Das Apple iPhone hat nicht nur den Trend zu benutzerfreundlichen und Touch-gesteuerten Smartphones ausgelöst, das Kultgerät bereitete auch mobilen Applikationen, kurz Apps, in einer breiten Öffentlichkeit den Boden. Als Folge, so scheint es, präsentiert nun jedes noch so kleine Unternehmen seine Inhalte in einer eigenen App. Mobile Web-Seiten, das bisherige Mittel der Wahl, treten immer mehr in den Hintergrund.
Mit dem Aufkommen von HTML5 und anderen Errungenschaften häufen sich jedoch die Stimmen, die über kurz oder lang ein Ende des App-Hypes prophezeien. „Native Apps werden die Verbesserungen im Web nur dann überleben", so etwa Gartner Anfang des Jahres, „wenn sie eine persönlichere und reichere Erfahrung bieten."
Bookmark oder Icon?
Scott Jenson, Creative Director von Frog Design und erstes Mitglied der User-Interface-Group von Apple in den späten 1980ern, sieht in den Apps sogar ein Überbleibsel aus der PC-Ära – und erwartet ihr Aussterben. Es sei einfach nicht mehr zeitgemäß, eine App für jeden Shop, den man besucht, jedes Produkt, das man kauft, oder jede Website, die man besucht, zu haben, argumentiert Jenson. Dabei entstehe eine stetig wachsende Sammlung, die laufend gepflegt, neu organisiert und aussortiert werden müsse. Aus einigen Dutzend würden schnell Hunderte von Apps, die allesamt auf dem Smartphone gespeichert seien.
Trotz aller Kritik: Derzeit leben beide mobilen Inhaltsformen in einer friedlichen Koexistenz. Wir haben uns mit den Vor- und Nachteilen beschäftigt.
Marketing und Vertrieb
Mit dem iTunes App Store, dem Android Market und anderen Marktplätzen haben deren Anbieter den Unternehmen eine Möglichkeit geschaffen, digitale Inhalte einem größeren Publikum zu präsentieren und zu verkaufen. Das betrifft einzelne Downloads ebenso wie Abonnements für regelmäßig neue Contents. Zwar streicht der Marktplatzbetreiber dafür einen Anteil vom Umsatz ein, trotzdem ist der Vertrieb meist effektiver als beispielsweise das Angebot eines Premium-Zugangs auf einer Website. Die Appstores ermöglichen neue digitale Geschäftsmodelle – deshalb sind sie bei Inhalteanbietern jeglicher Couleur so beliebt.
- Achtung Supermarkt
Achtung Supermarkt errechnet bei ähnlichen Produkten den jeweiligen Grundpreis und zeigt mit rot und grün an, welches davon teurer beziehungsweise günstiger ist. - Achtung Supermarkt
Die App wird dabei selbst durch unterschiedliche und teilweise exotische Maßeinheiten wie fl., oz oder gal. nicht aus der Fassung gebracht. - Pakete
Pakete hilft fleißigen Online-Shoppern dabei, den Überblick über die erwarteten Sendungen zu behalten. - Pakete
Um den Status eines Pakets im Auge zu behalten, muss der Nutzer nur den Versender/Paketdienst auswählen und die erforderlichen Tracking-Informationen (Bestell- oder Sendungsnummer etc.) eingeben. - Pakete
Anschließend kann sich der Anwender auf vielfältige Weise (Signalton, Vibration) über den Status seiner erwarteten Lieferung informieren lassen, die Einstellmöglichkeiten im Menü lassen fast keinen Wunsch offen. - Wunderlist
Die kostenlose iPhone-App „Wunderlist" der 6Wunderkinder GmbH eignet sich auch wunderbar für Shopping-Listen. - Guenstiger.de
Die App des Preisvergleichsdiensts „Guenstiger.de“ ist Minimalismus und Funktionalismus pur – ideal, wenn man unterwegs schnell einen Preis recherchieren muss. - Guenstiger.de
Nach der Eingabe spuckt die App auf einer Übersichtsseite passende Produkte mit Kurzbeschreibung und Mindestpreis aus. - Gift Plan
Die iPhone-App Gift Plan hilft dabei, über das Jahr hinweg Geschenkideen für bestimmte Personen festzuhalten. - Gift Plan
Sie speichert auch deren Vorlieben, Kleidergrößen und die Anlässe für eine Bescherung, etwa Geburtstag, Hochzeitstag und Ähnliches. Benachrichtigungen stellen sicher, dass kein Festtag übersehen wird. - Kaufda Navigator
Mit dem "kaufDA Navigator" können sich Verbraucher bequem über aktuelle Angebote in der Nähe ihres Standorts oder eines frei wählbaren Ortes informieren, ohne stapelweise Prospekte zu wälzen. - Kaufda Navigator
Die App zeigt außerdem die nächstgelegenen Ladengeschäfte mit allen relevanten Informationen auf einer Umgebungskarte oder Liste an – filterbar nach den Kategorien Einkaufen, Essen und Trinken und Dienstleistungen. - Reposito
Die kostenlose iPhone-App Reposito hilft, Kassenzettel und Quittungen online aufzubewahren, etwa, um spätere Garantieansprüche zu wahren. - Reposito
Dazu wird der Beleg über die iPhone-Kamera aufgenommen...und - falls vorhanden - der dazugehörige Barcode eingescannt. - Reposito
Die App liest anschließend die Produktinformationen aus und verknüpft sie mit dem Kassenzettel. Als Ergebnis sind die Informationen und Rechnungen über sämtliche Einkäufe in einem Online-Archiv erfasst - letztere können bei Bedarf ausgedruckt oder auf dem Display vorgezeigt werden. - Supermarkt Guide
Der "Supermarkt Guide" zeigt auf Basis der aktuellen Standortinformationen nahe gelegene Einkaufsmöglichkeiten in einer Karte (Google Maps)... - Supermarkt Guide
...oder Liste an. In einer Detailansicht erfährt der Nutzer auch wichtige Infos wie Öffnungszeiten, Telefonnummer oder Website - sofern vorhanden. - Snipz
Die kostenlose App listet chronologisch alle neuen Sonderangebote auf - Grundlage davon ist die - etwas "unruhige" Webseite Snipz.de. - Snipz
Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich via Push Notification über neue Deals informieren zu lassen. - Layar
Die kostenlose Anwendung blendet auf Basis von GPS-Informationen in die Kameraansicht eines Ortes zusätzliche Ebenen ein. - Layar
Zum Shoppen bieten sich dabei die Ebenen "Supermarktsuche", "Restaurants", "McDonalds" und eventuell auch "Geldautomaten", falls das Bargeld knapp geworden ist. - Barcoo
Barcoo erlaubt es dem Nutzer, den Strichcode eines Produkts einzuscannen (oder die abgebildeten Zahlen einzutippen) und liefert dann verschiedene Informationen als Ergebnis. - Barcoo
Dazu gehören eine Kurzbeschreibung, bei Lebensmitteln die Angabe von Inhaltsstoffen und die Bewertung von anderen Barcoo-Anwendern. Außerdem zeigt die App an, wo die Ware in der unmittelbaren Nähe oder in Web-Shops erhältlich ist - und zu welchem Preis. - Qype
Dank der Funktion, Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe anzuzeigen, eignet sich die kostenlose App des Bewertungsportals Qype auch wunderbar zum Shoppen. Die Ergebnisse in Reichweite des Anwenders werden wahlweise in einer Liste oder auf Google Maps angezeigt und beinhalten neben allgemeinen Informationen (Entfernung, Adresse, Link, Öffnungszeiten) auch - sofern vorhanden - Bewertungen von anderen Qype-Nutzern.
Einige Medienkonzerne gehen inzwischen sogar so weit, dass sie mobilen Endgeräten den Zugang über den Browser verweigern, um die Nutzer zum Kauf der entsprechenden App zu bewegen. Mit Hilfe des App-Modells machen sie aus kostenlosen Inhalten zahlungspflichtige. Als das iPhone noch kein Massenprodukt war, boten Apps außerdem die Möglichkeit, gezielt gut betuchte Nutzer und damit attraktive Werbekunden anzusprechen. Heute würde kaum noch jemand versuchen, über eine iPhone-App Interessenten für Luxusartikel erreichen zu wollen.
In einem Punkt sind Anwendungen allerdings Marketing-technisch unterlegen: Verglichen mit einer mobilen Website, über die man beim Surfen oder der Google-Suche stolpert und aufruft, gelangen Apps erst nach einem relativ hohen Aufwand auf das Endgerät. Auch wenn sie später länger auf Smartphone oder Tablet bleiben, müssen sie zuerst ausgewählt, bezahlt und installiert werden. Außerdem spielen sie in Suchmaschinen praktisch keine Rolle.
So gesehen tut sich ein Anbieter, der Neukunden erreichen will, wesentlich leichter, seine Angebote über eine mobile Website zu bewerben. Bestehende Kunden kann er dagegen eventuell besser mit einer App an sich binden. Marketing-Strategen und Geschäftsführer sollten sich solche Fragen stellen, bevor sie Entscheidungen treffen. Heute ist die App oft per se gesetzt, weil sie zum guten Ton gehört. Doch nur weil ein Icon auf dem iPhone oder iPad besser sichtbar als das Bookmark einer Website im mobilen Browser ist, rechtfertigt das noch keine App. Ist die Anwendung nicht wirklich nützlich oder cool, beeinflusst sie das Marken- oder Firmenimage sogar negativ.