Von einem Facebook-Auftritt erwarten viele Unternehmen den Zugang zu neuen potenziellen Kunden - vor allem in der Gruppe der jungen Erwachsenen. Aber Thomas Lukowsky, Direktor Markt-Management beim Münchner Versicherungskonzern Allianz, will das Social-Media-Engagement seines Arbeitgebers nicht darauf beschränken: "Facebook nur als cool und jung zu sehen, wäre sicher zu kurz gesprungen. Es ist vielmehr eine zusätzliche Interaktionsplattform."
Zusätzlich! Dieses Adjektiv beschreibt die Art und Weise, wie sich das Unternehmen dem Phänomen der sozialen Medien nähert. Mit "MeineAllianz" bietet der Versicherer seinen 20 Millionen Bestandskunden längst einen "virtuellen Versicherungsordner", also eine personalisierten und Passwort-geschützen Web-Seite, über die sie alle ihre jeweiligen Verträge im Blick haben und die relevanten Informationen verwalten beziehungsweise verändern können.
- BearingPoint
Eine Bestandsaufnahme zum aktuellen Stand von Social Media bei Versicherungen nennt BearingPoint seine Studie "Social Media in der Versicherungbranche." Dazu untersuchte das Consulting-Unternehmen 50 repräsentativ ausgewählte Assekuranzunternehmen hinsichtlich Präsenz und Engagement in sozialen Medien sowie Akzpetanz auf der Nutzerseite; besondere Berücksichtigung fand die Plattform Facebook. - BearingPoint
Allerdings weist die Studie keine Korrelation zwischen Umsatz und Social-Media-Aktivitäten aus. So zählen zu den acht Klassenbesten auch ein mittleres und drei kleinere Unternehmen. - BearingPoint
Besonders erwähnenswert fanden die Autoren der Studie das Engagement dreier Unternehmen: R+V, Gothaer sowie Allianz. Diese Versicherer seien bereits "ein fester Bestandteil" in Social Networks. Das äußere sich in täglichen Updates, News, Recruiting-Aktivitäten und Tweets sowie - als Effekt davon - in einem regen Meinungsaustausch. - BearingPoint
Dahingegen schwächeln die Rechtsschutzversicherungen; sie zeigen weder viel Inititative noch großes Engagement. Das spiegle sich auch im Kaufverhalten wieder, so BearingPoint: Nur eine von 15 Rechtsschutzversicherungen werde online abgeschlossen. - BearingPoint
Besonders strengen sich offenbar die Kraftfahrzeug-Versicherer an, was BearingPoint mit dem hart umkämpften Markt und der hohen Wechselquote der Versicherten begründet. - BearingPoint: "Social Media in der Versicherungbranche."
Nur 30 Prozent, also 15 Versicherer ragten heraus - entweder durch deutliche Präsenz oder durch hohes Engagement in den Communities aus.
"Diese Seite werden wir jetzt noch mit unserem Bankportal zusammenschalten", ergänzt Andreas Nolte, CIO der Allianz Deutschland: "So hat der Kunde sowohl die Versicherungs- als auch die Banksicht." Neben diesen beinahe schon konventionellen Kundenbindungsaktivitäten ist die Allianz seit etwa anderthalb Jahren auch im Web 2.0 unterwegs. Wie Nolte berichtet, hat das Unternehmen im August 2010 eine Facebook-Dachseite aufgesetzt, die es für Kampagnen und Sponsoring nutzt.
In seiner Studie "Social Media in der Versicherungsbranche" stellt das Marktforschungs- und Dienstleistungsunternehmen BearingPoint die Allianz als eines der drei Unternehmen heraus, die auf diesem Gebiet besonders präsent und engagiert seien. Grund genug, sich die Strategie des Münchner Weltkonzerns einmal genauer anzuschauen.