlüssen wie Netzwerk, User-Interface oder Programmier-Schnittstelle.

Häufig sind diese Systeme bereits über sogenannte Zellenrechner zum Datenaustausch miteinander verbunden. Nach der Erfassung der Systeme, startet die Analyse, mit dem Ziel, Industrie-4.0-Potenziale zu erschließen. Folgende Fragen müssen dazu geklärt werden:

  1. Wie sieht das Betriebs- beziehungsweise Sicherheitskonzept aus?

  2. Wurden bereits Compliance-Regeln vereinbart?

  3. Wie kritisch sind die Systeme für den Produktionsablauf beziehungsweise den Kunden?

  4. Gibt es eine Backup-Strategie?

  5. Werden vorhandene Daten ausgewertet oder verwendet?

  6. Welche Daten gibt es zu Rüst- und Standzeiten, Fehlermeldungen und Wartungsintervallen?