Hoher Frauenanteil nicht um jeden Preis
Den IT-Unternehmen rät Böge daher, angesichts dieser schlechten Aussichten nicht „blind“ Manager-Posten an Frauen zu vergeben, nur um die Ziele zu erfüllen und keiner öffentlichen Kritik ausgesetzt zu sein. Dass das nicht zum Erfolg führt, hat die Telekom, die als erstes DAX-Unternehmen eine Frauenquote eingeführt hatte, Ende 2010 mit der Abberufung der ersten „Quotenfrau“ nach nicht einmal sechs Monaten Amtszeit gezeigt.
Für Technologie-Unternehmen, die ihren Frauenanteil erfolgreich und nachhaltig erhöhen wollen, hat InterSearch-Partnerin Böge folgende Tipps, um die wenigen geeigneten Kandidatinnen am Markt von sich zu überzeugen:
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Kandidatinnen das gleiche Gehalt gezahlt zahlen wie männlichen Anwärtern – und das auch aktiv kommunizieren. So erkennen sie: Diesem Unternehmen bin ich genauso viel Wert wie ein männlicher Kandidat.
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Arbeitgeber aktiv das Führen in Teilzeit beziehungsweise eine flexible Gestaltung der Arbeitszeit in Aussicht stellen, auch wenn die Kandidatin noch keine familiären Verpflichtungen hat. Das hat laut Böge keinen wirtschaftlichen Nachteil für das Unternehmen, denn Personal, das in Teilzeit arbeitet, sei nachweislich effektiver als Vollzeitkräfte. Außerdem würden Frauen mit Karriereambitionen von allein schnellstmöglich wieder in Vollzeitpositionen wechseln.
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Mit unterstützenden Maßnahmen für eine Kinderbetreuung zusätzlich punkten. Dies gelte auch, wenn noch keine Kinder da sind, denn die Managerin soll dem Unternehmen möglichst lange erhalten bleiben.
- Arbeitsministerin Ursula von der Leyen ...
... machte sich erneut für die Frauenquote stark. Denn alles andere gehe zu langsam. Seit zehn Jahren versprächen die Konzerne eine freiwillige Verpflichtung und setzten diese aber nicht um. Was sie motiviere, wurde sie auf der Konferenz DLD Women 2013 in München gefragt. Von der Leyen: "Wut". - Antonella Mei-Pochtler, Boston Consulting Group, ...
... hielt dagegen. Sie ist überzeugt, dass eine staatlich verordnete Quote die falsche Methode sei, um Frauen in Führungspositionen zu hieven. Dies müsse Aufgabe der Unternehmen und der Investoren sein. Sie plädierte für mehr Transparenz im Recruiting. - Claudia Nemat, CEO Europe Deutsche Telekom, ...
... bedauerte, dass viel zu wenig Frauen sich für technische Berufe interessierten (MINT). Sie wünscht sich mehr Lehrer, die sich für Technik begeistern und so auch Schülerinnen mitreißen können. - Viviane Reding, EU-Justizkommissarin, ...
... erklärte, dass 60 Prozent aller Hochschulabsolventen Frauen seien, es aber nur zwölf Prozent bis ganz nach oben in Unternehmen schafften. Sie rief dazu auf, das Schweigen zu brechen und Frauen eine Stimme zu geben. - Paul Achleitner, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, ...
... hatte einen schweren Stand, nachdem zuvor ein Bild des Aufsichtsrats seines Unternehmens gezeigt wurde, auf dem nur Männer zu sehen waren. Das Bild kommentierte er als "richtig", aber "nicht fair". Immerhin habe die Deutsche Bank inzwischen 18 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt. Und das Ziel sei 25 Prozent. - Simone Menne, CFO der Lufthansa, ...
... sprach über das Thema Macht und Führung. Ihrer Meinung nach liebten Männer Macht genauso wie Frauen. Aber Frauen würden diese häufig anders einsetzen - mehr zum Wohl der Gemeinschaft und nicht primär für das eigene Wohl. Zudem habe sie festgestellt, dass man Macht brauche, um Dinge zu ändern, aber dass Macht auch einen selbst verändert. Hier sei Vorsicht geboten. - Julia Jäkel, Chefin von Gruner & Jahr, ...
... erklärte, dass ehrgeizige Frauen in unserer Gesellschaft als negativ angesehen würden. Während Ehrgeiz bei Männern ein positives Attribut sei. Generell wünscht sie sich: "Ich möchte meine Entscheidungen treffen können, ohne sie zu rechtfertigen." - Vertreter aus Wirtschaft, ...
... Politik und Wissenschaft aus aller Welt kamen in München zusammen, um über den Einfluss der digitalen Welt auf das Leben von Frauen zu diskutieren. - Jackie Reses, Yahoo (rechts), ...
... äußerte sich erstaunt darüber, dass Marissa Mayers Abschaffung des Home Office bei Yahoo in der Öffentlichkeit so viel Aufruhr hervorgerufen habe. Für Yahoo sei dies ein richtiger und wichtiger Schritt gewesen, die Mitarbeiter wieder nach innen zu holen. Über die Auswirkungen auf weibliche Mitarbeiter und deren Work-Life-Balance wollte sie nicht reden. Auch auf die Frage, ob man den Erfolg dieser Maßnahme messe, erklärte sie im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE: "Wir messen das nicht." - Charlotte Oades, Global Director bei Coca Cola ...
.... und verantwortlich für Women's Economic Empowerment, erklärte, wie die Unterstützung von Frauen, ihr eigenes Business zu gründen, der gesamten Gemeinschaft zu Gute komme. Mit der Initiative "5by20" will der Getränkekonzern fünf Millionen Unternehmerinnen bis 2020 auf die Beine helfen. - Konferenzgründerin Steffi Czerny ...
... rief alle Frauen dazu auf, sich mehr für eine Karriere in der IT zu interessieren. "Coding" sei die Zukunft. Sie versprach, es selbst bis zum nächsten Jahr zu lernen. - Entspannung im Grünen ...
... während der zweitägigen Konferenz, die vom 15. bis 16. Juli 2013 in der Königlichen Porzellan Manufaktur Nymphenburg stattfand. - Leslie Clio sang auf der DLD-Party ...
... am ersten Konferenzabend auf dem Wittelsbacher Platz in der Stadtmitte.
Dass dies die wichtigsten Kriterien sind, bestätigt auch eine Studie des BDU zum Thema „Karriere von Frauen in Fach- und Führungskräfte-Positionen“. Sollten einem Unternehmen zu wenige Kandidatinnen für eine Manager-Position zur Verfügung stehen, kann es professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Personalberatungen, die sich den Kandidatinnen über Direktansprache und mit ausgeprägtem Branchen-Know-how nähern, gelingt es auch, Frauen für eine Stelle zu gewinnen, für die diese umziehen müssen.
Dies erfordert Personalexpertin Böge zufolge größtes Fingerspitzengefühl, weil Frauen, die in der Mitte ihres Lebens stehen und Familie haben, einen Umzug meist scheuen würden. „Verzichten die Unternehmen auf eine bundesweite oder gar internationale Direktsuche, werden sie ihr Ziel einer höheren Frauenquote schnell aufgeben müssen“, ist Böge sich sicher. (kf)