Martina Voss-Tecklenburg weiß, wie man sich als Frau durchsetzen kann. 1996 war sie Deutschlands erste Fußballerin des Jahres, heute trainiert sie als Kopf eines gemischten Trainerstabs die Fussballnationalmannschaft der Frauen.
"IT und Fussball haben einiges gemein"
Seit knapp einem Jahr ist sie auch als Botschafterin der Adesso-Initiative "She for IT" unterwegs, mit der der IT-Dienstleister Frauen fördern und auch als Mitarbeiterinnen gewinnen will. "IT und Fußball haben einiges gemein", meint Martina Voss-Tecklenburg. Beides seien männerdominierte Bereiche, "in denen man sich als Frau behaupten muss. Zudem ist es für die IT wie für den Fußball schwer, junge Frauen zu gewinnen." Als Coach betreut sie auch die Adesso-Elf, elf Frauen aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern, die der IT-Dienstleister besonders fördern will. Nach dem Kick-off in einer Sportschule bei Kamen - dort hat sich das Team mit einem selbstgedrehten Video in der Kabine eingeschworen - ging es weiter mit Bootcamps. Wöchentlich tauschen sich die Mitglieder der Adesso-Elf aus, neben ihrer Arbeit als Beraterin, Entwicklerin oder Projektleiterin.
Eine von ihnen ist Uta Hemmann, die im Geschäftsbereich "Microsoft" bei Adesso als Projektleiterin IT-Projekte in Banken, in der Automobilindustrie, im Manufacturing und im öffentlichen Sektor verantwortet. Für sie ist die Adesso-Elf "nicht nur ein Coaching-Programm. Es wird uns nicht vorgesetzt - im Gegenteil, wir gestalten das Programm aktiv mit. Wir sehen uns als Vorreiterinnen, und ebnen allen ambitionierten Frauen den Weg in unserem Unternehmen."
"Traut es euch zu!"
Martina Voss-Tecklenburg kommt eine solche Haltung entgegen: "Für mich als Trainerin ist es selbstverständlich, meine Spielerinnen zu fragen, was sie trainieren wollen, und sie einzubinden. Genauso funktioniert auch die Adesso-Elf, ich bin zwar der Headcoach, aber die elf Frauen greifen den Input auf und entwickeln ihn weiter. Das fand ich toll, dass die Frauen so initiativ sind." Jungen Frauen legt die Fußballbundestrainerin deshalb ans Herz: "Findet heraus, wo euer Interesse und eure Leidenschaft liegen und probiert es einfach aus! Traut es euch zu!"
Leidenschaft bildet in ihren Augen zusammen mit Strategie und harter Arbeit den Dreiklang, der zum Erfolg führt, ob im Fußball oder in der IT. Das unterschreibt auch Uta Hemmann: "Für die IT braucht man einfach Begeisterung, aber ebenso die Bereitschaft, sein ganzes Leben lang zu pauken. Die Welt dreht sich im Sekundentakt, und ich muss Trends abschätzen können. Welcher Trend setzt sich durch und wo springe ich auf?" Die Frankfurterin ist es gewohnt, zeitgleich drei bis fünf Projekte zu leiten, und sie hat die harte Schule der Kommunalpolitik und Arbeit in einer konservativen Partei durchlaufen. Auch dort hat sie gelernt, dass man die Menschen für eine Sache begeistern können muss, wenn sie gelingen soll. Darum ist für Uta Hemmann das Netzwerken innerhalb von Adesso ein sehr wichtiger Punkt, gerade auch im Hinblick auf die gewünschte Frauenförderung: "Die neuen 'Women Talks' fördern dies im Besonderen. Es ist einfach toll, jeden im Unternehmen anrufen und um Rat fragen zu können. Es gibt immer jemanden, der beziehungsweise die eine andere Expertise besitzt und diese teilen will und kann."
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Handlungsbedarf bei Bildsprache und Rollenbildern
Die Coaching-Initiative ist nur ein Baustein der Frauenförderung bei Adesso, ein weiterer sind spezielle Weiterbildungen, wie Forschungsleiterin Angela Carrell erzählt: "Unsere neuen Schulungen zum Thema Kommunikation, etwa Verhandeln für Frauen, sehe ich als gute Ergänzung zu unserem Weiterbildungsangebot. Zum einen ist es hilfreich, wenn die Schulung aufdeckt, was in Verhandlungssituationen neben der Verhandlungstechnik noch eine Rolle spielt. Zum anderen bekommen Frauen einen breiteren Methodenkoffer zur Hand. Sie lernen die Spielregeln und Kommunikationsweisen in männerdominierten Bereichen kennen und können dann bewusst entscheiden, wie ihr eigener Weg aussehen soll."
Die Pädagogin arbeitete in der Sozialforschung und bei der Gesellschaft für Informatik, bevor sie 2011 zu Adesso stieß. Mit zwei Brüdern aufgewachsen, habe sie sich eine gewisse Robustheit zugelegt, die ihr in Männerrunden zugutekomme. In den Forschungsprojekten arbeitet sie mit Hochschulen und Universitäten zusammen, in ihrer Position stehe sie in keinem Konkurrenzverhältnis zu den Männern, das erleichtere die Zusammenarbeit. Sie glaubt, dass "auch in einer wertschätzenden Kultur unbewusste Stereotype, etwa darüber, wie eine gute Führungskraft sein muss, dazu führen können, dass Positionen nicht mit Frauen besetzt werden."
Darum sieht sie weiterhin Handlungsbedarf: "Bei dem Thema gibt es noch viel zu tun. Wir müssen etwa auf unsere Texte und Bildsprache achten: Zeigen Bilder überwiegend Männer, die Frauen etwas erklären, transportieren wir ein Rollenbild, das wir gar nicht wollen."
Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf will Adesso stärker im Blick haben. Das stete Wachstum des Unternehmens hilft, so Personalchefin Kristina Gerwert: "Da es immer mehr Niederlassungen gibt, können wir die Mitarbeiterinnen zunehmend standortnah einsetzen. In Dortmund, Köln, München und Frankfurt haben wir viele Inhouse-Projekte, die sich gut mit Teilzeitmodellen vereinbaren lassen, das gilt natürlich auch für die Männer."
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Männer und die Frauenförderung
"Der Weg zum Erfolg der Frauenförderung führt über die Männer." Dieses Zwischenfazit zieht Dirk Pothen, der für Personalverantwortliche Geschäftsführer von Adesso, knapp ein Jahr nach Start der Fraueninitiative "She for IT". In IT-Berufen arbeiten beim IT-Dienstleister nur rund 17 Prozent Frauen, das soll sich künftig ändern. Pothen ist überzeugt: "Diversity macht uns besser und hilft uns dabei, unsere Leistungsfähigkeit und die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und gleichzeitig attraktiver für Bewerberinnen zu werden." Bislang habe die männliche Mehrheit abwartend auf die Frauenförderung reagiert, es habe auch Kritiker gegeben. Pothen hat auch nichts anderes erwartet. Darum sei sein Ziel, die Talente beider Geschlechter zu verbinden: "So haben Frauen tendenziell einen anderen Zugang zu Krisensituationen, sind schneller bereit, etwas anzunehmen und zu ändern, während Männer vielfach schneller in der Umsetzung sind." |