Forschen am semantischen Web

Linguistin setzt sich gegen Informatiker durch

22.08.2008
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Mit ihrer Idee für eine semantische Schlagwort-Eingabehilfe gewinnt Sonja Kraus den "Theseus Talente"-Ideenwettbewerb 2008.

Sonja Kraus hat es gern ordentlich. Auf einer ihrer Ratgeberseiten im Internet, "ordnung-im-leben.de", schreibt sie: "Wer Ordnung hält, findet Dinge schneller und spart Zeit." Kurzerhand hat die 31-jährige Pragmatikerin jetzt eine Idee entwickelt, um auch bei der Suche im virtuellen Chaos schneller fündig zu werden und sich nebenbei viele sinnlose Suchergebnisse zu ersparen: Sie hat sich eine semantische Eingabehilfe für Schlagworte ausgedacht, mit der Texte, aber auch Bilder und Filme später viel besser im Netz geortet werden können. Diesen Vorschlag schickte sie an den Talentwettbewerb des Forschungsprogramms Theseus - und gewann prompt den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis. Das Besondere: Sonja Kraus ist weder Informatikerin noch Mathematikerin, sondern hat Deutsch und Latein auf Lehramt studiert.

Arbeit über semantische Netzwerke

Doch der Reihe nach: Schon seit Längerem hatte sich die engagierte Studentin mit der Bedeutungsebene von Wörtern beschäftigt. Denn an der Universität in Köln ist sie nicht nur in ihren beiden Lehramtsfächern, sondern auch noch in den Magister-Studiengängen Sprachwissenschaften und Sprachliche Informationsverarbeitung eingeschrieben. Bei der Recherche zu ihrer Examensarbeit über Semantische Netzwerke stieß sie dann auf den Theseus-Talentwettbewerb.

Sonja Kraus nimmt von Professor Wolfgang Wahlster und Wirtschaftsstaats-<br/>sekretärin Dagmar Wöhrl den mit 10.000 Euro dotierten Preis entgegen.
Sonja Kraus nimmt von Professor Wolfgang Wahlster und Wirtschaftsstaats-<br/>sekretärin Dagmar Wöhrl den mit 10.000 Euro dotierten Preis entgegen.

Das Theseus-Forschungsprogramm, eines der Leuchtturmprojekte der Bundesregierung, sucht nach neuen Technologien und Standards, mit deren Hilfe das Wissen im Internet besser genutzt und verwertet werden kann. An dem Projekt beteiligen sich Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Mit dem Ideenwettbewerb "Theseus Talente 2008" wollte das federführende Wirtschaftsministerium Nachwuchswissenschaftlern, freien Entwicklern, Studierenden und auch Schülern erstmals die Gelegenheit geben, sich mit Kreativität und Know-how in die Entwicklung einzubringen. Verschiedene Themenbereiche und Anwendungsszenarien standen für die Teilnehmer zur Auswahl. Besonderes Interesse galt dabei semantischen Technologien und Verarbeitungswegen.

Sonja Kraus musste nicht lange überlegen. "Schon vor Jahren hatte ich die Idee, Suchmaschinen auf eine semantische Basis zu stellen, sodass sie die Benutzer besser verstehen und mehr leisten können als bei der herkömmlichen Suche anhand der Schreibweise", erklärt die begeisterte Internet-Nutzerin, die im Netz als "E-Fee.de", als elektronische Fee, anderen Usern mit Rat und Tat zur Seite steht. Dort betreibt sie auch ein eigenes Blog. Das Thema Semantik sei immer stärker aufgekommen und habe immer mehr ihr Interesse geweckt, erzählt sie. So passte eins zum anderen: Parallel arbeitete sie an ihrer Examensarbeit zu dem Thema und verfasste ihre Ideen für das Theseus-Programm mit dem Titel "Semantstrategien".