Klagen über Arbeitwelt

Nur noch Einzelkämpfer ohne Moral

27.12.2012
Von Andrea König
Angestellte klagen laut Studie der Körber-Stiftung über überhöhtes Effizienzdenken, mangelnde Solidarität und Hektik - und rechnen noch mit Verschlechterung.
Unter Druck fühlen sich die meisten Angestellten.
Unter Druck fühlen sich die meisten Angestellten.
Foto: Jan Schuler, Fotolia.com

Leistungsdruck, Stress und ein immer stärkerer Wettbewerb: Die heutige Arbeitswelt liegt weit weg von der Idealvorstellung der Deutschen. 78 Prozent äußerten sich in einer Umfrage der Körber-Stiftung unzufrieden über den Zustand der Berufswelt. Durchgeführt wurde die Befragung vom Bremer Beratungsunternehmen Nextpractice. Ihr Ausgangspunkt war die Frage nach der Wertewelt der Teilnehmer im Kontext von Alter und Arbeit.

Die Studieninitiatoren wählten folgende Methodik: In 205 Interviews mit einer Dauer von mehr als zwei Stunden sollten die Befragten frei zum Thema Alter assoziieren. Die Ergebnisse wurden dann auf Basis eines sogenannten Gut-Schlecht-Rasters in einen Werteraum der Deutschen übertragen. Die Daten zeigen die unbewussten Wertemuster der Teilnehmer.

Extremer Leistungsdruck und fehlende Anerkennung

Die Befragten wurden - unabhängig von ihrem tatsächlichen Alter - vier Alterstypen zugeteilt: dem hedonistischen Alterstyp (30 Prozent), dem wertkonservativen (14 Prozent), dem leistungsorientierten (22 Prozent) sowie dem solidarischen Alterstyp (34 Prozent). Diese vier Gruppen vertreten sehr unterschiedliche Standpunkte und haben klar voneinander abgegrenzte Wertevorstellungen - auch in Bezug auf die Arbeitswelt.

Mit Ausnahme des aktiv-leistungsorientierten Typs äußern drei dieser vier Gruppen ihre Unzufriedenheit gegenüber der heutigen Arbeitswelt. Sie kritisieren das überhöhte Effizienzdenken, extremen Leistungsdruck, mangelnde Solidarität und fehlende Anerkennung. Als negativ bewerten sie auch eine Überbetonung der individuellen Leistungsfähigkeit, Egoismus und Selbstverantwortung. Darüber hinaus beklagen diese drei Alterstypen Burnout, Sinnlosigkeit, Leistungsdruck, Hektik und Stress.

"Es geht um Geld, Macht und Ego, die Moral hat sich aufgelöst, alle werden zu Einzelkämpfern", wird ein Studienteilnehmer zitiert. Besonders die Überbetonung von Eigenverantwortung betrachten die Studieninitiatoren kritisch: Denn sie führe im zweiten Schritt dazu, dass Negativerfahrungen auf das persönliche Unvermögen jedes Einzelnen zurückgeführt würden. Doch eine ideale Arbeitswelt könne nicht allein auf Initiative setzen, da dann der Druck auf den Einzelnen zu stark werde, so die Auswertung.