Personalberater: Talentsucher haben wieder Konjunktur

28.06.2007
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Das klassische Headhunting wandelt sich

Heike Cohausz, Rundstedt HR Partners: "Die Förderung von Talenten wird auch für Personalberater wichtig."
Heike Cohausz, Rundstedt HR Partners: "Die Förderung von Talenten wird auch für Personalberater wichtig."

"Die neuen Entwicklungen zeigen, dass sich das klassische Headhunting deutlich verändern wird", sagt Mathias Hiebeler, geschäftsführender Gesellschafter der Münchner Personalberatung Heads. Schließlich könnten Unternehmen im Internet selbst nach Kandidaten suchen. Die Chance des Personalberaters liege künftig darin, seine Mandanten sowie die Fach- und Führungskräfte persönlich zu begleiten, und zwar möglichst lange. "Mitarbeiterbindung sowie die Förderung von Talenten wird für Personalberater immer wichtiger", bestätigt Heike Cohausz, Geschäftsführerin der Düsseldorfer Personalberatung Rundstedt HR Partners. "Aber in Unternehmen sind wir oft mit Führungskräften und Personalern konfrontiert, die diese Herausforderung noch nicht erkannt haben."

Cohausz geht mit ihrer Kritik an Managern, die fahrlässig mit Leistungsträgern umgehen, noch weiter: "Sogar Kandidaten, die Unternehmen in der Probezeit verlassen und diesen Schritt begründen können, vermitteln wir problemlos auf andere Positionen." Eine plausible Entwicklung: Steigt der Marktwert des Mitarbeiters, lässt er sich weder ein Weiterbildungsverbot gefallen noch einen Maulkorb umhängen.

Personalberater haben also vorläufig alle Hände voll zu tun. Für Siegfried Hesker, geschäftsführender Gesellschafter der Berliner HSC Personalmanagement, sind branchenfokussierte Consultants im Vorteil. "Auftraggeber vertrauen die Personalberatung eher einem Spezialisten an als teuren internationalen und auch teilweise arrogant auftretenden Bauchladen-Anbietern." HSC ist auf IT spezialisiert und betreut derzeit 44 Unternehmen, darunter SAP und Oracle. "Viel wichtiger, als neue Mandanten zu gewinnen, ist uns, die Kooperation mit Stammkunden zu vertiefen", so Hesker

Headhunter verdienen wieder richtig gut

Häufiger als die Jahre davor sprechen Berater ihre Kandidaten über kombinierte Suchmethoden an, also eine Mischung aus Anzeigen-, Direkt- und Internet-Suche, wie eine aktuelle Befragung des BDU ergab.
Häufiger als die Jahre davor sprechen Berater ihre Kandidaten über kombinierte Suchmethoden an, also eine Mischung aus Anzeigen-, Direkt- und Internet-Suche, wie eine aktuelle Befragung des BDU ergab.

Und das lassen sich die Talentsucher gut honorieren. Anders als in der Flaute, als Auftraggeber entweder das Honorar auf 25 Prozent des Jahresgehalts des Kandidaten drückten oder nur auf Erfolgsbasis (Contingency fees) mit Personalberatern zusammenarbeiten wollten, gilt nun wieder das bewährte "Retainer"-Modell: ein Drittel bei Auftragserteilung, ein Drittel bei Einstellung, der Rest wird nach der Probezeit fällig. Nach Angaben des Branchendienstes Consultingstar.com sind Erfolgshonorare für seriöse Personalberater ebenso tabu wie so genannte Windhundrennen: Statt sich auf einen Wettlauf mit Konkurrenten einzulassen, wird auf Basis eines Exklusivvertrags gearbeitet. (hk)