Kaffeemaschine mit WLAN und App-Bedienung

Qbo You-Rista von Tchibo im Test

24.01.2017
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Der Trend, Geräte ins Internet der Dinge zu bringen, trägt oft seltsame Blüten, seien es smarte Wasserkocher, vernetzte Haarbürsten oder - in diesem Fall - der WLAN-Kaffeeautomat Qbo You-Rista. Wir haben uns die Kapselmaschine mit App-Bedienung genauer angeschaut.

Tchibo mag im Kaffeeumfeld einen angestammten Namen haben, bei den Kapseln denkt man doch eher an die Nespresso-Maschinen des Marktführers Nestlé. Mit dem Kaffeeautomaten You-Rista von der Schweizer Qbo Coffee GmbH startet Tchibo einen neuen Versuch, in dem - mit einem Kilopreis von fast 50 Euro pro Kilo - besonders lukrativem Segment Fuß zu fassen.

Als besonderes Highlight bietet die Qbo You-Rista von Tchibo die Möglichkeit der App-Bedienung.
Als besonderes Highlight bietet die Qbo You-Rista von Tchibo die Möglichkeit der App-Bedienung.
Foto: Qbo Coffee GmbH

Um mit einer an sich profanen Kapselmaschine echte Kaffeeliebhaber anzusprechen, zieht das Schweizer Startup alle Register. So stehen den Möchtegern-Baristas zu Beginn bereits zehn Kaffeesorten zur Auswahl. Diese tragen nicht nur so wohlklingenden Namen wie Alta Mogiana, Volcanes Antigua oder Cafezinho Ipanema zur Auswahl, der Kaffee kommt auch aus nachhaltigem Anbau und wird in recycelbaren würfelförmigen Kapseln ohne Aluminium (dafür Plastik) angeboten. Außerdem wirbt Qbo Coffee mit einem speziellen PressBrew-Brühverfahren, bei dem die Qbo-Würfel während der Zubereitung zusammengepresst werden und so ein besonderes Aroma erzeugt wird.

Bedienung via App als Highlight

Das vermeintliche Highlight ist allerdings die Möglichkeit, die schick gestylte Maschine mit Hilfe einer App zu bedienen. Hat der Kaffeeliebhaber erst einmal seine Qbo eingerichtet, wird er nicht nur über den Pflegezustand des Geräts (Reinigen, Entkalken, den Milkmaster-Milchaufschäumer spülen, Firmware-Update) informiert, er kann auch in der App eigene Kaffeevariationen kreieren und genießen.

Dazu wählt der Qbo-Nutzer aus einer Reihe verschiedener Grundgetränke wie Ristretto, Espresso oder Caffé Latte seinen Favoriten aus, sucht optional die gewünschte Kapselsorte aus und bestimmt über einen Schieber den Anteil an Kaffee, Milch und Milchschaum. Anschließend kann er seine Schöpfung in der App speichern oder gleich auf der verbundenen Maschine in Auftrag geben. Hat er die Maschine eingerichtet, darf er seine Rezepte auch direkt auf der Qbo speichern, alle anderen Nutzer können nur bestellen.

Das Rezept für den Lieblingskaffee immer dabei

Die Bestellung funktioniert auch auf anderen Qbos, so dass der Möchtegern-Barista zumindest theoretisch auch unterwegs auf seine Spezialmischung nicht verzichten muss. Mit zehn Qbo-Shops in Deutschland und Österreich, die der Qbo-Finder in der App auf einer Karte anzeigt, ist es um die Verbreitung allerdings (noch) nicht so gut bestellt.

Die Qbo-App gibt es für Android und iOS, allerdings gibt es dabei Einschränkungen. So klagten Nutzer im Google Play Store, dass Smartphones mit Android 7 von der Qbo-App noch nicht unterstützt werden. Inzwischen wurde dieses Problem aber mit einem Update der App offenbar gelöst. Im Test klappte die Einrichtung und Bedienung mit iOS 10 (iPhone 7) ganz gut, dafür funktionierte die Getränkebestellung über die dazugehörige Apple-Watch-App nur sporadisch. Mit einer älteren Android-Version (6.0.1) konnte man die Maschine problemlos bedienen, allerdings machte die Einrichtung Zicken.

Maschinen-Setup mit Tücken

Dazu muss man erwähnen, dass das Setup via App grundsätzlich nicht ganz ohne ist. Der Grund: Während Konkurrenzprodukte via Bluetooth bedient werden, setzt Qbo auf WLAN. Die Maschine baut dazu einen offenen WLAN-Hotspot auf, in den sich das Smartphone zunächst einbuchen muss. Anschließend wählt der Benutzer über die App die zur Nutzung bestimmte WLAN-Verbindung aus und gibt das Passwort ein und los geht's.

Falsch verbunden: Die Qbo-App verweigerte auf iPhone und Android-Gerät den Zugriff auf die Maschine.
Falsch verbunden: Die Qbo-App verweigerte auf iPhone und Android-Gerät den Zugriff auf die Maschine.

Soweit zur Theorie: Als die Maschine in unserem Praxistest umziehen und dabei das WLAN wechseln musste, hieß es plötzlich sowohl auf Android- wie auf Apple-Gerät (andere Smartphones hatten gar keinen Zugriff), dass die Qbo bereits von jemand anderen eingerichtet wurde und sich daher nicht einrichten ließe. Letztendlich blieb daher nichts anderes übrig als die Maschine auf den Werkszustand zurückzusetzen und neu aufzusetzen - einschließlich Spülung von Qbo und Milkmaster.

Auch un-App-hängige Bedienung möglich

Sind die Kaffeerezepturen bereits auf der Maschine gespeichert, kann man sich die Spielerei mit der App auch schenken. Dafür spricht auch, dass man ohnehin an der Maschine den Brühvorgang initiieren und eine frische Kapsel einlegen muss - nicht von wegen, bereits im Bett den Kaffee zu ordern.

Auch sonst ist es prinzipiell möglich, die Maschine ganz ohne Internet und App einzurichten und zu bedienen, indem man den Anweisungen auf dem Display der Qbo folgt und Optionen mit Drehknopf auswählt oder bestätigt. Die Qbo eignet sich somit auch als Geschenk für Eltern oder Großeltern, ohne spätere Support-Anfragen und Wartungs-Wochenenden fürchten zu müssen.

Neue Firmware, neues Glück?

Ansonsten verpasst man mit dem anderen Geplänkel in der App, etwa den virtuellen Auszeichnungen für besondere Barista-Verdienste als Teil der "Qbo-Welt", nur wenig. Es könnte sich allerdings lohnen, hin und wieder nach Firmware-Updates für den Kaffeeautomaten Ausschau zu halten. So zeigt die Qbo You-Rista dank Version 1.21 nun auf dem Display an, welche bevorzugte Kapselsorte zu jeder Kaffeekreation ausgewählt wurde, spült den Milkmaster intensiver und kommuniziert früher, wenn Wasser aufgefüllt werden muss.

(Noch) Ungewohnt: Für die Kaffeemaschine steht ein Firmware-Update bereit.
(Noch) Ungewohnt: Für die Kaffeemaschine steht ein Firmware-Update bereit.

Außerdem fordert die Maschine bereits nach sechs verbrauchten Kapseln zur Leerung des Behälters auf - und nicht wie zuvor nach neun Kapseln, die dann häufig den Zugang verstopfen. Allerdings gibt es auch nach dem Firmware-Update noch etliche Fehler, die es zu korrigieren gilt. Doch wie heißt es dazu passend auf Qbo.coffee: "Zum Glück ist unsere Maschine mit WLAN ausgestattet. So kann sie jederzeit mitlernen."

Keine Lösung für Hardware-Macken

Leider hat der schicke Kapselautomat auch diverse - hardwarebedingte - Macken, die kein Software-Update beseitigen kann. So ist etwa der Tank der kompakten Maschine mit 900 Milliliter zu klein, besonders wenn man die Spülorgien der Maschine bei der Verwendung des Milkmaster bedenkt. Im Test meldete die Qbo bereits nach drei Latte Machiatto mit je zirka 125 Millilitern, dass der Wassertank aufgefüllt werden müsse.

Nichts für Wohn- oder Bürozimmer

Aber nicht nur wegen der häufigen Gänge zur nächsten Spüle - zum Nachfüllen des Wassertanks und zum Entsorgen von Spülwasser - empfiehlt es sich, die Kapselmaschine in der Küche aufzustellen. Die Qbo ist im Betrieb nämlich bis zu 90 db laut, erschwerend kommt dazu, dass der Lärm weniger durch ein Dauerbrummen wie beim Mahlvorgang eines Kaffeevollautomats verursacht wird, sondern vielmehr durch verschiedene, abrupte Geräusche. Bei unserem Test empfanden Zimmergenossen auch schon das leise aber anhaltende Fiepen beim Aufheizen der Maschine als nervtötend.

Und wenn wir schon bei den Kritikpunkten sind: Der Milkmaster macht den Eindruck, dass er bei der Planung der Qbo vergessen und erst nachträglich hinzugefügt wurde. So verdeckt der Milchaufschäumer nicht nur die Sicht auf die beleuchtete Wasserstandanzeige, sondern blockiert auch noch die Herausnahme des Wasserbehälters zum Auffüllen.