Microsoft Build 2023

Microsoft treibt Mixed-Reality-Pläne voran

25.05.2023
Von 
Matthew Finnegan lebt in Großbritannien und schreibt für unsere US-Schwesterpublikation Computerworld zu den Thema Collaboration und Enterprise IT.
Obwohl Generative AI auf der diesjährigen Build im Mittelpunkt stand, arbeitet Microsoft weiterhin an einem "Metaverse" für den Arbeitsplatz.
Nach Konkurrenten wie Zoom führt nun auch Microsoft für Teams-Videokonferenzen eine Avatar-Funktion ein.
Nach Konkurrenten wie Zoom führt nun auch Microsoft für Teams-Videokonferenzen eine Avatar-Funktion ein.
Foto: Microsoft

Inmitten der zahlreichen KI-bezogenen Ankündigungen auf seiner Build-Entwicklerkonferenz in dieser Woche lieferte Microsoft mit der Veröffentlichung von Avataren für Teams und einer Private Preview seiner Mesh-Mixed-Reality-Tools auch Updates zu wichtigen Aspekten seiner Vision eines "Metaverse" für den Arbeitsplatz. Als Microsoft sein Mesh-Konzept im Jahr 2021 vorstellte, versprach die Company eine Reihe von Tools und Funktionen, darunter eine Entwicklungsplattform zur Erstellung von Mixed-Reality-Anwendungen, eine App für virtuelle Zusammenarbeit und Avatare für Teams.

In jüngster Zeit wurde das Engagement des Unternehmens für die Bereitstellung von Mixed-Reality-Produkten allerdings in Frage gestellt, nachdem im Februar über Entlassungen in Microsofts "Industrial Metaverse"- und Hololens-Teams berichtet wurde. Zwar behauptete Microsoft später in einem Blog-Post, dass sein Engagement für den industriellen Metaverse-Bereich "unerschütterlich" sei - gleich im März schloss es aber auch AltspaceVR, die soziale VR-Plattform, die es 2017 erworben hatte. Auf der Build hat Microsoft jedoch mehrere Schritte unternommen, um seine Metaverse-Vision rund um immersive Meetings zu verwirklichen. So sind Avatare in Teams nun allgemein für Microsoft-365-Business- und -Enterprise-Kunden über den Teams-Desktop-Client für macOS und Windows verfügbar.

"Avatare für Teams bieten eine Alternative zur derzeitigen binären Option von Video oder kein Video in Teams-Meetings", erklärt Lori Craw, Director of Marketing for Modern Work bei Microsoft, in einem Blogpost. "Anpassbare Avatare und Reaktionen geben Ihnen eine dringend benötigte Kamerapause und zeigen Ihren Kollegen, dass Sie anwesend sind - das fördert Engagement, Zusammenarbeit und Spaß."

Gut gemeint, aber nicht gut gemacht

"Trotz der kürzlichen Entlassungen zeigen die Ankündigungen von Microsoft Mesh und Avataren für Teams, dass Microsoft weiterhin daran arbeitet, Microsoft-365-Kunden eine ansprechende und immersive Erfahrung zu bieten", bewertete Christopher Trueman, Principal Analyst bei Gartner, der sich mit Anwendungen für den digitalen Arbeitsplatz beschäftigt, die Ankündigung.

Nichtsdestotrotz könnten die Nutzer bei der Einführung von der neuen Funktion enttäuscht sein. "Dies ist kein Problem mit den Avataren selbst", erklärte er, diese seien von guter Qualität und böten viele Anpassungsmöglichkeiten. Es gehe vielmehr um die Art und Weise, wie die Avatare implementiert werden, und um die Auswirkungen, die dies auf die Nutzung der Avatare in Microsoft Teams hat.

Im Gegensatz zu Avataren, die Bewegungen über die Webcam des Benutzers verfolgen, wie sie in konkurrierenden Videoplattformen wie Zoom verfügbar sind, werden die Bewegungen der Teams-Avatare aus vorgefertigten Animationen generiert. Dies beschränkt die Ausdrucksmöglichkeiten der Avatare auf das, was sich die Designer von Microsoft vorgestellt haben, so Trueman.

Ein weiteres Problem ist dem Gartner-Analysten zufolge, dass Animationen wie das Winken, der Daumen nach oben und die Herzanimation an bestehende Emoji-"Reaktionen" in Teams gebunden sind, während andere über ein separates Avatar-Menü zugänglich sind.

Eher ein Avatar-MVP

Dies habe zur Folge, dass auf einige Animationen nicht zugegriffen werden kann, wenn andere Teams-Funktionen - die Teilnehmerliste, die Lobby-Funktionalität, der In-Meeting-Chat und die Bildschirmfreigabe - in Gebrauch sind, so Trueman. "Das führt zu einem unzusammenhängenden Erlebnis, das die Benutzer eher ablenkt als sie zu motivieren."

Zu Microsofts Ehrenrettung fügte Trueman hinzu, dass Lippensynchronisation unterstützt wird und der Mund eines Avatars sich bewegt, wenn ein Benutzer spricht, "aber das Gesamterlebnis ist begrenzter und umständlicher als es sein könnte. Daher ist es vielleicht am besten, die anfängliche Einführung von Avataren für Microsoft Teams als MVP (Minimal Viable Product) zu betrachten".

Der Gartner-Analyst wies auch auf die größere Frage der geschäftlichen Akzeptanz von Avataren bei der Arbeit hin. Die meisten Unternehmen müssen sich noch mit den Herausforderungen auseinandersetzen, die Avatare und immersive Technologien mit sich bringen. "Müssen die Avatare der Mitarbeiter ihrem realen Aussehen entsprechen? Werden bestimmte Animationen/Gesten als unangemessen für bestimmte Arbeitstätigkeiten angesehen (etwa Tanzanimationen)", stellte er zur Diskussion. Einige Unternehmen könnten Avatare für Teams auch einfach deaktivieren.

Microsoft Mesh erhält ebenfalls ein Update

Microsoft hat auch ein Update für Mesh Immersive Experiences innerhalb von Teams herausgebracht. Die Funktion, die sich derzeit in einer privaten Vorschau befindet, bietet einen virtuellen 3D-Raum, in dem sich Kollegen treffen können - und kann sowohl über einen PC als auch mit einem VR-Headset genutzt werden.

In diesen "immersiven Räumen" können Teams-Benutzer auf die Teilnehmer zugehen, um sich mit ihnen zu unterhalten. Spatial Audio ermöglicht es den Benutzern, "den Klang wie in einer persönlichen Umgebung zu erleben", schreibt Microsoft-Managerin Craw in ihrem Blogpost.

Microsoft stellt außerdem die Mesh-Entwicklungsplattform als Private Preview zur Verfügung, damit Entwickler maßgeschneiderte immersive Räume für verschiedene Szenarien der Zusammenarbeit am Arbeitsplatz erstellen können, beispielsweise für gesellige Zusammenkünfte, das Onboarding von Mitarbeitern oder Town Halls. Microsoft Mesh ist dabei die zugrundeliegende Plattform, die diese und zukünftige Erlebnisse im Microsoft-Ökosystem ermöglichen soll.

"Dieser plattformzentrierte Ansatz ist ein Alleinstellungsmerkmal für Microsoft, denn viele Anbieter im aufstrebenden Metaverse-Markt haben sich stattdessen dafür entschieden, große, aber flexible Anwendungen zu entwickeln, die versuchen, ein komplettes Set von Metaverse-Funktionen in einem einzigen, zentralisierten System bereitzustellen", so Gartner-Analyst Trueman.

"Durch die Entwicklung von Mesh als Plattform ist Microsoft in der Lage, einen gemeinsamen Grundstock an Funktionen zu liefern, die dann angepasst und in verschiedene Anwendungen und Dienste eingebunden werden können", erklärte er. "Avatare für Microsoft Teams ist das erste derartige Vorhaben, aber Microsoft hat in früheren Blogbeiträgen und Ankündigungen bereits eine Integration in Microsoft Whiteboard angedeutet." (mb)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der US-Schwesterpublikation Computerworld.